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Die Waldschmerzklinik 2

Die Waldschmerzklinik 2

Titel: Die Waldschmerzklinik 2
Autoren: Sissi Kaipurgay
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lächelnd und läuft zu seinem Sessel. „Gabriele, lass uns doch bitte kurz alleine.“
    Sie schürzt die Lippen und trippelt mit hochgezogenen Schultern aus dem Büro, dessen Tür sie leise schließt. Ich gucke verwundert zu Viktor hinüber, der sich gemütlich zurücklehnt und auf seinen Monitor schaut.
    „Warst du gestern mit Heidenreich essen?“
    Aha, von daher weht der Wind.
    „Nein, ich habe ihm erklärt, dass ich nichts mit ihm zu tun haben will“, antworte ich leise.
    Viktor fährt abrupt herum und starrt mich an. „Wieso?“
    Ich zucke mit den Achseln. „Kein Interesse.“
    „Ich verstehe dich nicht“, brummt er und verschränkt die Arme vor der Brust.
    „Ich mich auch nicht“, gebe ich zu.
    „Du musst es ja wissen.“ Viktor wendet sich zum Schreibtisch und starrt eine Weile auf den Bildschirm, bevor er aufspringt und in die Hände klatscht.
    „Auf-auf zur nächsten Brust-OP“, ruft er munter und eilt aus dem Zimmer.
    Ich folge langsam. Mir ist nicht wohl und ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.
     
    Die nächsten Tage vergehen mit den üblichen Eingriffen und der Behandlung von Pjotrs Rücken. Ich kann ihn überzeugen, seinen Hintern so zu lassen wie er ist. Schwul ist er übrigens nicht, davon überzeugt er mich schließlich, indem er sich mit Gabriele trifft. Gut, er könnte trotzdem homosexuell sein, aber es interessiert mich nicht mehr.
    Meine Gedanken drehen sich ausschließlich um Miroslav. Will er mich nur ficken? Wieso taucht der Kerl einfach auf, tut so, als würde er ein psychisches Problem haben, und verschwindet dann wieder? Ich kann mir keinen Reim auf die Sache machen und bin froh, als das Wochenende naht.
     
    Den Freitag verbringe ich in meiner Wohnung, aber am Samstag hält mich nichts mehr. Ich buche mir ein Hotelzimmer in Hamburg und mache mich schon früh auf den Weg. Den Nachmittag verbringe ich an der Alster, was bei dem schönen Spätfrühlingswetter ein Genuss ist. Sicher, allein ist es nicht so schön, wie es zu zweit wäre, aber ich bin es gewohnt und habe mir ausreichend Fachmagazine zum Lesen eingepackt. Abends nehme ich einen leichten Imbiss im Hotelrestaurant zu mir und gucke danach ein wenig Fernsehen. Dann ist es endlich soweit, dass ich mich in den ‚Goldenen Hirsch‘ begeben kann.
     
    Blitzlichtgewitter und der hämmernde Rhythmus der Musik umhüllen mich, als ich die Eingangstür hinter mir gelassen habe. Kunstnebel wallt auf und verstellt mir den Blick. Ich drängle mich an schwitzenden Körpern vorbei, bis ich den hinteren Tresen erreicht habe, wo die Luft nicht ganz so dick ist und der Lärm erträglich. Der Barmann beugt sich interessiert herüber, aber allein ein Blick auf seinen Strapsgürtel genügt mir, um die Lust im Keim zu ersticken.
    „Ein Pils“, rufe ich ihm zu, lehne mich seitlich an die Theke und inspiziere das Angebot.
    Ein paar große Kerle fallen mir gleich ins Auge, aber ich habe Zeit mitgebracht und in meinem Kopf geistert ohnehin nur einer herum. Der wird aber ganz sicher nicht in diesem Etablissement auftauchen, so fein, wie er angezogen war.
    Es gibt in der Stadt noch andere Läden, in die Typen seines Kalibers gehen können. Ich bevorzuge das Bad im Volk, wie ich es nenne. Ich mag erdige Kerle, die mich richtig hart rannehmen. Der Tresenfuzzi schiebt mir das Bier rüber, das ich mit einem gemurmelten ‚Danke‘ entgegennehme, bevor ich ihm einen Geldschein reiche.

Hirsche und Rehe
    Eigentlich gehört der ‚Goldene Hirsch‘ nicht zu meinen Jagdgebieten, aber nach Brechmanns Anruf musste ich einfach dorthin fahren. Sollte Waine in der Stadt sein, so der Professor, wird er hierher kommen. Die miefige Luft erschlägt mich fast und ich muss die Augen zusammenkneifen, um überhaupt etwas sehen zu können. Langsam laufe ich an der Wand entlang und mustere die Kerle, die sich dort aufgebaut haben. Ich werde interessiert taxiert und erwehre mich der einen oder anderen Hand, die sich begehrlich nach mir ausstreckt. Endlich bin ich im hinteren Bereich, wo das Atmen schon leichter fällt und ich besser gucken kann.
    Sofort fällt mir ein blonder Schopf ins Auge und mein Herz nimmt einen schnelleren Rhythmus auf. Ich bleibe in gebührendem Abstand stehen und beobachte Waine eine Weile. Seine coole Art wirkt auf mich sehr anziehend. Ich will sie ihm austreiben, ihn zum Stöhnen und Betteln bringen. Er sieht sich immer wieder um, als würde er jemanden suchen. Mich kann er nicht entdecken, ein breiter Pfeiler bietet mir
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