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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte
Autoren: Viveca Sten
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Niemand würde ihm zu Hilfe kommen, weil niemand wusste, dass er draußen auf dem Eis war.
    Er weinte.
    Er wollte nicht sterben, nicht auf diese Art, nicht so einsam und ohne Abschied.
    Das Wasser, das die Kälte in seinen Körper zwang, saugte jegliche Kraft aus ihm heraus. Voller Bedauern dachte er an alles, was er nicht mehr hatte sagen oder tun können.
    Aber wie hätte er ahnen sollen, dass seine Zeit bereits abgelaufen war?
    Während seine Glieder gefühllos wurden, merkte er, dass sein Herz begonnen hatte, langsamer zu schlagen und er auf dem Weg in die Bewusstlosigkeit war. Bald würde eine trügerische Wärme durch seine Adern fließen, er würde nachgeben, und dann wäre alles vorbei.
    Aber er wollte nicht auf diese Art sterben, nicht jetzt, nicht ohne Pernilla an seiner Seite.
    Inzwischen fror er so sehr, dass er die Eiskante loslassen musste. Er sank zurück ins Wasser, seine Gliedmaßen waren mittlerweile vollkommen taub. Unmöglich, noch länger zu kämpfen.
    Etwas klingelte, schrill und herausfordernd, ein wütendes Signal, das nach seiner Aufmerksamkeit verlangte.
    Er schlug die Augen auf und begriff, dass er in seinem Bett lag. Dicht neben ihm atmete Pernilla tief und gleichmäßig.
    Er streckte den Arm aus und tastete nach dem Telefon auf dem Nachttisch. Die Finger schlossen sich um die Metallhülle, verloren jedoch den Griff, und das Handy fiel auf den Fußboden.
    Für einen Moment war es still, dann begann es wieder zu klingeln, noch lauter diesmal. Das Geräusch hörte nicht auf, und neben ihm begann Pernilla sich zu regen.
    »Das ist deins«, murmelte sie.
    Ihre Stimme holte ihn endgültig in die Realität.
    Er schwang die Beine über die Bettkante, aber als er aufstehen wollte und den linken Fuß auf den Boden setzte, verlor er beinahe das Gleichgewicht. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt. Mühsam bückte er sich und hob das Telefon auf.
    Er drückte es an die Wange und merkte, dass sie nass von Tränen war.
    Seine Stimme klang brüchig, als er sich meldete.
    »Ja, Thomas.«

Kapitel 3
    Auf dem Weg zum Auto ging Margit Grankvist in Gedanken die spärlichen Informationen durch, die der Chef ihr am Telefon gegeben hatte.
    Sie hatte gerade mit Bertil beim Frühstück gesessen, als der Anruf kam. Ihre Töchter schliefen beide noch. Bertil hatte kaum von seiner Zeitung aufgeblickt, ihm war sofort klar gewesen, dass sie zum Einsatz musste.
    Er war es inzwischen gewohnt. Margit lächelte leicht, während sie an ihren Mann dachte. Er war Lehrer und unterrichtete in der Oberstufe Englisch und Schwedisch, und sie wusste, dass manche ihrer Freundinnen den Mann mit dem schütteren Haar nicht gerade für einen umwerfenden Typen hielten. Aber sie waren jetzt seit über zwanzig Jahren zusammen und hatten zwei hübsche Töchter, die bald flügge sein würden. Anna machte im Frühjahr Abitur und Linda war gerade aufs Gymnasium gekommen.
    Margit öffnete die Autotür und setzte sich hinters Steuer. Der Vormittag war kühl, man merkte, dass es langsam Herbst wurde. Das spätsommerliche Wetter der letzten Wochen würde bald kaltem Wind und dicken Wolken weichen. Abends wurde es jetzt schon deutlich früher dunkel. Die Tage würden immer kürzer werden, bis es nur noch sechs Stunden hell war.
    Bevor endlich die Wende kam.
    Margit fiel es zunehmend schwerer, den langen schwedischen Winter zu ertragen. In der letzten Zeit hatte sie immer öfter von einer kleinen Wohnung in Südspanien geträumt, von einem Platz an der Sonne für sie und Bertil, wenn die Mädchen zu Hause ausgezogen waren.
    Das Handy piepste und sie sah, dass eine SMS mit neuen Informationen über den toten Jungen gekommen war. Er war zwar schon zweiundzwanzig, aber für sie war er immer noch ein Junge. Ihre Tochter Anna war achtzehn, nur ein paar Jahre jünger.
    Er hieß Marcus Nielsen, studierte Psychologie an der Universität in Stockholm und hatte allein ein Studentenzimmer bewohnt, in dem er vor etwa einer Stunde gefunden worden war.
    Sie ließ den Motor an und setzte von der Garagenauffahrt zurück. Um diese Tageszeit war kaum Verkehr, bis zum Varmdövägen würde sie nicht mehr als zwanzig Minuten brauchen.
    Margit parkte vor dem Eingang und schloss das Auto ab. Sie nickte dem uniformierten Polizisten auf der Treppe zu und ging an mehreren Studenten vorbei, die mit wirren Haaren in ihren offenen Zimmertüren standen. Die wohlbekannte Stimme von Kriminaltechniker Staffan Nilsson war schon von Weitem zu hören, noch ehe Margit über
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