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Macabros 099: Die Seelenfresser von Lemuria

Macabros 099: Die Seelenfresser von Lemuria

Titel: Macabros 099: Die Seelenfresser von Lemuria
Autoren: Dan Shocker
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Der Mann hielt den Atem an und lauschte in die Nacht. Alles blieb
ruhig – bis auf die Atemzüge der anderen, die mit ihm
diesen dunklen, dumpf riechenden Raum teilten. Bill Jeffers hatte das
Gefühl, aus einem langen, unangenehmen Traum zu erwachen.
    Der dreiundvierzigjährige Makler aus New York konnte sich nur
schwer beherrschen. Er war aufgeregt, nervös, verändert
– und stand nicht mehr unter dem Bann jener geheimnisvollen
Kraft, die ihn wie ein zerstörerisches Gift erfüllt hatte.
Der Wunsch, wieder völlig frei zu sein und dorthin
zurückzukehren, von wo er gekommen war, wurde unerträglich
in ihm und verlangte nach Erfüllung.
    Jeffers erhob sich vorsichtig und vermied jedes Geräusch.
    Die Luft war stickig wie in einem Treibhaus…
    Geduckt tat er den ersten Schritt und paßte auf, daß
er nicht gegen die anderen stieß, die auf dem warmen Sandboden
lagen und schliefen. So wie innen, war es auch ihm ergangen. Sie
wußten nichts mehr von sich und waren nur noch Marionetten.
    Vielleicht konnte er ihnen helfen, wenn ihm die Rückkehr
gelang. In New York hatte alles begonnen, er wußte es noch
genau. Seltsam war nur, daß er die ganze Zeit über nichts
hatte unternehmen können. Es irritierte ihn, aber er
vergaß es dann wieder. Nur noch der Gedanke an Flucht
erfüllte ihn.
    Die dunklen Körper auf dem Boden rührten sich nicht,
auch dann nicht, als er unversehens einen anstieß. Die
Männer, die mit ihm dieses groteske Schicksal teilten, schliefen
wie die Murmeltiere.
    Der Mann, dem er gegen die Hüften trat, gab im Schlaf ein
verhaltenes Murmeln von sich. Das war Richard Patrick, der Verleger
der ›Amazing Tales‹, einer Zeitschrift, die sich mit den
Grenzgebieten der Wissenschaft befaßte.
    Bill Jeffers erreichte den Ausgang. Er bestand aus einem
grobgewebten Tuch, das ein mannshohes Loch in der Wand verbarg.
    Keiner der dreizehn auf dem Boden liegenden Männer –
alles angesehene, einflußreiche Bürger New Yorks –
war gefesselt oder wurde mit Gewalt daran gehindert, das
merkwürdige Gefängnis zu verlassen. Und doch stand keiner
auf, um einfach davonzugehen.
    Ihm, Jeffers, war dies möglich. Er wußte selbst nicht,
wieso… Wahrscheinlich war etwas falsch gelaufen, so daß er
nicht mehr dem Einfluß des ›Todeszeichens‹
unterlag…
    Die Chance, zu entkommen, wollte er nutzen. Vorausgesetzt,
daß er jenen Punkt fand, an dem der Übergang in den
fremden Bereich erfolgt war.
    Auf der anderen Seite des groben, schmutzigen Tuches begann eine
andere Welt.
    Sie war düster und unheimlich.
    Der Boden unter seinen Füßen war rauh und holprig.
Nicht weit von dem Verlies entfernt, das zwischen grotesk geformten
Felsen stand, erhob sich ein mächtiger Bergkegel, ein Vulkan.
Die abgeflachte Spitze glühte bedrohlich unter dem
blauschwarzen, beängstigend aussehenden Himmel, der so dicht und
massiv wirkte, daß Jeffers unwillkürlich der Gedanke kam,
die Sonne würde hier niemals scheinen… Eine solche
Wolkendecke konnte kein Sonnenstrahl durchdringen. Ob es hier
überhaupt eine Sonne gab, das war eine weitere Frage. Jeffers
wußte sehr wohl, wo er sich befand. Seit das Todeszeichen des
Vontox auf ihn eingewirkt hatte, schien er über zwei
Erinnerungsebenen zu verfügen.
    Die holprige Ebene vor ihm vermittelte ihm das Gefühl der
Einsamkeit und des Grauens.
    Auf dem harten, steinigen Boden wuchsen bizarr geformte,
baumähnliche Pflanzen. Sie standen weit auseinander, und ihre
Körper sahen in der Dunkelheit aus wie bizarre Menschen, die von
einem bösen Magier in Bäume verzaubert worden waren.
    Jeffers erinnerte sich daran, daß sie die Ebene
entlanggekommen und zwischen den weit verstreut wachsenden
Bäumen gegangen waren.
    Er mußte den gleichen Weg zurückgehen, um den Punkt zu
erreichen, in dem die Energiestrahlen der Welten sich trafen.
    Der poröse Boden knirschte unter seinen Schritten.
    Jeffers begann schneller zu laufen.
    Die kahlen Äste der massiven, gedrungen wirkenden
Baumstämme ragten seitlich weg, das ›Kopfende‹ der
Stämme war kantig und sah aus wie grob behauener Stein.
    Die Bäume wirkten unheimlich. Die dunklen Scharten und
Nischen in den kantigen Köpfen sahen aus wie verkümmerte
Sinnesorgane.
    Jeffers bemühte sich, die seltsamen Bäume, die wie
erstarrte Gestalten aussahen, nicht anzusehen.
    Er blickte stur geradeaus und konzentrierte sich auf die
düstere Ferne. Am Himmel war ein stumpfes, rötliches
Glühen wahrnehmbar, direkt über dem Vulkankrater.
    Hier, außerhalb der
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