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Die Waldschmerzklinik 2

Die Waldschmerzklinik 2

Titel: Die Waldschmerzklinik 2
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Husum, ein ganz normaler Montag
    Der Morgen ist noch jung. Ich gucke aus dem Fenster von Viktors Büro und warte auf ihn. Seit er mit Yannik zusammen ist, kommt er morgens stets später. Er hat das verdient, schließlich hat er jahrelang nur geschuftet und sich für die Klinik aufgerieben. Seinen Lebensgefährten, den hat er auch verdient, obwohl ich neidisch bin. Nein, ich will nicht seinen Yannik, ich will nur endlich einen Mann, der zu mir steht.
    „Morgen Waine“, schnurrt Schwester Gabriele, die mit einem Becher Kaffee hereingetrippelt kommt.
    „Moin Gabriele.“ Ich lächle ihr zu und strecke erwartungsvoll die Hand aus, aber sie stellt den Becher demonstrativ auf Viktors Schreibtisch.
    „In der Cafeteria gibt es noch mehr davon“, säuselt sie und eilt davon.
    „Miststück“, murmele ich amüsiert, gehe zum Tisch und nehme mir den Kaffee.
    Bis Viktor kommt, wird er sonst kalt sein. Während ich nun die schwarze Brühe schlürfe, schaue ich wieder aus dem Fenster. Der Hafen von Husum liegt vor mir. Ein paar Fischkutter dümpeln im flachen Wasser, die Ebbe hat eingesetzt. Menschen sind nur vereinzelt zu sehen.
    „In zehn Minuten ist die erste OP“, ruft Gabriele durch die Tür, die sie einen Spalt breit geöffnet hat.
    „Mhm“, mache ich.
    Fünf Minuten später höre ich endlich Viktors feste Schritte auf dem Gang. Ich stelle den leeren Becher auf seinen Schreibtisch und sehe ihm unschuldig entgegen.
    „Morgen Waine, ich bin spät dran, entschuldige“, sagt Viktor, streift einen Kittel über, geht zu seinem Sessel und greift nach dem Becher.
    Sein Gesichtsausdruck ist Gold wert.
    „Oh Mann, den hast du getrunken“, brummt er mürrisch.
    „Sorry, ja. Ich besorge dir einen neuen, sobald wir den Busen von Frau Morgenstern verkleinert haben.“ Ich grinse mit einem Zwinkern.
    „Oh nein, nicht die schon wieder“, stöhnt Viktor und rollt mit den Augen.
     
    Frau Morgenstern lächelt uns in ihrem schicken, grünen OP-Kittel entgegen. Sie lüpft unaufgefordert selbigen und zeigt ihre riesigen Titten, die wir erst vor einem halben Jahr in diese Form gebracht haben. Ich schlucke und auch Viktor hält den Atem an.
    „Die Frühjahrsmode verlangt nach weniger Oberweite“, erklärt uns Adele Morgenstern. „Also raus mit den Kissen.“
    Bei ihr klingt das so, als würden wir einen Schrank ausräumen. Viktor nickt der Narkoseärztin zu, die Frau Morgenstern auf die Liege drückt und eine Injektion setzt. Schon bald atmet die Dame ruhig und wir können unsere Sisyphusarbeit aufnehmen. Alle sechs Monate kommt diese Frau hierher und lässt auf- oder abrüsten. Okay, das Geld stimmt, aber wo bleibt da die Moral?
    „Es müsste einen Reißverschluss für solche Weiber geben“, knurrt Viktor hinter seinem Mundschutz.
    Schwester Bettina, die ihm gegenüber assistiert, kichert. Ich werfe ihr einen scharfen Blick zu, denn nichts ist schlimmer als mangelnder Ernst im Operationssaal.
    „Waine, die Polster“, brummt Viktor.
    Ich gehe zum Sideboard und greife nach den Silikonkissen, die sich Frau Morgenstern ausgesucht hat. Eines entgleitet mir, aber ich kann es gerade noch auffangen.
    „Hab dich“, murmele ich und drücke dem Kissen einen Kuss auf.
    Ich mag das Gefühl der Gummihaut mit dem Gel darunter und knutsche auch das andere, bevor ich Viktor beide anbiete.
    „Hier, nimm das alte Teil“, sagt er und drückt mir ein blutiges Ding in die Hand, das ich erschrocken fallen lasse.
    „Ha-ha, kannst wohl kein Blut sehen“, wiehert Viktor und zieht die Augenbrauen hoch.
    „Witzbold.“ Ich bücke mich nach dem Teil und hebe es mit spitzen Fingern auf.
    Das Ding landet in einer Nierenschale, während Viktor konzentriert die Haut der Patientin anhebt und das neue Polster hineinschiebt. Erst rechts, dann links. Er versieht die Wundränder mit einem schönen Zickzackstich und seufzt befriedigt. An ihm ist ein Schneider verlorengegangen, seine Nähte sind einfach hinreißend.
    „Fertig“, ruft er, klatscht in die Hände und begutachtet Frau Morgensterns Bauch, den wir letztes Jahr straffen durften. „Wir leisten hervorragende Arbeit“, lobt er sich selbst.
     
    „Wie war dein Wochenende?“ Viktor guckt mich von der Seite an, während wir an den Waschbecken stehen und unsere Hände schrubben.
    „Wie immer. Bisschen Sport gemacht. Samstag nach Hamburg gefahren und mir einen Fick aufgerissen, nichts Besonderes.“
    „Du brauchst einen festen Partner“, sagt Viktor, der vor gar nicht langer Zeit ein strenger
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