Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
Wasserschläuche um beide Arme schlang und sich auf Hände und Knie niederließ. Oder, großer Gott, einen Becher Erdbeertrank … oder Apfelkuchen mit dickem Rahm . Vorsichtig glitt sie bäuchlings den Hang hinab. Ohren und Augen waren wachsam auf die Umgebung gerichtet, Herz und Magen träumten vom Essen.
    Sie erreichte den Rand des Dickichts und spähte auf den flachen kleinen Bach hinunter, der sich blubbernd seinen Weg durch das tiefe Bett bahnte. Wynter wusste, dass sie nur ein unauffällig dunkler Fleck im Wechselspiel der Schatten war, solange ihr Gesicht verhüllt blieb. Aber sie verzichtete dennoch auf jede unnötige Bewegung, streckte vorsichtig die Arme aus und tauchte den ersten Schlauch ins Wasser. Langsam füllte er sich, und Wynter legte die Wange auf die Böschung, um die Straße im Auge zu behalten.
    Der erste Sack war voll und Wynter im Begriff, den zweiten in den Bach zu halten, da vernahm sie Hufe durch das Gras in ihre Richtung stapfen. Hastig riss sie die Hand zurück und drückte sich flach auf den Boden, als das Pferd vorbeigaloppierte.
    Es war ein Händler, dem Erscheinungsbild nach von mittlerem
Einkommen, der ein voll beladenes Packmuli hinter sich herzog. Für die sperrige Last des Tiers ritt er viel zu schnell, und immer wieder drehte er sich um, Schrecken im Gesicht. Sorgenvoll blickte Wynter ihm nach und fragte sich, was zum Henker er wohl erwartet hatte, wenn er ganz allein auf dieser Straße reiste. Er hatte nicht einmal genug Umsicht gezeigt, sein kostbares Sattelzeug oder die edle Kleidung zu verstecken.
    Zwei Verfolger waren ihm auf den Fersen; sie ritten sehr schnell und tief in die Sättel gebeugt. Rasch hatten sie ihre Beute eingeholt, nahmen das Packmuli in ihre Mitte wie Wölfe und schlossen zu dem Fliehenden auf. Im wilden Galopp holte der linke Räuber mit einem Stock weit aus und riss den Händler mit einem Hieb gegen den Kopf vom Pferd.
    Der helle Hut des Getroffenen flog hoch durch die Luft und rollte vor Wynter in den Graben. Der Mann selbst stürzte zwischen die Pferde und wurde im Staub zurückgelassen, während die Räuber weiterrasten, um seine Tiere einzufangen.
    Wynter konnte den Blick nicht von dem Händler abwenden, der rücklings auf der Straße lag. Er war völlig benommen, das Gesicht von Schmutz bedeckt, und unter seinem Kopf sammelte sich ein dünnes Rinnsal Blut zu einer Lache. Sie hörte, wie die Wegelagerer sein Pferd und das Muli erhaschten und umkehrten, und sie wusste genau, welches Schicksal dem armen Mann nun blühte. Geräuschlos zog sie das Kinn ein und ballte die Hände zu Fäusten, als die Wegelagerer wieder in Sicht kamen.
    Einer von ihnen, der mit dem Stock, sprang behände aus dem Sattel und trabte auf den Händler zu. Wynter sah den auf dem Boden Liegenden eine behandschuhte Hand gen Himmel heben, sein Blick war fragend. Ganz offensichtlich begriff er nicht, was ihm geschehen war. Der Räuber hob den
Stock hoch über den Kopf, und als er ihn auf das Gesicht des Händlers herabsausen ließ, kniff Wynter fest die Augen zusammen.
    Danach folgten nicht mehr viele Schläge. Wynter blieb ganz still liegen, das Gesicht in die Hände vergraben, während die Diebe den Leichnam entkleideten. Angeregt plaudernd erledigten sie ihre Arbeit, sie schienen einander gut zu kennen und ihrem Beruf gänzlich ungezwungen nachzugehen. Sie erwähnten ein Gasthaus und eine Jenny und fragten sich, welchen von ihnen sie wohl lieber mochte. Sie überschlugen, wie viel ihnen ihr Fang einbringen würde, und kamen zu dem Schluss, dass es nicht wenig wäre. Vielleicht so viel, dass Jenny sie sogar beide gleichzeitig mögen würde, wenn sie es schlau anstellten. Dazu lachten sie reichlich und gut gelaunt, und Wynter musste sich die Finger fest gegen die Schläfen pressen und auf die Lippe beißen.
    Endlich entfernten sich ihre Stimmen in Richtung Pferde, und Wynter wagte es, den Kopf zu drehen und den Händler anzusehen.
    Die Räuber hatten ihn an den Straßenrand geschleppt und ordentlich am Fuße eines Baums abgelegt, als wollten sie höflich den Weg nicht blockieren. Mit dem Rücken zu ihr lag er zusammengekrümmt auf der Seite, und nachdem sie erst hingesehen hatte, konnte Wynter unmöglich den Blick wieder von ihm lösen. Das war vielleicht jemandes Vater, jemandes Sohn. Bis vor wenigen Augenblicken war er am Leben gewesen, hatte geatmet, Gedanken und Pläne gehabt. Und nun war er nichts als Fleisch, achtlos beiseitegeworfen und zurückgelassen als Aas für die Dachse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher