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Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Titel: Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt
Autoren: Dario Castagno
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Vorwort
     
    Amerikaner aus toskanischer Sicht
     
    In den letzten Jahren wurde immer mehr über die Toskana geschrieben, und es ist fast unmöglich geworden, eine Buchhandlung zu betreten, ohne mit einer bunten Auslage von Büchern über diese Gegend konfrontiert zu werden. Zunächst sind da die üblichen Reiseführer voller Hotel- und Restaurantempfehlungen, dann die Kochbücher mit den toskanischen Spezialitäten und schließlich prachtvolle Bildbände, in welchen die weite toskanische Landschaft und ihre Hügelvielfalt verewigt werden.
    In jüngster Zeit aber ist das Sortiment durch eine neue Sparte erweitert worden. Ich meine damit Bücher, von waghalsigen Ausländern geschrieben, von Leuten, die hier eine gewisse Zeit lebten oder die gar definitiv hierher übersiedelt sind und beschlossen haben, über ihre Abenteuer zu berichten. Oft sind es lustige und unterhaltsame Memoiren, worin die Verfasser und Verfasserinnen die Reichtümer der Toskana entdecken, sich über die unterschiedlichen lokalen Sitten und Gebräuche wundern, den Kauf und die mühsame Renovierung einer alten Liegenschaft beschreiben, von den heute in den Traditionen weiterlebenden geschichtlichen Ereignissen erzählen oder ganz einfach von der paradiesischen ländlichen Abgeschiedenheit, weitab der städtischen Hektik.
    Ich lese solche Berichte gerne, ganz besonders, wenn sie mit großem Erstaunen den Rhythmus unseres Lebens und unsere Sitten und Gebräuche sowie die lokalen Besonderheiten im Detail beschreiben. Weil ich den größten Teil meines Lebens hier verbracht habe, belustigt es mich immer wieder zu lesen, wie exotisch unsere Alltagsgewohnheiten in den Augen eines Ausländers wirken. Vor knapp zwanzig Jahren war es der größte Wunsch toskanischer Bauern, nach Amerika auszuwandern. Hätte man damals einem von ihnen erzählt, sein verfallenes Bauernhaus würde schon bald das Traumhaus reicher Amerikaner werden, hätte der Bauer bestimmt gedacht, man sei nicht recht bei Verstand.
    Diese Entwicklung aber ist tatsächlich eingetreten, und weil ich erlebt habe, wie meine Gegend im letzten Jahrzehnt an Beliebtheit gewann, habe ich manchmal den Eindruck, es genüge, das Wort »Toskana« in einen Titel einzufügen, damit das Buch ein amerikanischer Bestseller wird.
    Diesen Gedanken im Kopf und ohne den Autoren vor mir irgendwie zu nahe treten zu wollen, gelangte ich zu der Ansicht, es sei höchste Zeit, dass sich auch ein echter Toskaner ins Getümmel stürzt. Und so habe ich dieses Buch geschrieben – aus dem genau entgegengesetzten Blickwinkel, aus der Sicht eines waschechten Toskaners, der über die begeisterten Amerikaner berichtet, welche sein angestammtes Gebiet immer mehr überfluten.
    Als hauptberuflicher Reiseleiter mit einer mehr als zehnjährigen Erfahrung verdiene ich mein tägliches Brot damit, kleine Touristengruppen durch die sowohl kulturell als auch geografisch im Herzen der Toskana liegende Chianti-Gegend zu führen. Wer bisher noch kein Buch über die Toskana gelesen hat, kann dieses hier als Einführung betrachten. Ich zeichne darin ein Bild meiner Heimat, so wie ich sie kenne – einschließlich meiner persönlichen Ansichten über Geschichte, Kultur und Eigenarten. Gleichzeitig ist das Buch ein Begleiter durch ein Jahr in der Toskana, wie es die Einheimischen erleben. Eingewoben in diese Betrachtungen sind Berichte über die denkwürdigen Erlebnisse mit meinen amerikanischen Kunden.
    In keinem Fall sollen diese Anekdoten als eine Art Vendetta gegenüber jenen amerikanischen Autoren verstanden werden, die sich – trotz ihrer Zuneigung zu unseren Leuten – genüsslich über unsere Eigenarten, Ticks, Spinnereien, krankhaften Veranlagungen und jahreszeitlich bedingten Verrücktheiten äußern. Wenn ich mit den Porträts meiner amerikanischen Kunden etwas ähnlich Unterhaltsames erreicht habe, steht dahinter doch immer der Wunsch des gegenseitigen Kennenlernens und das Verlangen, neue Freundschaften aufzubauen.

Entdeckungsreisen im Chianti-Gebiet
     
    Gleich zu Beginn muss ich gestehen, dass ich kein geborener chiantigiano bin. Ich kam in England zur Welt. Meine Eltern, beide aus Italien, lernten sich in London kennen, wohin sie aus beruflichen Gründen gezogen waren. Sie heirateten und bekamen zuerst meinen Bruder und dann mich, bevor sie nach Italien zurückkehrten, um sich endgültig im Chianti-Gebiet niederzulassen. Ich war damals zehn – gerade alt genug, dass ich fließend Englisch gelernt hatte, bevor in der Toskana
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