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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben
Autoren: F Schmöe
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Abständen Geld als Überbrückung an. Aber Katinka hatte immer abgelehnt. Stattdessen hatte sie ihre Lizenz als Detektivin erworben, eine Weile als Praktikantin bei einem anerkannten Detektivbüro ihre Erfahrungen gesammelt und sich schließlich in die Selbständigkeit gewagt. Der Job war als Notlösung geboren. Inzwischen wurde er zur Passion. Manchmal. Es gab auch jene grauen Tage, an denen sie sich am liebsten ihrer Detektei in der Hasengasse gar nicht nähern wollte. Und es hatte Tage voller Angst und Selbstvorwürfe gegeben. Katinka dachte an jene Frau zurück, die sich ihrem Schutz anvertraut hatte, die Katinka aber nicht vor einem Mörder hatte schützen können. Dabei war es nicht einmal ihre Schuld. Mit der Heimtücke des Täters und seiner eiskalten Brutalität hatte sie gar nicht rechnen können. Hauptkommissar Uttenreuther hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihr auszureden, eine Schuld auf sich zu nehmen, die gar nicht die ihre war. Gerade mal 300 Meter von der Wiese entfernt, wo sie nun mit Dani in der Sonne lag, war die Frau mit einem Messer erstochen worden. Katinka erzählte es Dani. Es kam nicht so aus ihrem Hals, wie sie es damals wirklich empfunden hatte, aber sie hatte den Eindruck, Dani verstand. Katinka spürte wieder den Vorwurf des Versagens. Die Selbstverurteilung, die Depression, die dem Ganzen gefolgt war. Reue und die knallharte Erkenntnis, dass nichts mehr wieder gutzumachen war.
    »Ist es schwer, mit dieser Belastung zu leben?«, wollte Dani wissen.
    »Ja. Und nein. Es bessert sich. Wie alles.«
    Sie schwiegen beide eine Weile. Dann fragte Ka-tinka:
    »Männer?« Das Thema war problematisch, aber nicht ganz im selben Maße wie Morde.
    »Ich habe keinen Freund, wenn du das meinst. Ich bin seit zwei Jahren Single. Man kann besser arbeiten, ohne Ablenkung durch absurde Konflikte und Sex.«
    Katinka grinste.
    »Und bei dir?«, wollte Dani wissen.
    »Tom und ich wohnen seit fast einem Jahr zusammen. Es läuft gut.«
    »Aber?« Dani hatte ein feines Gehör für die Zwischentöne.
    Katinka zögerte. Es konnte nicht schaden, Dani von heute Morgen zu erzählen und würde helfen, die diffusen Ängste loszuwerden. Sie berichtete von dem nächtlichen Anruf, Toms Abreise, dem geplatzten Urlaubswochenende und der großen Unsicherheit, die nun über allem schwebte.
    »Was sollte das eurer Beziehung schaden, wenn seine Mutter krank ist?«, fragte Dani entgeistert.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Katinka. »Tom hat eine konfliktbeladene Beziehung zu seinen Eltern. Die paar Male, die ich mit ihm in Berlin bei seiner Familie war, gab es so eine vorsichtige und gleichzeitig miese Stimmung. Als ob eine ganze Menge unausgesprochen im Raum steht.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Vorwürfe, Schuldzuweisungen. Ich habe ja keine Ahnung. Ab und zu habe ich versucht, mehr aus Tom rauszulocken, aber er schaltet auf stur. Bislang hielt er einfach räumlichen Abstand. Er sitzt in Bamberg, seine Eltern in Berlin. Naja.«
    »Du bist dir deiner Gefühle nicht sicher, meine Liebe«, sagte Dani. Der Wiener Akzent wurde noch weicher.
    »Was meinst du damit?«, fuhr Katinka auf.
    »Gibt es einen anderen?«
    »Hast du sie nicht mehr alle? Wie kommst du darauf!« Katinka rupfte an ein paar Grasbüscheln.
    »An der Art von Verträumtheit, die in deinen Augen leuchtet. Willst du dir noch ein paar Optionen offen halten? Ehrlich gesagt, das ist doch ganz legitim. Man sagt zwar immer ›früh gefreit, nie gereut‹, aber eine allzu frühzeitige Festlegung kann auch schädlich sein. Am Ende siehst du die Welt nur noch durch die Brille deines einen und einzigen Partners.«
    »Vor Tom gab es einen anderen«, sagte Katinka knapp. »Ich bin gottfroh, diesen Lebensabschnitt hinter mich gebracht zu haben. Und ich weiß wirklich, was ich an Tom habe.«
    Sie fühlte Zorn hochkochen. Sie hätte die Klappe halten sollen. Die Beziehung zwischen ihr und Dani war nicht mehr so eng, so eins in eins. Britta hätte das alles sagen dürfen. Bei Dani klang es nach Besserwisserei. Sie wischte sich die Grasfetzen von den Handflächen.
    »Du kannst nichts für deinen Freund tun«, sagte Dani schließlich. »Du kannst für ihn dasein, wenn er dich anruft und sich wünscht, dass du kommst. Der Schlaganfall seiner Mutter ist traurig und mag dich erschüttern. Aber es ist sein ganz eigener Weg. Zunächst mal. Und egal, zu welchem Ende er kommt.«
    Katinka nickte.
    »Sprechen wir von etwas anderem. Hast du schon die Geschichte mit den Käfermorden
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