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Möwenspur

Möwenspur

Titel: Möwenspur
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
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darüber hinweg rollten nach Nahrung zu suchen. Nun
kam ihm doch wieder der Mordfall in den Sinn.
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Die Fischabfälle! Die Fischabfälle hatten die Möwen
angezogen und es waren die Möwen, die den Fundort
zeigten, sie legten sozusagen eine Spur. ‚La trace des
Mouettes‘, die Spur der Möwen!
Jetzt war er doch wieder der alte Hase, der Kombinierer wie sie ihn manchmal in Paris nannten. Er erschrak bei dem Gedanken. Marc blickte seinen Freund
mit weitoffenen Augen an und dieser konnte das Erstaunen in den Augen seines Freundes erkennen.
„Gerard, sag dass es nicht wahr ist!“
„Was soll nicht wahr sein, Marc?“ Gerard wusste
nicht wovon Marc sprach.
„Du kennst die tote Sylvie, nicht wahr? Es war deine
Yacht auf der die Vergewaltigung stattfand. Hab ich
Recht?“
Gerard sah seinen Freund lange an bevor er etwas
antwortete.
„Glaubst du, dass ich etwas mit den Morden zu tun
habe? Ich habe den zweiten Toten gefunden, ja, aber
das ist auch schon alles. Ansonsten waren wir immer
zusammen gewesen. Oder etwa nicht? Auch als der
dritte oder jetzt der letzte Mann ermordet wurde waren wir zusammen. Also auf welche Idee bist du jetzt
gekommen?“
„Aber du kanntest die tote Sylvie, nicht wahr?“ Marc
ließ nicht locker.
„Ja, ich kannte sie, ich kannte sie sogar sehr gut und
ich mochte sie sehr. Sylvie war mein einziges Patenkind und die einzige Nichte.“
Marc konnte im Gesicht von Gerard Trauer und einen
Anflug von Ärger erkennen als er ihm antwortete.
„Du hattest ihr deine Yacht gegeben als sie mit ihren
Freunden diesen Segeltörn machen wollte, nicht
wahr?“
„Sylvie war eine ausgezeichnete Seglerin. Sie beherrschte das Boot wie kein anderer. Ja, ich habe es
ihnen geliehen. Aber ich wusste nicht, mit wem sie
unterwegs gewesen ist. Ich wusste noch nicht einmal,
dass außer ihr noch ein Mädchen an Bord war. Sie
hatte mich um die Yacht gebeten, weil sie sich für ein
schönes Wochenende in Paris, bei ihren Freunden
bedanken wollte. Sie war etwa ein Jahr zuvor zu einem verlängerten Wochenende nach Paris eingeladen
gewesen, um mit Freunden, die sie wohl von der Uni
kannte Sylvester zu feiern. Sie hatte ein herrliches
Wochenende verlebt und sie berichtete mir davon. Sie
besuchte mich in Paris, noch bevor sie zurück nach Concarneau gefahren war. Als sie mich dann fragte, ob sie
wohl die Yacht für ein paar Tage bekommen könnte,
habe ich natürlich nicht nein gesagt. Ich war zu der Zeit
nicht hier sondern in meiner Praxis in Paris.
Als sie von dem Segeltörn zurückgekommen war hat sie
mich angerufen und mir mitgeteilt, dass etwas Schreckliches passiert sei, dass sie aber nicht darüber sprechen
wolle. Sie sagte mir damals nur, dass sie mit ihrer
Freundin gesprochen und ihr alles genau erzählt habe.
Ich schloss daraus, dass es sich um das zweite Mädchen
gehandelt haben musste, von dem ich später in der
Zeitung las.
Dass es sich um eine Vergewaltigung gehandelt hatte
sagte sie mir damals nicht. Ich musste ihr nur schwören, dass ich niemals irgendetwas der Polizei oder
sonst jemandem sagen würde. Da ich weder die Namen der Freunde noch deren Adresse kannte, ging ich
davon aus, dass der Polizei nicht sehr viel geholfen
wäre, wenn ich ihnen sagen würde, dass es sich um
meine Yacht gehandelt hat. Wer würde mir glauben,
dass ich nicht wusste wer sich an Bord befunden hatte? Daher beschloss ich, mich an meinen Schwur Sylvie gegenüber zu halten und habe nicht erwähnt, dass
die Tat auf meiner Yacht geschehen ist.“
„Gerard, das soll ich dir glauben? Der Name deiner
Yacht und die Fischabfälle, das deutet doch alles darauf hin, dass es einen Zusammenhang mit dir geben
muss.“
„Das kann man so sehen Marc, ich würde diese Überlegung auch anstellen wenn ich an deiner Stelle wäre,
aber ich habe damit nichts zu tun. Ich kenne nicht einmal eine Freundin von Sylvie, auch nicht die Marie, von
der du mir häufig erzählt hast. Erst durch dich habe ich
erfahren, dass ihr nach einer Frau als Täterin sucht. I c h
habe dir nur meine Gedanken an eine Frau mitgeteilt, als
wir uns über die Frage, wie man einen Mann in die Bretagne bringen könnte unterhielten. Wenn ich etwas damit zu tun hätte, dann wäre ich bestimmt nicht derjenige gewesen, der den zweiten Toten der Polizei gemeldet hätte. Vielmehr wäre mein Bestreben gewesen,
nicht in Verbindung mit der Tat gebracht zu werden.
Warum sollte ich den Toten finden und auch noch
eine Spur legen die zu mir
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