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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben
Autoren: F Schmöe
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Reihe von Spezialgeschäften. Aber auch die üblichen Waffenläden verkaufen welche.«
    Er trank seine Schokolade in einem Schluck leer.
    »Und es ist nicht verboten, Schwerter zu kaufen, richtig?«, fragte Katinka.
    »Exakt.« Er lächelte. Wie immer sprang das Lächeln einmal von Mundwinkel zu Mundwinkel und erlosch.
    Katinka seufzte.
    »Im Internet findet man wahrscheinlich unzählige Anbieter. Ohne einen Verdächtigen ist es quasi unmöglich, herauszufinden, wo die Schwerter gekauft wurden. Und von wem.«
    »So ist es.« Hardo bestellte eine zweite Tasse. »Außerdem kann man Schwerter wie alle Waffen an ganz anderen Orten kaufen als in offiziellen Geschäften oder im Internet. Aber Sie wollen den Fall ja nicht.« Er strich sich über den völlig kahlen Schädel.
    Katinka musste grinsen. Das war ein altes Spiel zwischen ihnen. Katinka hatte auf Hardos Intervention hin schon in drei Mordfällen die Ermittlungen aufgeben müssen. Es war ihr jedoch jedes Mal gelungen, auf Umwegen mitzurecherchieren und auch zu ihrem Honorar zu kommen. Ihr war schon klar, weshalb er ihr diesmal den Fall so großzügig anbot: Es war kein Mord. Nur ein Käfermord, falls man so wollte, eine wenn auch extrem mutwillige Sachbeschädigung. Kein Kapitalverbrechen. Und Hardo hatte Urlaub.
    »Warum fahren Sie nicht wieder nach Südamerika?«, wollte Katinka wissen, während die Bedienung ihm die zweite Tasse servierte.
    »Bin ich Rockefeller? Außerdem war die Reise damals eine Ausnahme. Ich bin ein bodenständiger Typ. Erdverbunden. Ein echter Franke eben. Nicht so kosmopolitisch wie Sie.«
    Katinka lachte. Er spielte auf ihre Wiener Herkunft an.
    »Auch als bodenständiger Mensch kann man verreisen.«
    »Sie kennen meinen Gehaltszettel nicht. Vielleicht fahre ich in die Fränkische Schweiz. Wandern. Habe ich ab und an mit meiner Tochter gemacht. Gehen Sie gerne wandern?«
    Katinka zuckte zusammen, als er seine Tochter erwähnte. Hardo war geschieden. Seine Tochter Sybille war vor einem guten Jahr tödlich verunglückt. Sie hätte überleben können, doch der einzige Zeuge des Unfalls war davongefahren, ohne ihr zu helfen. Erst im Zuge der Ermittlungen in einem anderen Fall war die eigentliche Unfallursache geklärt worden, und Hardo hatte sich danach für einen Monat nach Südamerika abgesetzt. Katinka wusste nicht, ob er inzwischen über den Tod seiner Tochter hinweggekommen war. Sybille war seit seiner Scheidung vor langen Jahren der einzige Mensch in seinem Umfeld, zu dem er eine wirklich tiefe Beziehung pflegte. Er hatte nie wieder auch nur ein Wort über den Unfall verloren.
    »Früher bin ich ganz gerne wandern gegangen«, sagte Katinka. »Aber ich bin lange nicht dazu gekommen.« Sie streckte sich. »Sie bringen mich auf eine Idee. Ich könnte meine Bude auch mal ein paar Tage zumachen.«
    Hardo legte die Stirn in Falten.
    »Kann sich die Jungunternehmerin Palfy das leisten?«
    »Immerhin habe ich mich nun schon anderthalb Jahre mit der Detektei ernährt », sagte Katinka überzeugt. »Und seitdem keinen Urlaub gemacht.«
    Hardo schüttete die heiße Schokolade in sich hinein und stellte die Tasse ab. »Dann gehen wir die nächste Woche mal zusammen los«, schlug er vor. »Das Wetter soll ja besser werden.«
    »Gern«, sagte Katinka. »Wie lange halten Sie sich vom Büro fern? Ich meine, nur zu meiner Info, falls ich wieder über eine Leiche stolpere.«
    »Vierzehn Tage. Mehr ist nicht drin. Aber für Sie bin ich immer erreichbar. Wählen Sie meine Handynummer.«
    Er wollte für sie beide bezahlen. Katinka kam ihm zuvor und legte das Geld auf den Tisch. »Diesmal geht’s auf mich.«
    Hardo murmelte irgendwas von modernen Frauen. Vor der Tür trennten sie sich.
    »Warten Sie mal, Palfy.«
    Katinka sah zurück.
    »Floriane Riegl.«
    »Bitte?«
    »Zulassungsstelle.« Hardo blinzelte. »Mit schönen Grüßen von mir. Für den Fall des Falles.« Er stapfte davon. Ein winziger Rest seines nach Ozean duftenden Aftershaves wirbelte durch die Luft und verflog.
     

2. Die Künstlerin
    Die Katastrophe schlug am nächsten Tag zu. Es war ein Freitag. Wie alle Katastrophen brach sie sich zu nachtschlafender Zeit Bahn, als penetrantes Klingeln des Telefons. Noch am Abend zuvor war es Katinka mit unerwarteter Leichtigkeit gelungen, ihren Freund Tom zu einem verlängerten Wochenende zu überreden. Üblicherweise weigerte er sich, seinen Schreibtisch, an dem er als freiberuflicher Programmierer schuftete, länger als für eine Mahlzeit oder einen
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