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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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    Unter meinen Fingernägeln klebte eingetrocknetes Hühnerblut. Man muss ein bisschen Blut vergießen, wenn man seinen Lebensunterhalt mit Totenerweckungen verdient. Es klebte mir auch an Gesicht und Händen, blätterte aber schon ab. Ich hatte versucht, das Schlimmste zu entfernen, bevor ich zu der Besprechung ging, aber manche Dinge kann nur eine Dusche in Ordnung bringen. Ich trank einen Schluck Kaffee aus meinem persönlichen Becher, auf dem stand: »Wer mich auf die Palme bringt, ist selber schuld«, und blickte die beiden Männer an, die mir gegenübersaßen.
     
    Mr Jeremy Raubens war klein, ein finsterer, mürrischer Typ. Ich hatte ihn noch nie anders als finster blickend oder schreiend erlebt. Alles, was zu seinem Gesicht gehörte, drängte sich in der Mitte, als wär's zusammengeschoben worden, ehe der Ton trocken war. Seine Hände strichen über sein Mantelrevers, den dunkelblauen Schlips, die Krawattennadel, den weißen Hemdkragen. Dann falteten sie sich für einen Moment in seinem Schoß und begannen den Reigen von neuem: Mantelrevers, Schlips, Krawattennadel, Kragen, Schoß. Ich schätzte, dass ich es noch fünfmal würde mit ansehen können, bevor ich um Gnade schreien und ihm alles versprechen würde, was er wollte.
     
    Der zweite war Karl Inger. Ihn hatte ich noch nie gesehen. Er war knapp einsfünfundachtzig. Neben Ruebens und mir würde er wie ein Turm aufragen. Eine Fülle welliger roter Haare umgab sein flächiges Gesicht. Er trug wirklich und wahrhaftig kotelettgroße Koteletten und den üppigsten Schnurrbart, den ich je gesehen hatte. Alles war ordentlich gestriegelt außer seiner unbändigen Frisur. Aber vielleicht wollte sie nur heute nicht richtig sitzen.
     
    Ruebens' Hände machten zum vierten Mal ihre Runde. Vier war mein Limit.
     
    Ich wollte um den Schreibtisch herumgehen, seine Hände packen und »Aufhören!« schreien. Aber das wäre wohl ein bisschen zu grob, selbst für meine Begriffe. »Ich habe Sie nicht so zappelig in Erinnerung, Ruebens«, sagte ich stattdessen.
     
    Er sah mich an. »Zappelig?«
     
    Ich deutete auf seine Hände und ihr endloses Kreisen. Er runzelte die Stirn und legte die Handflächen auf seine Oberschenkel. Dort blieben sie, regungslos. 1 a-Selbstbeherrschung.
     
    »Ich bin nicht zappelig, Miss Blake.« »Ms Blake, bitte. Und warum sind Sie so nervös, Mr Ruebens?« Ich trank meinen Kaffee. »Ich bin es nicht gewohnt, von Leuten wie Ihnen Hilfe zu erbitten.« »Leuten wie mir?«
     
    Er räusperte sich heftig. »Sie wissen, was ich meine.« »Nein, Mr Ruebens, durchaus nicht.« »Nun, eine Leichenbändigerin ...« Er stockte mitten im Satz. Ich fing an, ärgerlich zu werden, und das musste er mir angesehen haben. »Nichts für ungut«, sagte er sanft.
     
    »Wenn Sie hierhergekommen sind, um mich mit Schimpfnamen zu belegen, dann verlassen Sie gefälligst mein Büro. Wenn Sie in einer ernsten Angelegenheit hier sind, bringen Sie sie vor und verlassen dann gefälligst mein Büro.«
     
    Ruebens stand auf. »Ich habe Ihnen vorher gesagt, sie wird uns nicht helfen.« »Wobei helfen? Sie haben mir überhaupt noch nichts erzählt«, sagte ich.
     
    »Vielleicht sollten wir ihr einfach sagen, warum wir gekommen sind«, schlug Inger vor. Er sprach in einem tiefen, rollenden Bass. Angenehm.
    Ruebens holte tief Luft und stieß sie durch die Nase aus. »Also gut.« Er setzte sich wieder auf seinen Platz. »Als wir uns zuletzt begegnet sind, war ich noch Mitglied bei Humans Against Vampires.«
     
    Ich nickte ihm ermunternd zu und trank von meinem Kaffee.
     
    »Mittlerweile habe ich eine neue Gruppe gegründet, Humans First. Wir haben die gleichen Ziele wie HAV, aber unser Vorgehen ist direkter.«
     
    Ich blickte ihn an. Das Hauptziel von HAV war es, den Vampiren die Legalität zu entziehen, um sie wieder wie Tiere erlegen zu können. Das kam mir entgegen. Ich habe früher Vampire getötet, gejagt, wenn Sie so wollen. Inzwischen war ich ihr Henker. Ich brauchte einen Hinrichtungsbefehl, um einen bestimmten Vampir zu töten, andernfalls war es Mord. Um den Befehl zu bekommen, musste man beweisen, dass der Vampir eine Gefahr für die Allgemeinheit war, und das hieß, man musste erst abwarten, bis der Vampir jemanden umgebracht hatte. Die bisher geringste Anzahl waren fünf Tote gewesen, die höchste dreiundzwanzig. Das waren eine Menge Leichen. In der guten alten Zeit durfte man einen Vampir töten, sobald man ihn erblickte.
     
    »Wie sieht denn dieses direkte
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