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Die Waldschmerzklinik 2

Die Waldschmerzklinik 2

Titel: Die Waldschmerzklinik 2
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Verfechter des Singlelebens gewesen ist.
    Ich grinse ihn an und tippe mir an die Stirn.
    „Wozu das denn? Nur weil du mit Yannik das große Los gezogen hast, muss ich doch nicht gleich auf Freiersfüßen umherlaufen.“
    „Wer redet hier vom Heiraten?“ Viktor lacht und trocknet sich die Hände ab.
    Er fährt sich durchs Haar, guckt kurz in den Spiegel und lässt mich allein. Ich seufze und schaue auf. Ein blonder Kerl mit grünen Augen glotzt mich an. Der Mann sieht gut aus, bis auf die Fältchen in den Augenwinkeln. Vielleicht sollte ich Botox spritzen. Mit Anfang dreißig beginnt der Verfall des männlichen Körpers.
     
    „Heute kommen zwei neue Patienten“, verkündet Viktor, als ich in sein Büro trete. „Ein Miroslav Heidenreich, der sich Fett absaugen lassen will, und ein Pjotr Malmstein mit Akne und – du wirst es kaum glauben– dem Wunsch nach einer Fettunterspritzung.“
    „Tja, so ist das Leben. Der eine will es weghaben, der andere verlangt danach“, sage ich philosophisch.
    „Frischer Kaffee für den lieben Viktor“, flötet Gabriele, die in diesem Moment durch die Tür trippelt.
    Sie klimpert mit den Wimpern und stellt einen Becher vor Viktor ab, bevor sie mit einem frechen Seitenblick zu mir den Raum wieder verlässt.
    „Miststück“, murmele ich.
    „Mag sein, aber sie ist zuverlässig.“
    „Zuverlässig unverschämt“, sage ich und gucke neidisch zu, wie Viktor genüsslich einen Schluck Kaffee trinkt.
    „Ich würde gerne heute Nachmittag freinehmen.“ Er lächelt mich an. „Macht es dir etwas aus, die beiden Patienten allein zu empfangen?“
    „Iwo.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust und grinse. „Dann kann ich mal wieder den Chefarzt raushängen lassen.“
     
    Nach dem Mittagessen mache ich es mir in Viktors Büro gemütlich. Mein eigenes ist zwar auch nicht schlecht, aber sein Ledersessel ist viel breiter als meiner. Außerdem liegt eine erhabene Aura über dem Raum, die ich nicht beschreiben kann. Operationen sind für den Nachmittag nicht angesetzt, weshalb ich mich ganz auf die zwei Neuzugänge konzentrieren kann. Ich gucke auf den Monitor und lese die Daten des ersten Kandidaten.
    „Pjotr Malmstein, neunundzwanzig Jahre alt. Starke Akne auf dem Rücken. Wünscht Fettaufpolsterung der Hinterbacken.“
    Ich persönlich mag schmale Ärsche lieber als runde, aber diese Vorlieben bringe ich natürlich nicht in den Beruf ein, dazu bin ich zu sehr Arzt. Ein Foto des Patienten zeigt einen straßenköterblonden Kerl mit hellen Augen. Er wirkt schmächtig, hat schmale Lippen und eine kleine Nase, die Züge wirken leicht kantig. Sehr hübsch, könnte mir gefallen.
    „Waine? Herr Malmstein ist hier“, verkündet Gabriele durch die halbgeöffnete Tür.
    „Bring ihn rein“, rufe ich und springe auf.
    Der Mann, den sie durch die Tür schiebt, ist knapp eins fünfundsiebzig groß und hat den Blick verschämt gesenkt. Ich laufe ihm entgegen, greife seine Hand und schüttle sie enthusiastisch.
    „Ich bin Dr. Waine Hahn. Setzen Sie sich.“
    Während ich zurück zu Viktors Sessel eile, lässt sich Malmstein sehr steif auf dem Besucherstuhl nieder.
    „Sie haben also Akne?“, nehme ich das Gespräch auf.
    Der arme Kerl nickt, hebt endlich die Wimpern und guckt mich traurig an. Mein Herz wird sofort weich und ich beuge mich über den Schreibtisch.
    „Das ist nichts Schlimmes. Wir kriegen das schon in den Griff. Diese Aufpolsterung jedoch – ist Ihnen klar, dass Sie danach immer das Gefühl haben werden, auf einem Busen zu sitzen?“
    Die Augen des Patienten weiten sich entsetzt. Ich unterdrücke ein Grinsen.
    „Bitte machen Sie sich frei, Herr Malmstein. Ich will Sie mir mal ansehen.“
    Ich winke zu dem Paravent, der in einer Ecke des Büros steht, und gucke auf den Monitor, um dem Mann ein wenig Privatsphäre zu lassen. Der Kerl ist schüchtern und gefällt mir sehr gut. Sollte endlich der richtige Kandidat für mich gefunden sein? Allerdings wirkt er passiv und das bin ich leider auch. Nicht immer, aber ich bevorzuge es eben, unten zu liegen.
    Kleidung raschelt und kurz darauf tritt Malmstein nackt hinter dem Sichtschutz hervor. Ich bemühe mich, nicht allzu offensichtlich seine Körpermitte anzustarren. Der Penis, der dort aus einem blonden Nest hängt, ist hübsches Mittelmaß.
    „Legen Sie sich bitte hin“, sage ich und stelle mich neben die Untersuchungsliege.
    Malmstein streckt sich aus und rollt sich auf den Bauch. Mir wird sofort ein wenig übel, als ich seinen
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