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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Maximo Duncker
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müssen, Freundchen!
    Das verspreche ich, bei allem, was mir heilig ist: Nochmal kommst du nicht davon, van Harm, du bourgeoiser Drecksack.

Drei Elvisse
    Es war ziemlich spät geworden bei Kai van Harms Buchpremiere am Vorabend, sodass Bruno Zabel, der normalerweise schon sehr früh auf den Beinen war, erst gegen Mittag in dem mehr als komfortablen Doppelzimmer des Sterelle aufwachte.
    Weil das Frühstücksbüfett schon geschlossen war, begnügte er sich mit dem Rest lauwarmen Kaffee aus der Thermoskanne, die er sich gestern Morgen in Altwassmuth für die Bahnfahrt nach Berlin abgefüllt hatte, obwohl die ganze Reise keine zwei Stunden gedauert hatte. Auch ein Leberwurstbrot fand sich noch in der Stullenbüchse, die er in der Minibar zwischengelagert hatte, so dass er nach dem improvisierten Mahl und einer ausgiebigen Dusche im marmorgefliesten Bad frisch und munter in den Resttag starten konnte.
    Mittlerweile hatte er sich mit der Idee angefreundet, eine ganze Woche in Berlin zu bleiben, obwohl ihm noch immer etwas bange war vor der Großstadt, vor dem Moloch, vor den unzähligen Gefahren, die dort lauerten u nd die er nur allzu gut aus den schrillen Reportagen des Kommerzfernsehens kannte. Nicht dass er den TV -Dreck allzu ernst oder gar wörtlich nahm, aber ein gewisses Körnchen Wahrheit steckte noch in der gröbsten Übertreibung, im grellsten Sensationsgeheische.
    Nur mit dem flauschigen Bademantel bekleidet, entnahm er dem grün-rot karierten Stoffkoffer mit den Kunstlederkanten sein Notebook. Mit diesem Koffer war er schon Mitte der achtziger Jahre an die Ostsee gefahren, dann in den Thüringer Wald und ins Erzgebirge, um zusammen mit seiner Frau den Jahresurlaub in einem der FDGB -Ferienheime zu verbringen. Sie waren gut miteinander ausgekommen, vier, fünf Jahre lang. Und als Nadine, ihre Tochter, im Wendejahr ’89 geboren wurde, hatten sie sich beide gefreut, denn Nadine war ein Wunschkind gewesen. Bergab ging es anderthalb Jahre später und zwar mit allem, was zählte im Leben, mit dem Beruf, mit dem Geld, das der Beruf einbrachte, und mit der Liebe, auch wenn es eine eingespielte Liebe war, eine unromantische, alltagstaugliche Liebe. Das war die Zeit, als Bruno Zabels Stützpunkt aufgelöst wurde und er von einem Tag auf den anderen nicht mehr Major der Luftstreitkräfte war, sondern, zum Niemand degradiert, beim Arbeitsamt vorsprechen musste. Wenig später zogen seine Frau und Nadine in die Kreisstadt, sodass Bruno seine Tochter nur noch alle vierzehn Tage für ein Wochenende nach Altwassmuth holen konnte.
    Obwohl Bruno eigentlich ein sonniges Gemüt hatte, bekam er von diesen Erinnerungen schlechte Laune. Er griff zum Telefon und ließ sich von der Rezeption das WLAN -Passwort geben, dann las er für zwei Stunden Nachrichten im Internet, zog sich anschließend an und holte seinen geliebten Feldstecher aus dem Koffer, mit dem er sich ans Fenster setzte und die große Stadt Berlin betrachtete, die ihm quasi zu Füßen lag. Das Zimmer in der zehnten Etage bot einen grandiosen Ausblick auf Neukölln und auf alles, was dahinter lag. Bruno verglich das, was er durch den Feldstecher sah, mit den Bildern der Stadt, die er parallel dazu auf Google Earth betrachtete. Auf diese Art verschaffte er sich eine erste Orientierung. Es wirkte beruhigend auf ihn.
    Punkt neunzehn Uhr schlüpfte er mit der rechten Hand in die Schlaufe seines Gelenktäschchens, das seinen Ausweis und Geld enthielt, legte sich das beigefarbene Blouson über den Arm und fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter ins Foyer. Für acht hatte ihn Kai van Harm in seine Junggesellen-Wohnung eingeladen, wo er ihm ein selbst gekochtes Drei-Gänge-Menü servieren wollte. Die Lage von Kais Wohnung hatte Bruno schon am Fenster ausgemacht. Er rechnete mit einer Viertelstunde zügigem Fußmarsch, höchstens.
    Als Bruno an der unbesetzten Rezeption wartete, um den Zimmerschlüssel abzugeben, sah er sie, und für einen kurzen Moment, bevor er begriff, warum sie dort standen, kam es ihm äußerst bizarr vor: drei Elvis Presleys, zwei Tina Turners, zwei Charlie Chaplins, ein Michael Jackson sowie eine Marilyn Monroe in weißem Plisseekleid. Sie standen vor dem Eingang des Sterelle, rauchten und unterhielten sich. Ein Aufsteller neben der Rezeption klärte Bruno über den Grund ihres Daseins auf.
    Exklusiv!
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