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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Maximo Duncker
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Berlin-Touristen in van Harms Wohnung, wo es betörend nach gebratener Poularde und Kräutern roch.
    Sie legten Bruno bäuchlings auf Kais Bett ab, und während van Harm ein paar Handtücher unter Brunos verletztes Bein legte, holte Peggy einen Erste-Hilfe-Koffer aus ihrer Wohnung.
    »Meine jute Hose«, jammerte Bruno, als Peggy den Stoff mit einer Schere anschnitt und – ritsch, ratsch – bis hoch zur Oberschenkelwunde aufriss. Dann nahm sie einen Tupfer, auf den sie etwas Flüssigkeit aus einer Flasche gab, und tupfte damit auf Brunos Bein herum.
    Kai musste sich abwenden. Das war ihm jetzt doch ein bisschen zu viel: Blut, getrocknetes und noch frisches, auf Brunos haarigen Schenkeln. Während Peggy Bruno behandelte, versuchte Kai lieber, durch ein lockeres Gespräch die Situation zu entkrampfen.
    »Wusste gar nicht, dass Sie das können, Peggy, so als Arzthelferin.«
    »Ick hab erst Schwester jelernt!«
    »Ah«, sagte Kai.
    »Issit schlimm, Frollein Peggy?« Bruno klang kleinlaut.
    »Nee, zum Glück nich. Aba wenn ick Sie wär, würd ick morgen zum Doktor damit … Hast du mal ’n Topp heißet Wasser, Herr van Harm, und ’n Lappen …?«
    Als Kai mit dem Wasser zurückkam, war Peggy noch immer am Tupfen. »Wat is eigentlich passiert?«, fragte sie Bruno.
    Und Bruno, der nach dem Schock im Treppenhaus wieder etwas an Kraft zu gewinnen schien, erzählte die Geschichte von den Elvissen, den Marilyns und den anderen nachgemachten Prominenten, und auch von dem kleinen Gedränge an der Tür des Hotels Sterelle berichtete er und von dem Rempler des vierten Elvis’, der im Gegensatz zu seinen drei Artgenossen nach draußen gestürmt war und eine Maske getragen hatte und so weiter, bis zu dem Punkt, wo ihm die Rezeptionistin wieder auf die Beine geholfen hatte.
    »Ick versteh nur Bahnhof, ehrlich jesagt«, sagte Peggy.
    »Also hat dich einer von hinten angerempelt, und du hast dich dabei irgendwie geschnitten?«, versuchte Kai van Harm die Sache auf den Punkt zu bringen.
    »Könnte man so sagen«, sagte Bruno.
    »Sieht aber eher aus wie ein Stich«, sagte Peggy, ohne mit der Tupferei aufzuhören, »nich besonders tief und vielleicht ’n Zentimeter breit. Wie vonnem Obstmesser oder so.«
    »So wat passiert ebend manchmal«, sagte Bruno, »Missjeschicke, Unfälle, blutije zumal. Wusstet ihr übrijens, dass die meisten Todesfälle im Haushalt …«
    »Mensch Bruno, das sind doch olle Kamellen«, unterbrach ihn Kai. »Ich geh mal in die Küche und kümmere mich ums Essen. Ich glaube, das haben wir uns jetzt verdient.«
    Nachdem die Beinwunde versorgt und ein wenig Farbe in sein Gesicht zurückgekehrt war, musste Bruno in Kai van Harms einzige und noch nie benutzte Jogginghose schlüpfen, weil Peggy, trotz Brunos Gejammer, den alten, beigefarbenen und nunmehr rostrot gesprenkelten Synthetikhosen-Kadaver ohne Umstände im Hausmüll versenkt hatte.
    Anschließend saßen sie an der Tafel, die am Wohnzimmertisch eingedeckt war, aßen Salat und tranken leichte, süßliche Aperitifs. Damit Bruno wieder schnell zu alten Kräften kam, hatte Kai eigens eine Tasse Hühnerbouillon heiß gemacht, die er für Anlässe wie diesen portionsweise im Tiefkühlfach hatte. Anfangs sprachen sie noch über Brunos Verletzung, spekulierten über das Wie und Wo. Da sich die Diskussion aber schnell im Kreis zu drehen begann, gingen sie noch vor dem Hauptgang zu interessanteren Themen über.
    Zum Beispiel über Kai van Harms noch immer vor sich hin stagnierende Ehe mit Constanze, in der es kein Vorwärts zu einer klaren Lösung gab und auch kein Zurück in den alten Zustand eines mehr oder weniger harmonischen Zusammenlebens. Über die so gut wie tote Beziehung zu seinen Kindern Janne und Erik, von denen Kai nur so viel zu berichten wusste, dass sie die todessehnsüchtige Mode-Verirrung ihres kurzen Landaufenthaltes im vergangenen Jahr abgelegt hatten und jetzt wie normale Teenager aussahen, die eine ausgeprägte Vorliebe für Markenklamotten und hochpreisige Elektronikartikel hatten.
    Danach kamen sie kurz auf Peggys Familie in Marzahn zu sprechen, und anschließend berichtete Bruno über den Fortgang des Dorflebens in Altwassmuth nach den einigermaßen erschütternden Vorgängen des letzte n Sommers, in die sie beide hineingezogen worden waren und die ja nun auf so wunderbare Weise zum Gegenstand von Kais erstem Buch geworden waren.
    »So hat dit Schlechte ooch noch sein Jutet jehabt«, fasste Bruno diese Schicksalswendung in einem kurzen Satz
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