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0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

Titel: 0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
Autoren: Die Spur führt in die gelbe Stadt
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Plötzlich — ich hatte mir gerade mit der freien Hand eine Zigarette angezündet — krachte es ganz in der Nähe so intensiv, daß meine mißhandelten Trommelfelle protestierten.
    Die Detonation kam von einem Windjammer, der ebenfalls im Hafen lag. Und gleichzeitig stieg an der in allen Farben gescheckten Bordwand ein Schwall schmutziges Wasser hoch.
    Ich bin von Natur aus neugierig. Und da sich die Detonation sehr nach Dynamit oder einem ähnlich unsympatischen Stoff anhörte, wurde ich so hellwach, daß ich glaubte, mein Lebtag nicht mehr müde werden zu können.
    Jedenfalls stand fest, daß der Krach nicht von einem Fisch herrührte, der gegen die Wand des Schiffes gebumst war. So große Fische .gibt es im Hudson nicht und nirgends auf einem der sieben Weltmeere.
    Ich zügelte meinen Jaguar, kletterte heraus und marschierte in Richtung Kaimauer.
    Dort hatte sich inzwischen eine Menschenmenge angesammelt, die durch den Knall angelockt worden war.
    Über die Köpfe der Neugierigen hinweg konnte ich das Schiff betrachten. Seine Nationalität war nicht auszumachen. Sie müssen sich einen Putzlappen an einem Besenstiel vorstellen, dann können Sie sich ein Bild pon der Flagge machen.
    Während ich noch meine Blicke über dieses Zerrbild eines Schiffes gleiten ließ, erschien plötzlich ein Mann an Deck, der sehr verstört zu sein schien. Jedenfalls rannte er über die Schiffsplanken wie ein gehetztes Stück Wild, das sich von den Jägern eingekreist sieht. Hier aber gab es keine Jäger, zumindest waren keine zu sehen.
    Mit beiden Händen hielt der Mann eine Kassette umklammert. Anscheinend war er sich noch nicht schlüssig darüber, wie er von Bord des Schiffes kommen sollte, das immer tiefer in den Fluten des Hudsons versank. Offenbar hatte die Explosion ein kräftiges Leck in den Schiffsbauch gerissen.
    Der Mann auf dem Schiff hatte Glück, denn jetzt trat die Hafenpolizei in Aktion. Mit einer mächtigen Bugwelle flitzte ein Motorboot heran.
    Die Boys von der Hafenpolizei hatten Nerven Wie Drahtseile, denn sie legten an dem sinkenden Kahn an, obwohl dieser immer tiefer in die Fluten sackte und sehr bald in einem Strudel zu verschwinden drohte.
    Der Mann mit der Kassette zögerte sekundenlang. Seine Blicke irrten unsicher umher. Dann hatte er sich endlich entschlossen.
    Er klemmte die Kassette unter den linken Arm und kletterte über die Bordwand.
    Und jetzt passierte etwas, das mir sehr eigenartig vorkam, obwohl es auf den ersten Blick ganz natürlich zu sein schien. Der Mann verlor seine Kassette.
    Sie klatschte auf die öligschimmernde Wasseroberfläche und versank dann in Sekundenschnelle.
    Das alles sah wie ein unglücklicher Zufall aus, aber mir war nicht entgangen, daß sich der Mann der Kassette mit voller Absicht entledigt hatte.
    Jetzt schwang sich der Mann in das Motorboot der Hafenpolizei, das kurze Zeit später am Kai anlegte. Von der Stelle her, an der der Windjammer gelegen hatte, ertönte ein Gurgeln. Ich sah gerade noch, wie die Aufbauten und die Masten des Schiffes unter der Wasseroberfläche verschwanden.
    Das war schnell gegangen.
    Das Leck im Bauch des Schiffes mußte so groß gewesen sein, daß man bequem mit einem mittleren Elefanten hätte hindurchreiten können.
    Der Mann vom Schiff, der sich jetzt auf die Kaimauer schwang, war gut gekleidet und trug protzige und offensichtlich sehr wertvolle Ringe an den Fingern. Er roch förmlich nach Banknoten.
    Ich stand nahe genug, um zu sehen, daß er ein rötliches Gesicht mit einer Knollennase hatte. Das Gesicht erinnerte an eine schlechtgelaunte Bulldogge. Allerdings pflegen Bulldoggen keine Bärte zu tragen wie der Mann vom Schiff.
    Im Augenblick stritt er mit den Polizisten herum.
    Anscheinend hatte er wenig Lust, in einem Polizeifahrzeug zum Office transportiert zu werden.
    Er deutete immer wieder auf einen in der Nähe parkenden Lincoln. Es schien sein Wagen zu sein. Und dieser Wagen paßte zu ihm, denn das Vehikel war genauso protzig wie sein Besitzer.
    Jetzt hatte sich der Mann mit den Cops geeinigt. Begleitet von zwei Polizisten ging er zu dem Lincoln, wo er alle Anstalten machte, sich hinter das Steuer zu setzen. Auch die Polizisten stiegen ein.
    Warum auch nicht? Sollte der Gentleman doch ruhig mit seinem Wagen zum nächsten Office fahren, er war ja in sicherer Begleitung.
    Aber dazu kam es nicht mehr.
    Ich hatte der Szene gerade den Rücken gewandt, um in meinen Jaguar zu steigen und dem Lincoln zu folgen — die Sache interessierte mich,
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