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Möwenspur

Möwenspur

Titel: Möwenspur
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
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treiben
lassen. Während man im Berufsleben getrieben wird,
auch als Selbstständiger wie ich, so will ich mich,
sobald ich mich endgültig zur Ruhe gesetzt habe nur
noch treiben lassen. Treiben lassen von den schönen
Künsten, vom Wetter, von der Laune oder dem Wind.
Es wird ein herrliches Leben sein. Ich lade dich ein,
mich dabei zu begleiten. Wie du siehst, reicht der
Platz an Bord der Yacht und auch im Haus für zwei
Menschen gut aus.“
„Du solltest dir eine Frau als ständige Begleiterin suchen.“
„Du bist mir der Richtige, mir solch eine Empfehlung
zu geben. Wie sieht es denn bei dir aus? Du bist doch
auch ein Einzelgänger. Für mich ist es jetzt zu spät,
du kanntest meine Freundinnen zum Teil, es war einfach nie die Richtige dabei. Jetzt bin ich so ein eingefleischter Junggeselle, dass ich mich nicht mehr zu
einer festen Bindung eigne. Hin und wieder eine kurze
Bekanntschaft oder ein Flirt, das ist okay, aber keine
feste Beziehung.“
Marc nickte und merkte auf einmal, dass sein Gleichgewichtsorgan nur eine Pause eingelegt hatte.
Die
Wellen waren etwas grösser geworden und das Schiff
schaukelte deutlich stärker. Es war nicht so, dass man
Angst haben musste, dass der Bug sich stark senken
oder aufbäumen würde, aber für jemanden der nur das
Festland gewohnt war, brauchte er doch eine längere
Eingewöhnungszeit. Noch hatte er nicht das Gefühl,
dass sein Magen reagieren würde. Nach weiteren drei
Stunden hatte er sich erstaunlich gut an das auf und ab
der Bewegungen gewöhnt und konnte sogar ohne Mühe die Stufen hinunter in die Kabine gehen.
Als sie etwas mehr als vier Stunden unterwegs waren
konnte Marc die Umrisse der Île de Groix sehen. Sie
segelten direkt auf die Insel zu.
„Das ging ja recht flott!“ meinte er und zeigte auf die
Küstenlinie, die sich aus dem Dunst hervorhob.
„Wir sehen uns heute die Insel Groix ein wenig an,
verbringen die Nacht hier und segeln morgen dann
weiter zur Belle-Île. Wir werden von hier bis zur Belle-Île noch einmal etwa sechs Stunden brauchen. Wir
segeln dann am Samstag in der Frühe von dort zurück
nach Concarneau. Bist du einverstanden?“
Marc wäre mit allem einverstanden gewesen. Inzwischen genoss er sichtlich die Zeit auf dem Boot. Sein
Magen hatte nichts von sich gegeben und sein Gleichgewichtsorgan hatte sich an die Bewegungen gewöhnt. Das Wetter war herrlich und das Leben schien
es gut mit ihnen zu meinen.
Als sie auf der Insel angekommen waren und die Segelyacht vertäut war gingen sie an Land. Plötzlich
merkte Marc, dass er sich an das Schwanken so gewöhnt hatte, dass es ihm beinahe fehlte. Er wankte für
einige Sekunden auf dem festen Boden. Gerard, der
das Phänomen kannte lachte herzlich als er Marc so
dastehen sah.
Die beiden Männer gingen an den kleinen Häusern am
Hafen vorbei. Die kleine Ortschaft Groix lag etwa
einen Kilometer von seinem Hafen entfernt. Der Hafen ‚Port Tudy‘ war inzwischen ein reiner Yachthafen
geworden. Die Fischerboote, die ihn früher einmal
bevölkerten waren schon lange verschwunden. Marc
sah ein kleines Hotel und eine Bar. Sie gingen die
Straße, die zum eigentlichen Ort Groix führte entlang.
Die Besichtigung der näheren Umgebung dauerte etwa zwei Stunden. Danach spazierten sie zurück zum
Hafen. Gerard sagte, dass er hier ein sehr gutes Restaurant kenne. Sie gingen zum Hotel Ty Mad das beinahe genau gegenüber dem Anlegeplatz der Yacht lag.
Durch einen kleinen Torbogen betraten sie den Garten, durchquerten ihn und traten in das Restaurant.
Gerard bestellte einen Campari orange und Marc entschied sich für einen Portwein.
„So könnte man wirklich in Zukunft sein Leben verbringen.“ Marc sah seinen Freund an. Der grinste und
sagte dann: „Was meinst du, warum ich nur noch sehr
wenig Zeit in meiner Praxis verbringen möchte. Ich
kann es mir inzwischen leisten und das Leben ist kurz
genug. Das möchte ich wenigstens ein bisschen genießen.“
Das Essen war hervorragend. Da es noch immer schön
warm war, entschlossen sie sich, zurück auf die Yacht
zu gehen und an Deck eine Flasche Bordeaux zu trinken. Gerard hatte einen kleinen Klapptisch hervorgezaubert und so konnten sie sich auf die Bank setzen,
ihre Gläser auf dem Tisch abstellen und die Seele
baumeln lassen. Marc wusste nicht genau wie lange
sie schon an Bord waren, als sein Blick auf die Möwen fiel, die immer wieder zu den nur wenige Meter
entfernten Felsen hinaufflogen und in den größeren
Wasserlachen, die sich bildeten wenn die Wellen
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