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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade
Autoren: Kiernan Celine
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dich selbst gestellt, meine Kleine.« Er richtete seinen düsteren Blick in die Finsternis. »Da draußen sind Wölfe. Sie kommen.«
    »Vater«, bettelte Wynter, doch Lorcan war bereits entschwunden, sein weißes Hemd nur mehr ein blasser Fleck in der herabsinkenden Nachtschwärze. Als er sich noch einmal zu ihr umdrehte und einen Finger auf die Lippen legte, waren seine Züge verschwommen.
    Da erhellte ein Blitz die Umrisse der Bäume durch die Leinwand ihres Zelts. Wynter schrie auf, und während über ihr der Donner grollte, wurde sie endlich vollständig wach. Ozkar wieherte unruhig, sie hörte ihn aufstampfen und ängstlich trippelnd an seinem Strick zerren. Heftig riss Wynter den Kopf herum, als sich in dem noch nicht ganz finsteren Wald etwas bewegte.
    Er stand genau in dem offenen Kreis zwischen den Bäumen, keine fünfzehn Fuß von ihr entfernt. Seitlich zu ihr
gerichtet, hielt der Räuber einen dicken Stock in der Hand und beobachtete sie durch die offene Seite ihres Unterschlupfs. Er musste ihre Augen in der Dämmerung aufleuchten gesehen haben, denn nun umschloss er den Stock fester und grinste sie an, seine Zähne schimmerten im Halbdunkel.
    »Keine Angst«, sagte er leise. »Bin bloß ich … du hast mir ja eine hübsche Spur hinterlassen. Sehr aufmerksam von dir.«
    Mucksmäuschenstill blieb Wynter liegen und sah zu, wie er sich über die Lichtung schlich, den Stock zur Seite gestreckt. Erneut flackerte ein Blitz auf, so dass sie das Messer in seiner anderen Hand erkennen konnte. Kurz war Wynter geblendet, doch dann konnte sie wieder sehen: Der Mann stand neben ihrem Zelt und blickte auf sie herab. Das Grinsen war verschwunden, seine Miene jetzt argwöhnisch.
    »Also«, sagte er. »Ich werde dir nicht wehtun. Kapiert?« Er ging auf die Knie, den Stock immer noch erhoben, das Messer vor sich. Er ließ Wynter nicht aus den Augen, den Kopf hielt er leicht nach hinten geneigt. Seine Stimme war leise, als spräche er mit einem zähnefletschenden Hund. »Wenn du mir gibst, was ich will, dann tu ich dir nicht weh. Einverstanden?«
    Wynter gab keinen Laut von sich und rührte sich nicht.
    Immer noch kniete der Mann dort und versuchte, ihre Absichten einzuschätzen. Dann ließ er den Blick an ihrem Körper herabwandern, auf den Brüsten verweilen, zwischen ihre Beine sinken und wieder zu ihren Brüsten klettern. Seine Lider wurden schwer, die Lippen teilten sich. Wieder sah er Wynter in die Augen und zeigte ihr das Messer.
    Und dann bückte er sich ins Zelt.
    Wynter wartete, bis er ein Bein hob, um sich rittlings auf sie zu setzen, bevor sie ihm mit aller Kraft in den Unterleib boxte. Pfeifend schoss die Luft aus seinen Lungen, und als er
sich zusammenkrümmte, warf Wynter den Kopf nach vorn und verpasste ihm einen heftigen Stoß zwischen die Augen. In hohem Bogen spritzte Blut aus der zerschmetterten Nase, und Wynter zog die Füße an und trat den Angreifer vor die Brust, so dass er unter dem Leintuch hinausrollte.
    Sofort hechtete sie ihm hinterher, hastig nach ihrem Dolch tastend, weil sie hoffte, ihn töten zu können, solange er noch benommen war. Doch er musste die Konstitution eines Ochsen haben, denn im Nu rollte er sich herum und kam auf die Füße, das Messer erhoben, die freie Hand in den Schritt gepresst. Wynter sah ihm in die Augen und las darin, welches Schicksal ihr blühen würde, sollte sie sich von diesem Mann überwältigen lassen. Hinter ihnen warf sich Ozkar hin und her und schlug aus, versuchte, sich von seinem Strick zu befreien. Blitze durchzuckten den Himmel, Donner brüllte.
    Ganz langsam stand Wynter auf und trat ihm gegenüber. Sein Blick fiel auf den Dolch in ihrer Hand, und er grinste durch das Blut, das seinen Mund umfloss.
    »Jetzt lass mal schön das Gemüsemesser fallen, Kleine, sonst werde ich noch wütend.«
    Als Antwort hob Wynter den Dolch höher und ging in Angriffsstellung. »Verschwinde«, sagte sie, »und du darfst deine Männlichkeit behalten.«
    Die Miene des Räubers verfinsterte sich zu boshafter Heiterkeit. Dolch hin oder her, er wusste genau, dass Wynter nicht viel gegen ihn ausrichten konnte. Er war schwerer, größer und stärker als sie und wahrscheinlich gewöhnt, gegen Männer seiner eigenen Statur zu kämpfen.
    »Na komm schon«, schmeichelte er. »Lass uns Freunde sein.«
    Wynter wich nicht von der Stelle, und der Mann lachte.
Ein lautloser Blitz flackerte auf, und Ozkar stampfte und warf den Kopf zurück, der Strick war inzwischen bis zum Zerreißen
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