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Die Waldschmerzklinik 2

Die Waldschmerzklinik 2

Titel: Die Waldschmerzklinik 2
Autoren: Sissi Kaipurgay
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verlasse den Raum, ohne Gruß und ohne ihn noch einmal angeschaut zu haben. Auf dem Gang schnappe ich mir den Koffer und sehe mich überraschend Schwester Gabriele gegenüber, die scheinbar auf mich gewartet hat.
    „Kommen Sie“, raunt sie mit sexy Stimme.
    Ich folge ihr bis zu einem hellen, großen Zimmer. Sie lächelt mich gewinnend an, geht hinein und tritt ans Fenster.
    „Sie haben von hier einen fantastischen Ausblick auf den Hafen. Ich kenne da übrigens ein kleines Restaurant, falls Sie heute Abend noch nichts vorhaben.“
    Die Frau flirtet nicht nur mit mir, dies ist ein eindeutiges Angebot. Ich überlege, wie ich es ihr am besten sage, als sie mit wiegendem Schritt auf mich zukommt und kurz vor mir stehenbleibt. Ihre feuerroten Lippen sind leicht geöffnet. Spätestens jetzt wäre meine Erektion verpufft, wenn sie nicht ohnehin schon abgeklungen wäre.
    „Wie sieht’s aus, Herr – Heidenreich?“, säuselt sie und beugt sich vor.
    „Sorry.“ Ich mache einen hastigen Schritt zurück und lächle entschuldigend. „Ich habe schon etwas vor.“
    „Oh, wie schade“, murmelt Gabriele, zupft verspielt an ihrer Frisur und trippelt aus dem Zimmer, wobei ihre Schritte ein wenig zickig klingen.
    Ich atme aus und setze mich auf die Bettkante. Was nun?

Verpasste Gelegenheiten
    Am nächsten Tag habe ich einen Termin bei Professor Brechmann. Ich bin schlecht gelaunt, nachdem ich den Abend in ständiger Furcht verbracht habe, Gabriele würde mich aufspüren. Die Kneipe, in der ich eine Kleinigkeit gegessen habe, war urig und das Essen gut, dennoch konnte ich mich nicht richtig entspannen.
    „Morgen, Herr Heidenreich“, begrüßt mich der Professor und nickt mir zu, ohne sich zu erheben.
    „Professor“, antworte ich in dem gleichen Tonfall.
    Wir sind zwei Geschäftsleute, die auf derselben Ebene kommunizieren. Ich schlage entspannt ein Bein über das andere und beschließe, die Tatsachen auf den Tisch zu legen.
    „Ich bin aus einem bestimmten Grund hier“, sage ich und lehne mich leicht vor. „Dr. Waine Hahn.“
    „Oh ja, er ist ein sehr kompetenter Arzt“, erwidert Brechmann erfreut.
    „Das bezweifle ich nicht. Mir geht es aber um den Mann, nicht um den Arzt“, konkretisiere ich.
    „Hm“, der Professor lehnt sich zurück und faltet die Hände vor dem Bauch.
    Er mustert mich und überlegt einen Augenblick, bevor ein Lächeln über seine Züge gleitet und er sich wieder aufrichtet. „Sie sind in Waine verliebt?“
    „Ich habe sein Foto in der Informationsbroschüre gesehen und – ja, ich habe mich verliebt. Dumm, nicht wahr?“
    „Oh nein, ich finde ihn auch ausnehmend attraktiv und charmant.“ Brechmann zwinkert mir zu.
    „Das heißt, Sie unterstützen mein Vorhaben?“
    „Was genau haben Sie denn vor?“ Der Professor scheint wirklich interessiert, was mich für ihn einnimmt.
    „Ich will ihn für mich gewinnen. Er könnte zu mir passen, für länger, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    „Das hieße für mich, einen hervorragenden Arzt zu verlieren, oder wie sind Ihre Pläne?“, fragt Brechmann freundlich.
    „Das käme auf Waine an. Ich kann mein Unternehmen nach Husum verlegen. Ich kann auch von zuhause aus arbeiten.“
    „Ehrlich gesagt, liegt mir Waines Wohl sehr am Herzen.“ Der Professor steht auf und geht zum Fenster. „Er braucht endlich einen Partner.“
    „Also habe ich Ihre Unterstützung?“, frage ich hoffnungsvoll.
    Brechmann nickt und kommt zu mir herüber. Er reicht mir die Hand und wir besiegeln den Handel mit einem festen Händedruck.
     
    ***
     
    Ich sitze mit Malmstein in der Kantine. Nach der morgendlichen Untersuchung konnte ich ihn überreden, sich hier mit mir auf einen Imbiss zu treffen. Der Kerl ist immer noch schüchtern, aber verheiratet ist er nicht, das habe ich inzwischen herausgefunden.
    „Wollen wir zum ‚Du‘ übergehen?“, frage ich ihn, nachdem wir unsere Bestellung beim Ober aufgegeben haben.
    „Gern, ich bin Pjotr“, sagt mein Patient.
    „Ich heiße Waine.“ Ich strecke ihm meine Hand hin, die Pjotr fest drückt.
    „Und ich bin Miroslav“, ertönt in diesem Moment hinter mir eine bekannte Stimme.
    „Freut mich“, sagt Pjotr und scheint sogar erleichtert, als sich der unverschämte Kerl einfach zu uns setzt.
    „Für mich einen Latte macchiato, bitte“, bestellt Heidenreich bei dem herangeeilten Ober, bevor er mich anlächelt.
    Ich muss zugeben, dass er charmant sein kann und gut aussieht, damit hat es sich aber schon. Pjotr räuspert
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