Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Maximo Duncker
Vom Netzwerk:
Elvisse, das sah er sofort, einer der Imitatoren der heutigen Gala-Show. Doch ha lt. Nein, irgendwas stimmte nicht mit diesem Exemplar. Genau, jetzt fiel es Bruno auf. Er trug, anders als seine Kollegen, kein Elvis-Kostüm, keines dieser glitzernden, tief ausgeschnittenen, vor Fransen starrenden Ungetüme aus der Spätzeit des Sängers, auch keine Jeans und Lederjacke, Cowboy-Binder oder blaue Wildlederschuhe. Ganz im Gegenteil. Dieser falsche Elvis trug einen ganz unspektakulären, schwarzen Arbeitsoverall, der Bruno ein wenig an die Fliegerkombinationen der NVA -Jagdpiloten erinnerte. Und noch etwas war anders: Weder seine Gesichtszüge noch seine Haare waren echt, es war vielmehr eine Art Kautschukmaske, die oben auf dem schwarzen Overall saß, ein Karnevalskopf des großen Elvis Presley mit einem Hang zur Karikatur.
    »Alles in Ordnung?«, hörte Bruno hinter sich eine Stimme fragen. Er drehte sich um und erkannte das Gesicht der Rezeptionistin, der noch immer der rote Streifen auf der Stirn prangte.
    »Ja, ja«, sagte Bruno, während er sich aufhelfen ließ, »nur dieser Rüpel da …« Er wandte sich wieder zum Ausgang und zeigte nach draußen, doch der Kerl mit Maske und Overall war nicht mehr da. »Da war so ’n Typ, verkleidet wie Elvis …«
    Die Rezeptionistin lachte: »Ja, das ist heut wie ’ne Seuche.«
    »Ja, dit issit wohl«, sagte Bruno, der keine Lust hatte, d er Rezeptionistin den Unterschied zwischen den Gala-Elvissen und dem rüpelhaften Elvis, der ihn gerade um gestoßen hatte, zu erklären. »Schönen Abend noch, wa.«
    »Den wünsch ich Ihnen auch«, sagte die Rezeptionistin.
    Irgendwie war Bruno Zabel nach dem Rempler im Hotelfoyer etwas wacklig auf den Beinen. Der Fußweg, für den er maximal eine Viertelstunde eingeplant hatte, zog sich endlos hin. Bruno schwitzte, und seine Beine taten ihm weh. Zweimal auf der kurzen Strecke musste er sich auf eine Bank setzen und verschnaufen. Das kannte er so gar nicht von sich. Er war zwar keine Sportskanone, er aß viel Wurst, auch Berge von Fleisch, und er trank ganz gerne mal einen über den Durst, aber durch die vielen Wege, die er in Altwassmuth oft zu Fuß und häufiger noch auf dem Rad zurücklegte, auch durch die Gartenarbeit und die Arbeit mit den Störchen, für die Altwassmuth schließlich berühmt war, war seine Kondition, wenn nicht herausragend, so doch zumindest akzeptabel.
    »Was ist denn mit dir passiert, Bruno?« Kai van Harm sah Bruno fassungslos an, nachdem er die Tür geöffnet hatte. Sein freundliches Lächeln erstarb schlagartig.
    »Ick bin heut ein bisschen schwach zu Fuß«, gab Bruno zurück und wischte sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn, wobei ihm das Gelenktäschchen gegen die Nase schlug. Er fluchte leise, dann versuchte er ein Grinsen für seinen Gastgeber aufzusetzen: »Dit schwüle Wetter, der Kreislauf. Keene Ahnung, wat heut mit mir los is. Bin einfach malade. Jibt ja so Tage.«
    »Und was ist das da?«, fragte van Harm, trat einen Schritt aus der Wohnungstür und zeigte ins Treppenhaus.
    Bruno drehte sich um und sah die Bescherung: »Ach du grüne Neune!« Jetzt wurde ihm tatsächlich schwarz vor Augen, vermutlich vor Schreck. Doch bevor Bruno Zabel zusammensacken konnte, war van Harm an seiner Seite, packte ihn am Arm und zog ihn hoch. Dann standen sie da, Bruno auf den Freund gestützt, beide schwer atmend, und betrachteten für ein paar Sekunden die Blutspur, die Bruno im Treppenhaus hinterlassen hatte – alle paar Zentimeter ein Tropfen. Und das Blut, das ließ sich an Brunos heller Hose gut erkennen, war aus dem hinteren Aufschlag seines rechten Hosenbeines getropft. Am rechten Oberschenkel, knapp unter Brunos Gesäß, zeichnete sich ein faustgroßer, rostfarbener Fleck im synthetischen Stoff ab.
    »Mensch Bruno, du musst ins Krankenhaus«, rief Kai lauter, als er wollte.
    »Papperlapapp!«, knurrte Bruno. »Is do’ bloß ’n Kratzer. Da reicht ’n Pflaster.«
    »Wer muss ins Krankenhaus?« Die Nachbartür zur Linken war aufgegangen, und zum Vorschein kam der platinblonde Schopf von Peggy. Ihre Haare waren heute zu kleinen, fiesen Stacheln frisiert, die Seiten und die Nackenpartie waren millimeterkurz rasiert. Sie sah neugierig Kai und Bruno an.
    »Peggy, gut, dass Sie da sind. Wir haben hier einen Verletzten zu bergen. Würden Sie …«, sagte Kai, aber da war Peggy schon in den Flur hinausgesprungen, hatte Brunos anderen Arm gepackt, und so brachten sie gemeinsam den unglücklichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher