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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte
Autoren: Viveca Sten
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muss ich mich auf Rindö melden, draußen vor Waxholm, wo die Küstenjägerschule liegt.
    Papa hat versprochen, mich hinzufahren, schon morgens um acht soll ich zum Dienst antreten. Wir müssen um sechs losfahren, um pünktlich da zu sein.
    Fast tausend Leute hatten sich beworben, vierhundert wurden gemustert und nur fünf Prozent angenommen. In der Regel schließen ungefähr zwei Drittel die Ausbildung ab.
    Papa ist mächtig stolz, er macht gar keinen Hehl daraus. Er war Koch in der Armee und schien fast ein bisschen neidisch, als ich ihm erzählte, wofür ich mich beworben hatte.
    Mama war eher besorgt, als der Einberufungsbescheid kam.
    »Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?«
    Ich habe nur gelacht. Ich sah mich schon im grünen Barett mit dem goldenen Dreizack.
    Dem Abzeichen der Küstenjäger.
    Als ich zehn war, haben wir mal mit der Familie einen Ausflug nach Stockholm gemacht. Wir besichtigten das königliche Schloss, und auf dem Weg dorthin gingen wir über den Skeppsbron-Kai, wo mehrere Marineschiffe festgemacht hatten.
    Wir waren auf dem Rückweg, als uns ein Trupp Soldaten entgegenkam. Sie trugen grüne Barette und marschierten im Gleichschritt. Alle sahen identisch aus, streng und mit ernsten Gesichtern. Aber als sie auf gleicher Höhe waren, zwinkerte mir ein Soldat zu. Als wäre ich einer von ihnen.
    Ich stand nur da und glotzte.
    »Was waren das für welche?«, fragte ich, nachdem sie vorbeimarschiert waren.
    »Küstenjäger«, sagte Papa. »Elitesoldaten.«
    »Küstenjäger«, wiederholte ich und schob meine Hand in seine. »Das werde ich auch, wenn ich groß bin.«

Donnerstag (erste Woche)
    Kapitel 6
    Die Frau, die in der Polizeistation Nacka saß und wartete, erregte Thomas’ Aufmerksamkeit im selben Moment, als er durch die Tür kam. Es war halb acht am Donnerstagmorgen.
    Sie war auffallend blass und völlig ungeschminkt. Thomas schätzte ihr Alter auf ungefähr fünfundvierzig, ein paar Jahre älter als er selbst. Sie trug eine kurze schwarze Steppjacke und dunkelblaue Jeans, die unten ausgefranst waren.
    »Thomas, da ist jemand für dich und Margit«, rief die Pförtnerin, als sie ihn sah.
    Die Frau erhob sich sofort.
    »Sind Sie Thomas Andreasson?«
    Thomas nickte.
    »Mein Name ist Maria Nielsen. Mein Sohn Marcus …« Sie stockte, nahm dann aber neuen Anlauf. »Mein Sohn Marcus ist am Sonntag gestorben. Sie waren dort, Sie haben ihn gesehen.«
    Thomas erinnerte sich an die Leiche, die im Sonnenschein gebaumelt hatte. Er erinnerte sich an das klare Herbstlicht und den toten Jungen. An die Stille im Zimmer, nachdem die Sanitäter vorsichtig das Seil gelöst und den Körper abgenommen hatten.
    Maria Nielsens Stimme zitterte, als sie fortfuhr.
    »Bitte kann ich mit Ihnen sprechen?«
    »Kommen Sie«, sagte er und dirigierte sie zum Aufzug.
    Sie fuhren zwei Stockwerke höher, und Thomas holte seine Codekarte heraus, um die Tür zu der Etage zu öffnen, in der sich die Ermittlungsabteilung befand.
    Thomas reichte Maria Nielsen mit fragender Geste eine Tasse Kaffee, die er aus der kleinen Pantryküche geholt hatte. Sie nahm sie wortlos entgegen. Schwarz, mit zwei Stücken Zucker, die sie in das dampfende Gebräu fallen ließ.
    Thomas bat sie in eines der kleineren Besucherzimmer. Maria Nielsen sank auf den Stuhl, ohne ihre Jacke abzulegen.
    »Ich muss mit Ihnen über meinen Sohn reden«, platzte sie heraus, noch bevor Thomas sich hingesetzt hatte. »Marcus hat sich nicht das Leben genommen. Das ist unmöglich. Jemand muss ihn umgebracht haben.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Thomas blickte in Maria Nielsens blasses Gesicht und bemühte sich um einen neutralen Tonfall. Er wollte ihre Verzweiflung nicht durch Skepsis schüren.
    »Ich weiß es einfach«, sagte sie. »Marcus hat nie etwas davon gesagt, sich das Leben zu nehmen. Er war kein unglücklicher Mensch, war nicht depressiv oder niedergeschlagen.«
    Thomas beugte sich vor und sagte: »Marcus wohnte ja nicht mehr zu Hause. Könnte nicht etwas passiert sein, von dem Sie und Ihr Mann nichts wussten?«
    Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    »Das glaube ich nicht. Wir hatten engen Kontakt. Außerdem hätte David gewusst, wenn etwas nicht in Ordnung gewesen wäre.«
    »David?«
    »Marcus’ jüngerer Bruder. Sie sind … waren … wie Zwillinge. David ist völlig am Boden zerstört. Sie wollten im Winter zum Skilaufen, sie hatten davon gesprochen, eine Woche Urlaub in den französischen Alpen zu machen, nach Marcus’
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