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Möwenspur

Möwenspur

Titel: Möwenspur
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
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an seine Stelle zurück. Selbst
wenn man die Mauer untersuchen würde, wäre dieser
Stein nicht aufgefallen.
Gerard ging zurück ins Haus. Seine Gedanken gingen
immer wieder zu seinem Patenkind,
Sylvie
Nicot.
Seine Schwester war vor beinahe dreißig Jahren mit
dem Ingenieur Bernard Nicot in die Bretagne gezogen. Sein Schwager hatte damals eine Anstellung auf
einer Werft in Concarneau erhalten und die Werft später einige Jahre lang geleitet. Bei einer Urlaubsreise
hatte die Familie in Spanien einen Autounfall. Ein
angetrunkener Autofahrer war ihnen auf einer schmalen Straße frontal ins Auto gefahren. Seine Schwester
und sein Schwager waren auf der Stelle tot. Sylvie,
die hinten gesessen hatte überlebte den Unfall als
Einzige. Sie war damals 17 Jahre alt. Gerard hatte
sich um Sylvie gekümmert, aber sie war in der Bretagne geblieben. Erst zum Studium kam sie dann nach
Paris. Sie wohnte in seinem Appartement, das er als
Geldanlage in einem Nebenhaus gekauft hatte und das
zu dem Zeitpunkt noch nicht vermietet war. So sah er
seine Nicht beinahe täglich und kannte auch ihre
Freunde.
Gerard überlegte, was er antworten würde, falls man
ihn auf Julie anspräche. Einen Zusammenhang zwischen Julie und Sylvie kannte die Polizei nicht. Das
Bild, das diesen Zusammenhang hätte aufzeigen können hatte er gerade versteckt. Aus seiner Sicht gab es
also nichts weiter zu tun. Ohne eine Verbindung von
Julie und Sylvie gab es keine Probleme für ihn.
Marc Louvin hatte er noch nichts von der Verwandtschaft zu Sylvie Nicot erzählt. Er überlegte, dass es
auch keinen Grund dafür gab. Mit Julie und somit den
Morden wollte er auf keinen Fall in Verbindung gebracht werden.
*
    Marc war gegen halb vier am Nachmittag nach Hause
gekommen und fand Gerard im Garten sitzend vor,
mit einem Glas Rosé und einem Buch.
„Noch immer bei den Obsessionen?“ fragte er ihn als
er aus dem Auto gestiegen war.
Gerard musste lachen und drehte das Buch um. Auf
der Titelseite stand in großen Buchstaben ‚Die Spinne‘, darunter war ein Spinnennetz abgebildet.
„Ich habe mir diesen kleinen Krimi vor einigen Wochen gekauft. Ich dachte, er passt zur derzeitigen Situation hier in der Gegend.“
Marc, sah sich das Titelbild genauer an.
„Ein Krimi aus Paris?“
„Nein, ausnahmsweise kein französischer Kriminalroman. Es ist ein in die Jahre gekommener schriftstellerischer Anfänger, der ihn geschrieben hat. Der Mann
ist bereits pensioniert und hat das Schreiben für sich
als Freizeitbeschäftigung entdeckt. Sein Roman spielt
hauptsächlich in Luxemburg, dort wo der Mann auch
lebt, aber es gibt einige Abschnitte, die nicht weit von
hier in Bannalec spielen. Sein Kommissar, ein gewisser Monsieur Medernach soll eine europäische Intrige
aufdecken. Ich habe ihn noch nicht zu Ende gelesen
aber er erscheint mir recht spannend. Was aber macht
euer Krimi?“
„Nun, wir haben am Morgen ein recht kurzes Verhör
mit Madame Peguez gehabt und danach entschloss
sich Ewen, eine Durchsuchung ihres Hauses durchzuführen. Er hatte sie nach ihrem Einverständnis gefragt
und sie hat zugestimmt. Ewen hat sich aber dennoch
einen Durchsuchungsbefehl besorgt. Nach meiner ersten groben Einschätzung wurde nichts wirklich Belastendes gefunden. Nichts deutet auf eine Beziehung
zwischen Julie Peguez und Sylvie Nicot hin. Insofern
wird man sich hier wohl schwertun den Fall zu klären.
Aber es ist noch nicht aller Tage Abend. Die sichergestellten Haarspuren und so weiter müssen jetzt erst
einmal mit der DNA der Opfer verglichen werden.
Hier kann es immer noch sein, dass wir etwas finden.
Fingerabdrücke, darauf hatte ich am ehesten gehofft
waren nur sehr wenige zu finden. Da ihre Fingerabdrücke an tausend Stellen vorhanden waren, erscheint
es nicht so, als hätte sie alles gesäubert um Spuren zu
beseitigen. Dann hätte sie ja auch ihre Spuren beseitigt, die waren aber reichlich vorhanden. Ich bin mir
fast sicher, dass wir nichts finden werden. Entweder
die Frau ist absolut gerissen, so eine Täterin habe ich
noch nicht gehabt, oder sie ist tatsächlich unschuldig.
Wir werden abwarten müssen.
So und wir beide gehen morgen auf den großen Segeltörn?“
„Lieber Marc, du bist am Sonntagnachmittag schon
wieder auf dem Weg nach Paris. Dann sind deine zwei
Wochen vorbei. Also so groß wird die Fahrt nicht
werden. Aber zwei Tage werden wir auf dem Meer
bleiben können. Ich habe schon alles vorbereitet.
Mein Boot ist morgen früh startklar.“
„Ich freue mich auf die Fahrt.“ Marc
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