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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte
Autoren: Viveca Sten
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möchtest. Papa muss zu einer Tagung, deshalb seid ihr zwei Wochenenden nacheinander bei mir.«
    Auf seinem schmalen Gesicht erschien die Andeutung eines Lächelns.
    Ihre Söhne liebten es, auf die Insel zu fahren, besonders jetzt, wo sie in die Brand’sche Villa gezogen waren, das vielleicht schönste Haus von ganz Sandhamn. Nora hatte es vor einiger Zeit von ihrer Nachbarin Signe Brand geerbt.
    Im Laufe des Sommers hatten sie mit vereinten Kräften renoviert und das Schlafzimmer neu tapeziert. Sogar Simon hatte gelernt, Tapetenkleister gleichmäßig aufzutragen. Er war so konzentriert bei der Sache gewesen, dass er vor Anstrengung beinahe schielte.
    Nicht nur auf Sandhamn hatten sie die Wohnung gewechselt. Nora hatte eine helle Dreizimmerwohnung in einem Mietshaus im Zentrum von Saltsjöbaden gefunden, die Platz für sie und ihre Söhne bot. Die Jungs teilten sich das größere Schlafzimmer, sie selbst hatte das kleinere genommen. Die Küche war groß und sonnig, genau wie das Wohnzimmer, und in eine Nische in der Küche passte ein Schreibtisch hinein, sodass sie eine eigene Arbeitsecke hatte. Die neue Wohnung lag ungefähr eine Viertelstunde von ihrem alten Haus entfernt.
    Adams Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
    »Kann ich Wille mitnehmen?«
    William Åkerman war Adams bester Freund seit Beginn der Mittelstufe. Im letzten halben Jahr, als Adam versucht hatte, sich daran zu gewöhnen, dass er alle zwei Wochen woanders wohnen musste, waren die Jungs noch unzertrennlicher geworden.
    Nora legte ihm den Arm um die Schultern und zog ihn an sich. Als kleines Kind war er weißblond gewesen, aber jetzt war sein Haar sandfarben. Es war nicht so dunkel wie Henriks, aber ansonsten glichen sich Vater und Sohn wie ein Ei dem anderen.
    »Er kann gern mitkommen.«
    »Danke, Mama.«
    Adams Tonfall war weicher geworden, und Nora fiel ein Stein vom Herzen.
    Sie dachte an Thomas, ihren Freund aus Kindertagen, der auch Simons Patenonkel war. Er hatte ein Sommerhaus auf Harö, nur zehn Minuten von Sandhamn entfernt. Sollte sie ihn anrufen und ihm sagen, dass sie am kommenden Wochenende hinfahren würde?

Kapitel 5
    Als Margit sich der Küche näherte, hörte sie gedämpftes Schluchzen und jemanden, der in beruhigendem Tonfall sprach. Sie trat ein und sah, dass das Weinen von einer jungen Frau kam, die an einem runden Küchentisch saß. Die etwa fünfunddreißigjährige Polizistin neben ihr kam Margit bekannt vor. Das musste Torunn sein.
    »Das ist Amanda«, sagte Torunn und stand auf, damit Margit sich setzen konnte.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Margit und nahm auf dem noch warmen Stuhl Platz.
    »Nicht so gut«, flüsterte Amanda.
    »Ich weiß, dass es schwer für Sie ist, aber könnten Sie uns erzählen, wie Sie Ihren Freund gefunden haben?«
    »Wir waren für heute verabredet. Wir müssen morgen eine Hausarbeit abgeben und wollten sie heute Vormittag fertigstellen.«
    Ihre Augen waren weit geöffnet, die Tränen hatten die Wimpern zu starren schwarzen Fliegenbeinen verklebt.
    »Ihr seid also Kommilitonen?«
    »Ja. Wir studieren beide Psychologie.« Ihr Gesicht verzog sich. »Studierten, meine ich.«
    Margit tätschelte ihr den Arm.
    »Wissen Sie noch, ob die Tür offen war, als Sie gekommen sind?«
    »Ich glaube, sie war zu.«
    »War sie von innen abgeschlossen? Haben Sie einen Schlüssel?«
    Amanda schüttelte den Kopf.
    »Sie war nicht abgeschlossen. Ich hatte erst geklopft, aber als er nicht aufgemacht hat, habe ich die Klinke gedrückt und bin reingegangen.«
    Sie verstummte, als ihr der Anblick in den Sinn kam, der sie vor einer guten halben Stunde erwartet hatte. Ihre Lippen zuckten, und sie presste die geballte Faust an den Mund, um nicht wieder in Schluchzen auszubrechen.
    Margit wartete geduldig, sie wollte das Mädchen nicht drängen.
    »Und da hing er dann so da«, sagte Amanda schließlich. »An der Decke, und er hat mich angestarrt, obwohl er doch tot war. Er hat mich die ganze Zeit angestarrt.«
    Sie verbarg das Gesicht in den Händen.
    »Haben Sie sonst noch jemanden auf dem Flur gesehen, als Sie gekommen sind?«, fragte Margit.
    »Nein, alle haben geschlafen, es war ja noch ziemlich früh.«
    Margit legte ihre Hand auf Amandas.
    »Sind Sie sicher, dass Sie niemanden gesehen haben?«
    Vom Flur her waren Stimmen und sich nähernde Schritte von mehreren Personen zu hören. Margit vermutete, dass es Sanitäter waren, die kamen, um die Leiche zu holen. Nilsson hatte seine Arbeit wohl inzwischen erledigt.
    »Ich habe
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