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Möwenspur

Möwenspur

Titel: Möwenspur
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
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Louvin war versucht zu sagen, dass es für ihn eine Premiere wird. Er
hatte noch keinen Segeltörn mitgemacht. Er war sich
nicht sicher, wie gut er das Schaukeln des Bootes vertragen würde.
Den restlichen Nachmittag und den Abend verbrachten sie gemeinsam im Garten und später im Haus. Da
sie aber beide die Müdigkeit der letzten Nacht noch in
den Gliedern spürten entschlossen sie sich, heute ein
wenig früher zu Bett zu gehen.
*
    Julie Peguez hatte sich, nachdem die Polizei ihr Appartement durchsucht und wieder verlassen hatte gemütlich auf ihr Sofa gelegt und sich ein Glas Wein
genommen. Wenn sie alles richtig beobachtet hatte,
dann war bei den beiden Durchsuchungen nichts Wesentliches gefunden worden. Die Spuren, die sie im
Schlafzimmer gelegt hatte würden ein Übriges beitragen um ihre Unschuld zu belegen. Drei Jahre lang
hatte sie sich Zeit genommen ihre Vergeltung vorzubereiten, drei lange Jahre in denen sie manchmal geglaubt hat, dass sie es nicht schaffen würde. Wenn sie
von den wenigen kleinen Hilfen absah, die sie von
Sylvies Patenonkel erhalten hatte, zum Beispiel die
Namen der Vergewaltiger oder ihre Wohnorte und der
Sache mit den Fischabfällen oder den Spitznamen von
Julie Guillo, oder den sehr hilfreichen Tipps über das
Vorgehen der Polizei, hatte sie alles andere selbst geplant und ausgeführt. Beim ersten Fall war der Patenonkel noch bei der Bootsfahrt beteiligt gewesen.
Wenn man ihr etwas nachweisen können sollte, dann
könnte man ihm natürlich eine Mitwisserschaft und in
einem Fall eine Mittäterschaft anhängen. Wenn man
ihr aber nichts nachweisen kann, dann wird man auch
ihm nichts nachweisen können. Niemand weiß davon,
dass sie sich kennen.
Es war für sie eine Erlösung, dass dieser Teil ihrer
Vergangenheit jetzt abgeschlossen werden konnte. Sie
wusste zu genau, dass die Männer niemals wirklich
für die Vergewaltigung bestraft worden wären. Selbst
eine Haftstrafe von ein, zwei oder auch drei Jahren
hätte den Schmerz, den sie Sylvie und ihr zugefügt
hatten nicht ausreichend gesühnt.
Als das Telefon klingelte, schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Sie hatte keine Ahnung, wer sie jetzt anrufen könnte.
„Germay, André Germay am Apparat.“ meldete sich
ihr Chef.
„Guten Abend Monsieur Germay, was kann ich für
Sie tun.“
„Ich habe eine große Bitte an Sie, wäre es möglich,
dass Sie morgen vielleicht schon um sieben Uhr im
Büro sein könnten?“
„Aber sicher!“ antwortete sie, wusste aber mit der
Bitte nichts anzufangen. Es war das erste Mal, in all
den Jahren in denen sie für ihn arbeitete, dass sie so
früh im Büro sein sollte. „Gibt es etwas Besonderes?“
„Ich muss unerwartet nach Amerika fliegen und benötige noch einige Unterlagen, bei denen Sie mir behilflich sein müssten. Mein Flugzeug fliegt leider schon
um 10 Uhr von Quimper. Da wir bestimmt eine, wenn
nicht sogar eineinhalb Stunden brauchen, müssten wir
um sieben Uhr beginnen.“
„Das geht in Ordnung, bis morgen früh um sieben
Uhr.“ Julie legte auf. Sie war froh, dass der normale
Arbeitsrhythmus wieder einsetzte.

Kapitel 22
    Marc und Gerard hatten gut geschlafen und waren
beinahe gleichzeitig aufgestanden. Als sie am Frühstückstisch saßen und ihren Kaffee genossen sprachen
sie über ihren bevorstehenden Segeltörn. Marc holte
seinen Fotoapparat. Dann packten sie ihre Taschen ins
Auto. Gerard hatte den ganzen Proviant bereits am
Vortag ins Boot gebracht. Dann fuhren sie los. Die
Strecke über Trévignon und Trégunc nach Concarneau war an diesem Morgen nicht sehr stark befahren
und so dauerte es nicht lange bis sie am Hafen angelangt waren. Gerard lenkte den Wagen unmittelbar vor
die Pontons die zu den Booten führten, sie luden ihre
Taschen aus und Gerard parkte das Auto für die Zeit
ihrer kurzen Seereise auf dem großen Parkplatz nebenan. Es hatte nur einige Minuten gedauert bis er
wieder bei Marc eintraf. Sie nahmen die Taschen auf
und gingen über die Pontons zum Boot.
Dieser schwimmende Steg schwankte hin und her und
Marc hatte bereits den Eindruck, dass sein Gleichgewichtsorgan in Unordnung geriet. Eine böse Vorahnung beschlich ihn. Noch hatte er die Hoffnung, dass
es sich gleich wieder beruhigen würde. Als sie am
Boot ankamen, forderte Gerard ihn auf als erster an
Bord zu gehen. Das Boot lag erstaunlich ruhig. Es war
ein großes Segelboot.
„Sag einmal, wie groß ist das Boot denn?“ Marc war
sichtlich erstaunt.
„Es hat eine Länge von 16,15 Metern,esisteinBoot
von Jeanneau.
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