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GK442 - Der Drachenmann

GK442 - Der Drachenmann

Titel: GK442 - Der Drachenmann
Autoren: A.F.Morland
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Norman Palance wischte sich den Schweiß mit einem großen weißen Taschentuch von der Stirn. Er stöhnte.
    »Seit Jahren macht er mir das Leben schwer. Damit muß jetzt endlich Schluß sein. Ich kann nicht mehr. Leigh Saxon hat mich an die Wand gedrückt. Wenn ich heute nicht zurückschlage, kann ich mich aufhängen. In dieser Stadt ist kein Platz für uns beide. Ich stehe vor der schwierigen Entscheidung, entweder er oder ich. Und ich habe mich für mich entschieden.«
    »Klarerweise«, sagte Lorne Lupino grinsend. »Das Hemd ist einem schließlich näher als die Hose.«
    Die beiden Männer saßen in einer Kneipe in Soho. Ihr Tisch stand in einer düsteren Nische. Niemand war in der Nähe, der ihr Gespräch belauschte. Norman Palance, ein dicker, kurzatmiger Mann, hatte einen Scotch vor sich stehen, an dem er ab und zu nervös nippte.
    Lupino trank Apfelsaft. Er wirkte wie ein durchtrainierter Sportler, hätte Zehnkämpfer sein können. Er war blond, sah gut aus, hatte aber den Charakter eines heimtückischen Wolfs.
    Sie waren hier zusammengekommen, um ein außergewöhnliches Geschäft abzuwickeln.
    Mord!
    Norman Palance, einer der größten Limonadenhersteller Londons, wußte keinen anderen Ausweg mehr aus der Misere. In den letzten Jahren hatte Leigh Saxon ihn mehr und mehr in die Enge getrieben. Er hatte fast keinen Lebensraum mehr. Er mußte sich endlich wehren, wenn er nicht untergehen wollte. Und ihm fiel nichts Besseres als Mord ein. Nur wenn Saxon tot war, konnte er nicht mehr triumphieren.
    Es hatte lange gedauert, bis sich Palance zu diesem Schritt entschloß. Die Telefonnummer des Kallers hatte er schon lange gehabt, aber er konnte sich nicht entschließen, Lorne Lupino anzurufen.
    Heute hatte er es endlich getan, denn Leigh Saxon hatte ihn mit einem höhnischen Anruf zur Weißglut gebracht.
    »Okay«, sagte Lupino. »Wenn ich das für Sie erledige, kriege ich von Ihnen fünftausend Pfund.«
    Palance wiegte den Kopf. »Eine Menge Geld.«
    »Dafür schaffe ich Ihnen ein ernstes Problem vom Hals.«
    »Das schon, aber fünftausend…«
    »Also wenn Sie feilschen wollen, brauchen wir gar nicht weiterzureden. Ich habe meine festen Preise. Entweder Sie akzeptieren, oder wir trennen uns wieder.« Lupino lächelte kalt. »Es gibt genug Kerle, die es billiger machen, aber bei denen haben Sie keine Garantie, daß sie saubere Arbeit leisten. Die pfuschen irgend etwas zusammen, werden von den Bullen geschnappt, kommen ins Kittchen, singen sofort große Arien, und schon hängen Sie mit drin. Das kann Ihnen bei mir nicht passieren. Qualität hat nun mal ihren Preis, egal, ob es sich dabei um ein paar Schuhe, um einen Anzug oder um Mord handelt.«
    Palance seufzte. »Na schön. Ich bin einverstanden.«
    »Fein. Ich kassiere die Hälfte des vereinbarten Betrages immer im voraus.«
    »So viel Geld habe ich nicht bei mir.«
    »Das ist klar. Aber ich nehme auch einen Scheck.«
    Palance riff in die Innentasche seines Jacketts. Seine Hand blieb stecken, als wäre sie in eine Falle geraten.
    »Was ist?« fragte Lorne Lupino. »Haben Sie kein Vertrauen zu mir? Denken Sie, ich kassiere und tu’ dann nichts für Ihr gutes Geld? So etwas gibt es bei mir nicht. Ich bin ein seriöser Geschäftsmann. Mindestens ebenso seriös wie Sie, Palance.«
    Norman Palance zückte sein Scheckheft und schrieb die verlangte Summe auf das Papier. Lorne Lupino beobachtete ihn dabei zufrieden. Als er den Scheck in seinen Händen hielt und ihn genüßlich zusammenfaltete, sagte er: »So, mein Lieber. Und morgen steht Leigh Saxons Name in der Zeitung auf der Seite mit den Todesanzeigen.«
    ***
    Eingestiegen war Lorne Lupino in dieses blutige Geschäft vor sechs Jahren. Da hatte er im Streit einen Mann erstochen, und er hatte gemerkt, daß ihm das nicht das geringste ausmachte. Er hatte keine Gewissensbisse und konnte nachts ruhig schlafen. Bald darauf bat ihn ein Freund, seinen Schwager, der seine Frau täglich schlug, umzubringen. Lupino verlangte dafür Geld und bekam es. Anderntags war der Schwager tot. Der nächste Auftrag ließ nicht lange auf sich warten. Auch ihn erledigte Lupino mit verblüffender Kaltschnäuzigkeit. In einschlägigen Kreisen sprach sich schnell herum, daß Lorne Lupino auf seinem Gebiet etwas zu bieten hatte. Die Aufträge häuften sich, und Lupino konnte mit den Preisen höher gehen. Sie wurden anstandslos bezahlt.
    Heute war er bei fünftausend Pfund, und da das Geschäft immer noch blühte, konnte er sehr gut davon
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