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Möwenspur

Möwenspur

Titel: Möwenspur
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
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führt?“
Marc dachte nach und musste Gerard recht geben.
Warum sollte er den Toten melden und sich damit ins
Geschehen integrieren? Warum eine Spur legen die zu
ihm führen muss? Da er mich als ZeugenfürdieTatzeit hatte, war er absolut auf der sicheren Seite. Was
aber, wenn das alles Teil des Planes war? Was, wenn
er den Plan mit dieser Julie genauso ausgedacht hatte?
Er hatte ein Alibi durch mich und sie schafft sich ihr
Alibi über die Freundschaft zu diesem Jean-Marie
Morvan, die vielleicht in Wirklichkeit gar nicht bestand.
Die Überlegungen konnte er durchaus anstellen aber
er würde sie auch beweisen müssen. Hatte er jetzt
wirklich ein solches Misstrauen seinem besten Freund
gegenüber? Marc war verunsichert und wusste nicht
mehr was er denken sollte.
„Wenn die Polizei damals die Spuren auf der Yacht
hätte sichern können, dann wären die Fingerabdrücke
der Männer gefunden worden und man hätte sie einer
Bestrafung zuführen können.“
„Das wäre nicht möglich gewesen. Die Polizei hätte
nichts gefunden. Sylvie war nochmals auf das Schiff
gegangen um alles sauber zu machen. Das gesamte
Boot hatte sie gereinigt. Sie hoffte, dass die Schuldigen vielleicht eines Tages von anderer Stelle eine Bestrafung erhalten als von der Justiz, die immer zuerst
die Opfer verdächtigt selber schuld zu sein. Auch
wenn es dir schwerfällt mir zu glauben, Marc. Ich
habe mit den Morden nichts zu tun. Du wirst es akzeptieren müssen, weil es so ist.“
Marc dachte lange nach. Letztlich hatte Gerard recht.
Er war weder mittelbar noch unmittelbar an den Morden beteiligt. Sie waren zu den Tatzeiten zusammen
gewesen, so dass er ein ausgezeichnetes Alibi aufweisen konnte. Nur für den ersten Mord, da konnte er
nicht mit ihm als Zeugen rechnen. Aber er tat sich
dennoch schwer zu glauben, dass sein Freund völlig
ahnungslos und unbeteiligt war.
Er befand sich in einer schwierigen Situation. Er war
Polizist und er hatte eine Spur, die eine Verbindung
zu den Toten ergab, der Name der Yacht. Sollte er
Ewen, seinen Freund als eventuellen Tatbeteiligten
nennen? Aber die Tat oder eine Beteiligung war ihm
nicht nachzuweisen. Was vorstellbar wäre, zählt nicht
in einem Rechtsstaat, vor Gericht zählt nur, was auch
beweisbar ist. Wem würde es nützen, wenn er jetzt
das Ansehen von Gerard Martinou beschädigte? Er
hätte vielleicht einen Fleck auf seiner weißen Weste,
mehr aber auch nicht. Die Tat musste eine andere
Aufklärung erfahren, ohne dass er Gerard erwähnen
würde. Es gab ja noch die Wachsspur und es gab die
Frage nach den Fingerabdrücken, die man im Haus
von Julie Peguez sichergestellt hatte. Vielleicht war ja
ein Abdruck von den drei anderen Toten dabei. Wenn
nicht? Vielleicht gab es doch noch einen anderen Täter und ein anderes Motiv.
„Du hast recht Gerard, ich weiß, dass du die vier
Männer nicht ermordet hast. Vielleicht sind es auch
nur drei, und der letzte starb wirklich an einem Unfall.
Es ist schon ein verdammter Zufall, dass es die vier
Vergewaltiger waren die jetzt tot sind. Unsere
Freundschaft soll daran aber nicht scheitern. Ich bin
zwar Polizist, aber deshalb muss ich nicht jeder Idee,
die mir durch den Kopf geht nachgehen. Es war diese
‚Möwenspur‘, die mich zweifeln ließ. Ich möchte dir
nicht unrecht tun. Mit einem Mörder könnte ich nicht
befreundet sein, mit dem Onkel eines Opfers sehr
wohl.“
Marc nahm das Glas, das vor ihm auf dem kleinen
Klapptisch stand in die Hand.
„Prost, auf unsere Freundschaft!“
„Prost!“ antwortete ihm Gerard „Auf unsere Freundschaft“.

Kapitel 23
    Es war am Samstagabend als Ewen sich bei Marc meldete. Marc und Gerard waren vor etwas mehr als einer halben Stunde in ‚Le Paradis‘ eingetroffen, nachdem sie
noch einen sehr schönen Tag auf der Belle-Île verbracht
hatten. Für die Fahrt von Belle-Île zurück nach Concarneau ließen sie sich den ganzen Samstag Zeit.
„Du fährst morgen wieder zurück nach Paris, wenn ich
mich nicht täusche?“
„Stimmt!“ sagte Marc.
„Ich wollte dir aber wenigstens die Ergebnisse unserer
Untersuchungen mitteilen. Wir haben das Wachs auf der
Jacke von Madame Peguez mit dem auf den Kleidern
von Le Floch verglichen. Es gab auch bei dieser Jacke
keine Übereinstimmung. Das Wachs auf seiner Kleidung
musste schon etliche Jahre alt sein, das Wachs auf ihrer
Jacke war relativ frisch. Alle Fingerabdrücke in ihrem
Haus und in ihrer Wohnung stammten von ihr oder von
Jean-Marie Morvan. Wir haben keinerlei Verbindung
zwischen
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