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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben
Autoren: F Schmöe
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1. Käfermord
    Snsnsn. Der Fotograf turnte um den Tatort herum und schoss Bilder. Katinka stand neben Hauptkommissar Harduin Uttenreuther innerhalb der Polizeiabsperrung und betrachtete das Opfer.
    »Kann einem ja leidtun«, sagte einer der Beamten. »Und schon der zweite in dieser Woche.«
    »Glauben Sie, da ist ein Serientäter am Werk?«, rief Britta, kramte einen Schreibblock aus ihrer XXL-Tasche und pickte mit den Zähnen den Kugelschreiber aus seiner Halterung. »Beerenstrauch, Fränkischer Tag , Lokalredaktion, Sie wissen schon.«
    Der Beamte feixte. »Ja, ja, wir kennen Sie. Sieht stark danach aus. Was meinen Sie, Kollege?«
    Er sah sich nach Hauptkommissar Uttenreuther um. Der schob die Hände in die Jeanstaschen und sagte: »Mir kann’s egal sein. Ich habe ab morgen Urlaub.«
    »Kommen Sie schon, Kommissar. Mord fällt doch in Ihr Ressort, oder?« Der Mann formte mit den Händen zwei Pistolen und schoss in die Luft.
    Katinka achtete nicht auf die Frotzelei der beiden. Ihre Freundin Britta, Lokaljournalistin bei Bambergs Tageszeitung, hatte sie angerufen und zum Tatort bestellt. Schließlich sollte die einzige Privatdetektivin am Ort wissen, was seit neuestem in der Stadt abging. »Eine Mordserie der ganz üblen Art«, hatte Britta aufgeregt in Katinkas Ohr geschrieen. Nach einem flotten Spurt durch den Nachmittagsverkehr auf ihrem Fahrrad stand Katinka nun neben der ›Leiche‹ am unteren Ende der Molitorgasse und sah den Polizeitechnikern bei der Arbeit zu. Neugierige drängten sich zu Dutzenden um die rot-weißen Plastikbänder. In den engen Gassen und auf der Brücke war wenig Platz. Polizeimeisterin Sabine Kerschensteiner, die Katinka von früheren Fällen kannte, bemühte sich nach Kräften, die Gaffer wegzuschicken. Einige rissen Witze, andere empörten sich lautstark. Wörter wie Saubande fielen. Das Stimmengewirr mischte sich mit dem Rauschen des Flusswassers in den Turbinen.
    Katinka umkreiste den ›Toten‹. Ein Langschwert steckte im Dach, Ströme von Blut liefen über die Seitenfenster auf das kupferbraune Blech.
    »Schade drum«, murmelte Harduin Uttenreuther neben Katinka. »Tja, da hat es ein Spinner auf Käfer abgesehen. Nicht auf irgendwelche. Auf Cabrios. Letzte Woche ein orangefarbener mit schwarzem Verdeck am Heumarkt, jetzt der Counterpart.«
    »Ist das Ketchup?«, fragte Katinka einen Mann im weißen Overall und deutete auf das Blut.
    »Probieren Sie mal!« Er wischte mit seinem Latexfinger über die rote Masse und hielt ihn Katinka unter die Nase.
    »Danke, zu freundlich«, sagte Katinka angewidert. Sie wickelte die Jeansjacke fest um sich. Dieser Sommer begann eindeutig zu kalt und zu nass.
    »Wir finden die Marke schon noch raus«, sagte er. »Schmeckt nach einem Hauch Chili. Tja, bald beginnt die Grillsaison. Sie sind doch Frau Palfy, oder? Die Privatdetektivin mit dem sicheren Händchen für Leichen. Wie wäre es mit dieser hier?«
    »Schickes Modell,« entgegnete Katinka. »Und wer sind Sie?« Die gönnerhafte Art des Mannes nervte.
    »Fleischmann, Lutz.« Er grinste. »Ich bin auch ganz gut für Tipps, nicht nur der Herr Hauptkommissar.«
    Er wandte sich wieder dem VW zu.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie in Urlaub gehen«, sagte Katinka, als sie sich wenig später mit Uttenreuther auf den Weg machte. Britta war schon davongebraust, um ihren Artikel für die morgige Ausgabe fertigzuschreiben.
    Katinka war mit Hauptkommissar Harduin Uttenreuther, genannt Hardo, seit ihrem ersten Fall als private Ermittlerin vor einem guten Jahr auf du und du. Sozusagen, denn sie siezten sich nach wie vor, wenn auch ihre private Beziehung irgendwo zwischen Kollegialität und Freundschaft angekommen war. Bei Teilen der Polizei schien das Anlass für flache Witze zu sein. Jedenfalls waren ihr Lutz Fleischmanns Worte so im Ohr geklungen.
    »Keine Rede. Ich bleibe im Lande und läute die Kellersaison ein.«
    Keller – Katinka atmete das Wort ein und spürte, wie es sich wohlig in ihrem Körper ausbreitete. Die Bamberger Bierkeller hatten wirklich ein ganz besonderes Flair. Die Wirtschaften unter freiem Himmel befanden sich auf den Hügeln der Stadt, über den ehemaligen Kühlkellern der Brauereien. Ab dem späten Frühjahr pilgerten Bamberger und Gäste bergauf, um die lauschige Atmosphäre und natürlich nicht minder den frisch gebrauten Gerstensaft zu genießen.
    »Bisschen kühl noch«, gab Katinka zu bedenken, während sie über die Obere Brücke liefen. Der Mai hatte sich warm und sonnig
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