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Fieses Karma

Fieses Karma

Titel: Fieses Karma
Autoren: Jessica Brody
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Vorwort
    Also, wenn ihr mich fragt, dann ist das Karma an allem schuld.
    Na, Karma. Ihr wisst schon, diese seltsame Kraft, die dafür sorgt, dass gute Taten belohnt und schlechte Taten bestraft werden.
    Ein Beispiel gefällig? Gerne: Als ich in der siebten Klasse war, habe ich meiner kleinen Schwester das Pausenbrot geklaut. Ich hatte verschlafen und deshalb keine Zeit, mir ein eigenes Pausenbrot zu schmieren. Und was war? In der Schule musste ich feststellen, dass der Aufschnitt auf ihrem Sandwich schon vergammelt war. Also war ich gezwungen, mein letztes Taschengeld für das grauenhafte, nicht identifizierbare Essen in der Cafeteria auszugeben.
    Das meine ich – Karma eben.
    Oder letzten Sommer: Meine beste Freundin Angie und ich beschlossen, lieber ein wenig im Einkaufszentrum zu shoppen, statt unser Versprechen zu halten und ihrer Mutter beim Ausräumen der Garage zu helfen. Natürlich ging Angie schon auf der Hinfahrt das Benzin aus, und so verbrachten wir den halben Vormittag damit, in glühender Hitze bei über 30 Grad zur nächsten Tankstelle zu laufen. Und die war fast sechs Kilometer entfernt. Anschließend konnten wir mit einem Benzinkanister, der mindestens zehn Kilo schwer war, zurück zum Auto laufen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass die Energie, die wir für diese geniale kleine Eskapade aufwendeten, ungefähr zehn Malso groß war wie die, die wir gebraucht hätten, um Mrs Harper dabei zu helfen, ein paar verstaubte Kartons auszumisten.
    Wem hatten wir das zu verdanken? Genau, dem Karma.
    Und als ich neun war, bettelte ich meine Eltern wie verrückt um einen Hund an. Natürlich waren sie dagegen. Also beschloss ich, die Hunde aus unserem Tierheim auszuführen. Denn mehr Hund würde ich eindeutig nicht kriegen. Aber mein Engagement beeindruckte meine Eltern schließlich so sehr, dass ich mir eines Tages einen Hund aus dem Tierheim aussuchen und ihn behalten durfte.
    Wie ihr seht, funktioniert Karma in beide Richtungen. Gute Taten werden belohnt, während schlechte Taten bestraft werden. Gutes passiert guten Leuten, und Schlechtes passiert schlechten Leuten. So funktioniert Karma.
    Na ja, wenigstens dachte ich, dass es so läuft.
    Aber das war, bevor das zweite Halbjahr meiner Abschlussklasse an der Highschool begann. Da änderte sich alles. Alles, was ich zu wissen geglaubt hatte, und alles, worauf ich mich meiner Meinung nach verlassen konnte, existierte plötzlich nicht mehr.
    Ich glaube, ich kann es bis zu einem bestimmten Tag zurückverfolgen.
    Es war jener Schicksalstag, an dem Angie mich wegen einer wichtigen Neuigkeit anrief.
    Ja, genau an dem Tag fing alles an. Bis dahin war oben noch oben gewesen und unten noch unten, und richtig und falsch waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Dann wurde meine einfache kleine Welt auf den Kopf gestellt. Und von da an gab es in meinem Leben absolut nichts mehr, was »einfach« gewesen wäre.

Der Traumtyp
    Mein Telefon klingelt heute irgendwie lauter als sonst. Und in seinem Klingelton schwingt diese gewisse Dringlichkeit mit, die den Anruf besonders wichtig scheinen lässt.
    Einen Augenblick lang starre ich das Telefon an. Dann beschließe ich, nicht abzunehmen. Ich lerne gerade für einen wichtigen Test in französischer Geschichte und möchte nicht gestört werden.
    Wieder klingelt das Telefon.
    Ich brauche nicht auf das Display zu sehen, um zu wissen, dass Angie die nervige Anruferin ist. Jeder meiner Freunde hat seinen eigenen Klingelton. Angies ist ein total bekannter Hip-Hop-Song, von dem sie behauptet, er hätte ihr schon gefallen, als er noch völlig unbekannt war. Ich persönlich glaube, sie will nur einfach nicht zugeben, dass sie wie alle anderen ist. Einen so bekannten Song zu mögen, würde ihrem sorgsam gepflegten Image, der Gegenkultur anzugehören, zu sehr schaden.
    Auf alle Fälle verlor ihr Klingelton nach ungefähr zwölf Mal seinen Reiz. Und wenn man bedenkt, dass Angie mich mindestens sechzehn Mal am Tag anruft, ist das auch kein Wunder.
    Ich ignoriere also Angies Anruf weiterhin und vertiefe mich in den Sturm auf die Bastille. Was immer es auch sein mag, das so wichtig ist. Es muss zumindest warten, bis König Louis XVI seinen Kopf verloren hat.
    Als Angie es zum dritten Mal versucht, nehme ich stöhnend ab. »Was ist denn?«
    Normalerweise würde Angie sich über meine unfreundliche Begrüßung beschweren, aber heute Nachmittag hat sie offensichtlich größere Sorgen als meine Laune. »Maddy, komm sofort zu
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