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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben
Autoren: F Schmöe
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angekündigt, bei der Stab-übergabe an den Juni jedoch geschwächelt. Die Temperaturen lagen bei wenig überzeugenden 14 Grad, und ein scheußlicher Wind fegte in Böen über die Stadt. »Sie werden sich warm anziehen müssen.«
    »Schafskälte nennt man das. Fällt Ihnen nichts auf?«
    »Was denn!«
    »Ich habe den Fall für Sie freigegeben.«
    Hardo grinste sie an. Sommers wie winters in Jeans und Holzfällerhemd, seine altbekannte Lederjacke drüber, Turnschuhe an den Füßen, wirkte er äußerlich überhaupt nicht wie ein Polizist. In seinen grauen Augen aber glomm stete Wachheit, eine Aufmerksamkeit, der nichts und niemand entging.
    »Sie können mich mal«, sagte Katinka. »Nur weil s ie mich schon oft genug aus den Ermittlungen raushaben wollten, stoße ich jetzt bestimmt keine Jubelschreie aus. Was soll ich mit dem Fall? Solange ich keinen Auftraggeber habe, der mich bezahlt …«
    Er hob die Hände.
    »War nicht böse gemeint, Palfy.«
    »Schon o.k.« Sie riss sich zusammen, schließlich konnte man Uttenreuther eines nicht vorwerfen: nachtragend zu sein. Also wollte sie in nichts nachstehen. »Trinken wir noch einen Kaffee?«
    »Warum nicht.« Hardo öffnete die Tür zum Café Riffelmacher. »Das Einzige, was ich heute noch tue, ist, meinen Schreibtisch aufzuräumen.«
    Sie setzten sich an einen Tisch beim Eingang. Ka-tinka war dankbar um den bullernden Ofen in der Ecke.
    »Der Käfer eben«, sagte sie. »Der hatte kein Bamberger Kennzeichen. Einen Milchkaffee, bitte.«
    »Eine heiße Schokolade«, sagte Hardo. »Scharf beobachtet. Der erste auch nicht.«
    »Wie lange dauert das, bis Sie den Halter ermitteln?«
    »Geht flott. Haben die Kollegen bestimmt schon erledigt.«
    Katinka fuhr mit dem Zeigefinger über die Zuckerdose.
    »Sie brauchen auf lange Sicht einen Informanten bei der Zulassungsstelle«, sagte Hardo. »Als Detektivin, meine ich.«
    Katinka lächelte abwesend. Sie hatte gar nicht richtig gehört, was er sagte. Sie dachte über etwas nach.
    »Diese Morde, wenn man sie so nennen kann, sind mir unheimlich.«
    Hardo betrachtete sie ruhig. Wie immer, wenn er aufmerksam zuhörte, hefteten sich seine Augen wie Scheinwerfer auf seinen Gesprächspartner. Katinka spürte, wie sie unsicher wurde. Oft genug peinigte sie der Eindruck, seinen Erfahrungen und seinem Wissen nicht gewachsen zu sein. Er hatte in seinen knapp dreißig Jahren bei der Polizei einfach einen viel zu großen Vorsprung. In schwachen Momenten glaubte sie, ihn niemals einholen zu können. Aber selbst wenn ihr der Wind um die Ohren pfiff, wollte sie sich den Mut nicht nehmen lassen.
    »Seit Anfang der Woche findet doch dieses Oldtimer-Treffen statt«, sagte sie. »Es stand in der Zeitung. Da sind sicher auch Käfer dabei.«
    »Ja. Und?«
    Katinka zog den Kopf ein. Ja. Und. Ihm war natürlich alles klar, während sie selbst laut grübelte. Verlegen wischte sie sich über die Stirn. Schön blöd. Hättest du dir doch denken können, dass Hardo auch schon das Oldtimer-Treffen in Betracht zieht.
    »War nur laut gedacht.«
    Die Getränke kamen. Katinka wärmte sich die Hände an der Milchkaffeeschale.
    »Die Kollegen haben die Autofans schon befragt. Der Käfer von Anfang der Woche gehörte keinem der Teilnehmer. Der Besitzer ist ein Urlauber, der auf dem Weg in den Süden in Bamberg Station gemacht hat. Ein junger Student, er hat in der Jugendherberge in der Wolfsschlucht übernachtet.«
    »Der arme Kerl. Sein Urlaub ist damit wohl zu Ende.«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    Katinka verrührte den Milchschaum.
    »Mir kommt das Ganze so … rituell vor.«
    »Eine Inszenierung?«
    »So in der Art. Wenn ich jemandem das Auto kaputtmachen will, dann ist nichts einfacher, als mit einem Pfennigsnagel einmal über den Lack zu gehen.«
    Hardo hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.
    »Der Täter musste in das Schwert investieren. Es sah teuer aus. Dann musste er Ketchup kaufen. Da kann er das billigste genommen haben. Was ich meine … Warum das alles?«
    »Das Schwert ist eine interessante Sache«, meinte Hardo. »Solche Schwerter findet man gar nicht häufig. Es sind Samuraischwerter, die haben einen speziellen Griff, extra Schneide, besonders geschwungen, was weiß ich. Und Sie haben recht: So eine Waffe ist teuer. Ab 300 Euro sind Sie dabei. In der vorliegenden Ausführung kosten sie bestimmte einiges mehr.« Er schob seine Tasse hin und her. »Die Kollegen haben sich drangemacht, entsprechende Anbieter zu ermitteln. Es gibt in ganz Europa eine
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