Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
Deckung des dichten Waldes auf die Bequemlichkeit der Straße verzichteten. Es kam ihr vor, als hätten die Haunardier die anderen nur angerufen, um sich über ihren Leichtsinn lustig zu machen.
    Lachend sagte der Jüngste noch: »Wir hoffen inständig,
dass es nicht Eure Listigkeit ist, die Ihr an der Tafel des Rebellenprinzen andienen wollt.«
    Der Rebellenprinz? , dachte Wynter. Alberon! Ungläubig starrte sie die Männer unten auf der Straße an. Dann versammelst du also Verbündete um deine Tafel. Aber Gütiger, Alberon! Erst Comberer und nun Haunardier? Hast du den Verstand verloren?
    Unten stichelte der junge Haunardier weiter, seine hämische Stimme wehte zu Wynter herauf. »Wir möchten in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, dass Ihr ebenso gut grölend mitten auf der Straße tanzen könntet, so unauffällig, wie Ihr Euch dort oben im Wald gebärdet habt.«
    »Was Ihr nicht sagt«, knurrte der kleinere Comberer. »Und Euer feinfühliges Geschick als Unterhändler wird für den künftigen König von unschätzbarem Wert sein, wage ich zu behaupten. Schlaft wohl in den kommenden zwölf Nächten, Ihr Haun, und seid gewiss, wir werden dann Euch im Feldlager treffen.«
    Noch im Sprechen begannen die Comberer, wieder bergan zu steigen, und Wynter trieb Ozkar leise zurück ins Zwielicht, während sie den zwischen den Zähnen hervorgestoßenen Abschiedsworten lauschte. Die Comberer machten sich durch die Bäume davon, Pfeifenrauch und unterdrücktes Murmeln wehte hinter ihnen her. Die Haunardier mussten wohl den gegenüberliegenden Abhang erklommen haben und dort mit dem Wald verschmolzen sein.
    Wynter blieb, wo sie war, tief in Gedanken versunken. Unter ihr döste Ozkar wieder ein.
    War es möglich, dass der König recht gehabt hatte? War es tatsächlich Alberons Absicht, die Krone zu stürzen? Bei der Vorstellung, dass Alberon ein Bündnis mit den Haunardiern oder auch mit den Comberern eingegangen sein könnte, lief es Wynter eiskalt den Rücken hinunter. Hatte er sich
wahrhaftig gegen seinen Vater gestellt, mit gierigen Eroberern zur einen Seite und frömmlerischen Eiferern zur anderen? Was sollte dann aus dem Königreich werden, und welchen Empfang hatte Wynter von ihrem alten Freund zu erwarten, falls er sich wirklich seinem Vater entgegenzustemmen versuchte?
    Den Blick in den Wald gerichtet, dachte sie an die Haun und die Comberer und an alles, wofür sie standen. Wenn es hart auf hart käme und sie zwischen ihnen und König Jonathon abwägen müsste – Alberon hin oder her -, dann gab es für Wynter keinen Zweifel, für wen sie sich entscheiden würde. Sie schüttelte den Kopf und sah sich hilflos um. Über so etwas wollte sie jetzt nicht nachdenken. Urplötzlich wollte die Verzweiflung sie übermannen, und sie richtete sich kerzengerade auf, um sich innerlich dagegen zu stählen.
    Schluss jetzt , ermahnte sie sich streng. Es hat keinen Zweck, sich Sorgen zu machen, bevor ich Alberon nicht gefunden und die Wahrheit herausbekommen habe. Dann sehen wir weiter, und die ganze Sache wird mit Leichtigkeit aufgeklärt werden . Grimmig entschlossen schob sie das Kinn vor. Sie hatten ihren Vater für diese Unternehmung geopfert, sie setzte ihr eigenes Leben aufs Spiel, und sie würde nicht scheitern.
    Der Wald lag nun wieder still und dem Anschein nach menschenleer, also wagte sich Wynter endlich aus ihrem Versteck und rutschte von Ozkars Rücken. Müde lehnte sie sich einen Augenblick lang an seinen Hals. Sie und Ozkar waren kurz vor Morgengrauen aufgebrochen und hatten beide eine Rast dringend nötig. Am sichersten wären sie weiter hügelan, doch zuerst musste Wynter ihren Wasservorrat auffrischen. Sie beschloss, die Wasserschläuche im Fluss neben der Straße zu füllen, obwohl es riskant war. Gott allein mochte wissen, wann sie wieder Gelegenheit dazu bekäme.

    Als sie die Schnüre löste, schnüffelte Ozkar an ihr und knabberte auf der Suche nach Futter an ihrem Hemd. Erschöpft und ungeduldig schob Wynter seinen Kopf beiseite. Morgens und abends bekam er jeweils einen Laib Pferdebrot, und das war mehr als ausreichend, selbst bei ihrem zügigen Marsch. Von ihr aus hätte er gern mehr haben können – sogar alles, denn nach fünf Tagen hingen ihr Pferdebrot, Käse und getrocknete Wurst weidlich zum Halse heraus. Selbst eingeweicht war das derbe Backwerk eine Zumutung für die Zähne und Folter für die Gedärme.
    Was würde ich nicht für einen Teller Leber mit Zwiebeln geben , dachte sie, während sie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher