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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben
Autoren: F Schmöe
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zu tun. Es mochte zwar stimmen, dass sie von Wissensdurst und einer permanenten Angespanntheit durch ihre Fälle getrieben wurde. Aber sie war ganz bestimmt kein Voyeur, und wenn im Verlauf von Ermittlungen das Privatleben anderer Leute zur Sprache kam, war ihr das meistens hochnotpeinlich.
    Dani trank ihren Kaffee aus und stellte die Tasse ab.
    »Ich habe, wie gesagt, viel Geld verdient. Ich wollte es in meine Zukunft investieren. Ich hatte diese Idee mit Mensch und Natur und ich hatte die Zusage aus Straßburg. Nun kommt der harte Teil der Erfolgsstory: Ich muss ausreichend Skulpturen machen, außerdem ziemlich viel theoretischen Unterbau für den Katalog zusammenstellen, ein bisschen in die Organisation eingreifen und so weiter.« Sie fuchtelte mit ihren großen Händen in der Luft herum. »Also brauchte ich ein Refugium. In Franken war ich ja immer nur kurz, nur auf Besuch, aber es hat mir hier einfach prächtig gefallen. Die sanften Hügel, die Dörfer, wie alles so fließend zueinander findet … Im Sommer glänzt hier ein ganz warmes, hinreißendes Licht. Die Landschaft schmeichelt meinem Sinn für Formen. Übrigens, ganz in der Nähe von Bamberg, Richtung Jura, hat sich auch gerade eine Künstlerclique eingenistet. Holzhof heißt das Kaff. Die Gegend hier hat wohl was, das uns Künstlervolk besonders anspricht.«
    Dani rieb mit den Händen über ihre Arme.
    »Also sah ich mal in ein paar Zeitungen, und da wurde ein altes Holzhaus zum Verkauf angeboten.« Sie zog die Schultern hoch und suchte sich ein Handtuch aus ihrer Tasche. »In der Fränkischen Schweiz. Es diente früher einem Gutshof als Scheune. Der Hof ist vor zwanzig Jahren abgebrannt, und der Erbe hat die Scheune zu einem Ferienhaus umgebaut. Alles sehr einfach, aber funktionstüchtig, inklusive Bad, Küche und Internetanschluss. Nun ist der Besitzer alt und grau und wollte das Haus loswerden. Tja, so bin ich Datschenbesitzerin geworden.«
    Katinka staunte. Dani erzählte so locker flockig, als würden Träume von Natur aus einfach irgendwann wahr, kämen auf den Flügeln von Nachtfaltern angeschwebt.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Katinka schließlich. Ärgerlich spürte sie, wie sie ein wenig neidisch wurde. Es musste himmlisch sein, weit ab vom Schuss mit den eigenen Gedanken zu arbeiten und etwas Neues zu erschaffen. Schnell schluckte sie das dumme Gefühl herunter. »Und dort verschanzt du dich jetzt, bis deine Kunstwerke fertig sind?«
    »Ich habe vor, bis Ende September zu bleiben. Dann wird das Sommerhaus für eine Weile geschlossen. Ach, Katinka, es ist ein Traum, liegt total abseits, keine Nachbarn, kein Lärm, keine Rasenmäher, nur Vogelgesang, der Wind summt in den Wipfeln der Buchen und Birken. Ich habe zwei Wohnräume, eine große Küche, ein winziges Bad. Dann einen riesigen Raum, den ich als Atelier nutze. Perfekte Lichtverhältnisse. Das Grundstück endet irgendwo weit unten an der Straße.« Sie schlang sich das Handtuch um die Schultern. »Was fehlt, ist ein See oder irgendein anderes Wasser, zum Baden. Ich fuhr heute Morgen nach Bamberg, weil ich ein bisschen shoppen wollte, und bei der Parkplatzsuche geriet ich hier in diese Ecke. Und ich traf dich.«
    »Du hättest ruhig mal anrufen können!«, sagte Ka-tinka. Sie schaffte es nicht ganz, einen vorwurfsvollen Ton anzustimmen. Sie freute sich zu sehr, Dani wiederzusehen. Schon war da etwas Leichtes, Fröhliches in ihrem Bauch.
    Dani ignorierte den Einwurf.
    »Jetzt zu dir. Du bist Privatdetektivin. Wie viele Mörder hast du schon überführt?«
    »Drei!«, sagte Katinka und rechnete demonstrativ an den Fingern ihrer rechten Hand nach. »Außerdem habe ich eine Menge unspektakuläre Fälle geklärt. Chefs verdächtigen ihre Mitarbeiter, für die Konkurrenz zu arbeiten. Senioren kehren von einem Spaziergang ins falsche Altenheim zurück. Dann gibt’s Fälle von Unterschlagung, Betrug oder Diebstahl. Neulich musste ich einen Kaufhausdetektiv unterstützen: Da sackte eine Bande Markenklamotten ein. Die gingen ganz schön professionell vor.« Sie blickte auf die Gänsehaut an Danis Beinen.
    »Und deine große Liebe? Die Archäologie?«
    »Ich bin eine Archäologin der modernen Zeit«, sagte Katinka und grinste. Nach dem Geschichts- und Archäologiestudium war ihr fast nichts anderes übriggeblieben, als in die Arbeitslosigkeit abzuwandern. Ihr Vater, der von Wien aus in ganz Europa Häuser baute und sich als Stararchitekt einen Namen gemacht hatte, bot ihr in regelmäßigen
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