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1651 - Höllenkreis

1651 - Höllenkreis

Titel: 1651 - Höllenkreis
Autoren: Jason Dark
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Worum es genau ging, war uns nicht bekannt. Um einen Toten, aber es reichte auch völlig. Tanner würde uns mehr sagen, denn er wartete auf uns, und er würde ebenso über das Wetter fluchen, wie wir es taten. Da machte selbst Suko keine Ausnahme. Wir rollten über einen großen Vorplatz. Außer unseren Kollegen hielt sich hier niemand auf.
    Wir stoppten dort, wo die Polizeiwagen aus Tanners Mannschaft standen. Auf den Dächern drehten sich die Lichter.
    »Und jetzt?«, fragte Suko.
    »Steigen wir aus.«
    »Reicht nicht einer von uns, der mit Tanner spricht? Dann können wir losen, wer sich in die Flut stürzt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Seit wann fürchtest du dich vor Regen? Das ist mir völlig neu.«
    »Ich mag das Wasser unter der Dusche. Nur nicht, wenn ich angezogen bin. Verstehst du?«
    »Klar. Du kannst dich ja ausziehen.«
    »Haha.« Suko schnallte sich los.
    Wir beiden waren alles andere als begeistert, aber wir kannten auch unseren Freund Tanner. Wenn der uns anrief, dann brannte zwar nicht immer die Hütte, aber er hatte sich nie grundlos mit uns in Verbindung gesetzt. Da hatte es stets Ärger gegeben. Anders gesagt: einen Fall, um den wir uns kümmern mussten.
    So würde es auch jetzt sein. Die meisten Fälle begannen mit einem Mord. Was dann folgte, war in der Regel der reine Horror. Darauf konnten wir uns schon mal einstellen.
    Ich warf einen letzten Blick nach vorn. Die Flut bildete einen Vorhang aus Wasser. Da gab es keine Lücken.
    Wir mussten durch und würden bis auf die Haut nass werden. Aber wir sahen das Ziel. Jenseits der Treppe wurde die Szenerie aufgerissen. Helles Licht konzentrierte sich auf eine bestimmte Stelle vor dem Eingangsportal, wo sich auch die schattenhaften Gestalten unserer Kollegen aufhielten.
    »Fertig?«, fragte Suko.
    »Ja.«
    Gleichzeitig öffneten wir die Türen. Meine war noch nicht ganz aufgestoßen, als mich die erste Ladung erwischte. Der Regen fegte schräg von vorn auf mich zu. Für einen Moment kam mir der Gedanke, jemand hätte mir das Wasser aus einem Eimer ins Gesicht geschüttet. Ich schüttelte den Kopf, stieg aus und vergaß den Vorsatz, die Jacke über den Kopf zu stülpen, denn mein Haar war sowieso schon nass.
    Also durch!
    Suko und ich rannten geduckt nebeneinander her. Der Boden war glatt. Wind wehte über den freien Platz, erfasste auch das Wasser auf dem Boden und spülte es uns in zittrigen Wellen entgegen. Wir wussten, wohin wir laufen mussten, und hatten Probleme mit dem Untergrund aus Stein, den das fließende Wasser ziemlich glatt hatte werden lassen.
    Zwar brannte jenseits der Treppe das Licht der Scheinwerfer, aber ihre Helligkeit reichte nicht bis zu uns und nicht mal bis zum Rand der Treppe. Wir hatten Glück, dass wir die erste Stufe nicht übersahen und stolperten.
    Auch die Stufen waren glatt. Das Wasser floss uns entgegen, und ich hörte mich mehr als einmal fluchen, dass ich überhaupt ans Telefon gegangen war. Ich hatte es mir schon auf der Couch bequem gemacht, um mich vom letzten Fall erholen zu können, der mich nach Cornwall geführt hatte, wo ein berittenes Albtraumgespenst erschienen war.
    Jetzt war ich wieder in London, lief eine glatte Treppe hoch, hörte mich fluchen und war froh, als ich die letzte Stufe erreicht und eine bessere Sicht hatte.
    Es war nicht so einfach, denn das Wasser rann aus meinen triefnassen Haaren über mein Gesicht und sorgte dafür, dass ich alles nur verschwommen sah:
    »Kommt her, hier ist es einigermaßen trocken. Da könnt ihr euch aus wringen.«
    Tanners Stimme war nicht zu überhören gewesen.
    Ein Blick reichte. Ich sah, dass er nicht im Regen stand, sondern Schutz im Eingangsportal der Kirche gesucht hatte. Hinter ihm stand die Tür offen, sodass mein Blick in ein geheimnisvolles Dunkel fiel. Weit hinten glaubte ich ein schwaches Flackern zu sehen, das von einer Kerze stammen konnte.
    Dann stand ich neben Tanner, ohne ihn zu beachten. Er hatte recht. Ich musste mich erst mal auswringen. Das fing bei den Haaren an, dann war die Kleidung an der Reihe und zuletzt wischte ich mit den Handflächen das Wasser aus meinem Gesicht.
    »Willkommen im Spätherbst«, begrüßte Tanner uns und lachte.
    »Scheiß Job, wie?«
    »Hör auf. Ich hätte nicht ans Telefon gehen sollen.«
    »Stimmt. Dann hättest du aber was verpasst.«
    »Und was?«
    »Später, Geisterjäger.«
    Die Klamotten klebten mir am Körper. Suko erging es ebenso. Auch er hatte sich so gut wie möglich aus gewrungen und strich jetzt über
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