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Die Waldschmerzklinik 2

Die Waldschmerzklinik 2

Titel: Die Waldschmerzklinik 2
Autoren: Sissi Kaipurgay
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sich.
    „Bist du auch Patient hier?“, fragt er Miroslav.
    „Bis eben schon, jedoch hat Professor Brechmann mich überzeugt, dass es an mir nichts zu verbessern gibt“, sagt der eingebildete Fatzke.
    Mir ist zum Kotzen zumute. Mein geplantes Stelldichein mit dem süßen Pjotr ist geplatzt. Der Ober bringt in diesem Moment die Bestellungen und für einen Moment ist Ruhe. Ich stochere in meinem Salat und Miroslav trinkt seinen Latte, während Pjotr sich eifrig über seine Spaghetti hermacht.
    „Du bist Patient, Pjotr, habe ich das richtig verstanden?“, fragt Miroslav, nachdem wir aufgegessen haben.
    „Ja, ich habe mich endlich überwunden, etwas gegen meine Akne zu tun“, antwortet Pjotr mit einem süßen Lächeln.
    „Oh, es tut mir leid, dass du so eine böse Krankheit hast“, sag Miroslav mitleidig. „Ich dachte, hier werden nur Korrekturen vorgenommen.“
    „Wir leisten auch Arbeit dort, wo Menschen ein ‚echtes‘ Leiden haben“, sage ich spitz.
    „Lieber Waine, das zweifle ich nicht an“, er lächelt und plötzlich finde ich, dass er gar nicht so übel ist wie ich dachte.
    Erst hat er den Eindruck gemacht, ein eingebildeter Fatzke zu sein, doch er ist nur sehr selbstsicher. Ich schalte meine Gefühle von Abneigung auf neutral um. Dennoch, mein Stelldichein mit Pjotr ist geplatzt, der allerdings überhaupt nicht an mir interessiert scheint, vielmehr jetzt an Miroslavs Lippen hängt.
     
    Es ist wie verhext. Zum Nachmittagstee erscheint Miroslav erneut und verhindert, dass ich endlich in Ruhe mit dem Kleinen reden kann. Erneut gewinne ich den Eindruck, dass Pjotr, wenn er denn an einem Mann interessiert ist, sich für Miroslav entscheiden würde. Der scheint das nicht zu merken und plaudert charmant mit uns beiden. Trotzdem hat er mir erneut ein Date vermasselt.
    Nach Feierabend wundert es mich daher nicht, dass er mich vor der Klinik abpasst. Ich eile über den Parkplatz zu meinem Wagen, aber er hängt an mir wie eine Klette.
    „Waine, warte doch mal. Ich würde gerne mit dir essen gehen“, ruft er und packt mich schließlich am Arm. „Was hast du denn?“
    Ich stiere ihn an und versuche, ruhig zu atmen.
    „Ich möchte nichts mit dir zu tun haben“, formuliere ich wütend.
    „Aha“, macht Miroslav, guckt mich einen Moment an und reißt mich dann so überraschend in seine Arme, dass ich mich nicht wehre.
    Sein Mund landet auf meinem und seine Zunge drängt sich unbarmherzig zwischen meine Lippen. Ich will protestieren, wodurch ich ihn versehentlich hereinlasse und dann… wird mir ganz anders. Dieser Kerl fickt mich mit seiner Zunge und bringt mich zum Stöhnen. Ich lehne mich an ihn und atme verzweifelt durch die Nase, weil ich sonst ersticken würde, und weil ich den Kuss nicht beenden will. Schließlich ist es Miroslav, der mich wegschubst und sich heftig atmend durch seine Haare streicht. Er sieht unglaublich attraktiv aus, was mir jetzt extrem auffällt, aber auch an meiner Erektion liegen kann.
    „Verdammt, Waine, du bist ein harter Brocken“, stöhnt er. „Ehrlich gesagt, ist es mir langsam auch scheißegal, ob du mit mir essen gehst. Ich bin noch nie so mies behandelt worden.“
    Bevor ich etwas sagen kann, hat er sich nach einem verächtlichen Blick umgewandt und geht weg. Mir fällt nichts ein, was ich ihm hinterherrufen könnte. Ich bin einfach geplättet von der Dampfwalze, die mich gerade eben überfahren hat.
     
    Den ganzen Abend werde ich das Gefühl von Miroslavs Lippen nicht mehr los. Dieser Kerl ist ein Wahnsinniger. Ich muss an seine Erektion denken, die er mir gestern so schamlos präsentiert hat. Also war er scharf auf mich. Jetzt bin ich scharf auf ihn, Pjotr ist vergessen. Überhaupt würde Miroslav gut zu mir passen, auch wenn ich eigentlich auf kleine Kerle stehe. Wenn ich nicht von Anfang an derart fixiert auf den kleinen Blonden gewesen wäre, hätte ich mich wahrscheinlich gleich auf Miroslav eingelassen. Im Nachhinein kann ich mir nur selbst vor die Stirn schlagen und frage mich, ob er morgen einen erneuten Versuch wagen wird.
     
    „Herr Heidenreich ist gestern abgereist“, teilt mir Schwester Gabriele am nächsten Morgen süffisant mit.
    Ich ärgere mich, dass ich sie gefragt habe und nicht Viktor, der in diesem Moment in sein Büro gefegt kommt. Er zieht seinen Kittel über und nimmt Gabriele den Kaffeebecher ab, auf den ich mir Hoffnungen gemacht habe. Langsam schlürfend mustert er mich, als sähe er mich das erste Mal.
    „Morgen Waine“, sagt er
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