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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat
Autoren: Hans Pfeiffer
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nackte Frauen in ein breites Bett zu liegen. Die Frauen hatten sich möglichst nahe an den abgekühlten Mann anzuschmiegen. Dann wurden die 3 Personen mit Decken zugedeckt. Eine Beschleunigung der Erwärmung durch Lichtbogen oder durch medikamentöse Maßnahmen wurde nicht versucht.
    Bei der Temperatur-Messung der Versuchspersonen fiel in jedem Falle auf, dass ein Temperaturnachsturz bis zu 3 Grad eintrat, d. h. ein stärkeres Nachfallen als bei jeder anderen Erwärmungsart.
    Es konnte beobachtet werden, dass das Bewusstsein zu einem früheren Zeitpunkt, d. h. schon bei einer niedrigeren Temperatur wieder eintrat als bei andern Erwärmungsarten. Waren die Versuchspersonen erst einmal bei Bewusstsein, so verloren sie dieses nicht mehr, sondern erfassten sehr schnell ihre Situation und schmiegten sich eng an die nackten Frauenkörper an. Der Körpertemperaturanstieg erfolgte dann ungefähr in derselben Geschwindigkeit wie bei Versuchspersonen, welche durch Einhüllung in Decken erwärmt wurden. Eine Ausnahme machten vier Versuchspersonen, welche zwischen 30 und 32 Grad den Beischlaf ausübten. Bei diesen Versuchspersonen trat nach dem Koitus ein sehr schneller Temperaturanstieg ein, welcher verglichen werden kann mit der Erwärmung in heißem Bad.
    Die Erwärmung unterkühlter Menschen mit einer Frau zeigt in jedem Fall eine wesentlich schnellere Erwärmung, als diese durch zwei Frauen möglich war. Ich führe dies darauf zurück, dass bei Erwärmung durch eine Frau die persönlichen Hemmungen wegfallen und sich die Frau viel inniger an den Ausgekühlten anschmiegt.
    Die Wiederkehr des Bewusstseins trat auch hier auffällig schnell ein, lediglich bei einer Versuchsperson kehrte kein Bewusstsein wieder. Unter den Erscheinungen einer Gehirnblutung kam die Versuchsperson ad exitum.«
    Rascher zog als Schlussfolgerung, dass die animalische Erwärmung zu langsam vor sich gehe und ihr deshalb die »massive Erwärmung durch ein heißes Vollbad« vorzuziehen sei.
    Für diese »wissenschaftliche Erkenntnis« hatte Rascher Dutzende von Menschen geopfert.
    Aber mit solchen sinnlosen und scheußlichen Versuchen hatte Raschers Sadismus noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Noch während der Experimente mit animalischer Wärme kam ihm ein neuer Einfall, wie er sich Himmler unentbehrlich machen und seine Karriere fördern könnte. Unterkühlung im Meereswasser war für Rascher nur ein Sonderfall, der lediglich Piloten und Seeleute betraf, wobei selbst der Wiedererwärmung Grenzen gesetzt waren.
    Der Landkrieg dagegen, vor allem in Russland, brachte massenhafte Unterkühlung und Erfrierungen, und zwar, wie Rascher formulierte, durch »trockene Kälte«.
    Für diese Versuche kam Rascher zugute, dass der Winter von 1942 zu 1943 besonders hart war. Rascher hatte also auch in Dachau genügend »trockene Kälte« zur Verfügung.
    Die für die Versuche bestimmten Häftlinge wurden abends völlig nackt auf einer Trage festgeschnallt und bis zum Morgen dem eisigen Frost ausgesetzt. Jede Stunde wurden sie mit einem Kübel kalten Wassers übergossen. Die Schmerzen der Opfer waren so schrecklich, dass ihr Gebrüll durch das ganze Lager schallte. Rascher sah sich schließlich gezwungen, bei den weiteren Versuchen die Opfer in Narkose zu versetzen. Einige überlebten nach einem heißen Bad, die meisten starben durch Unterkühlung bei einer Körpertemperatur von 25 Grad.
    Als sich der Winter dem Ende zuneigte, fürchtete Rascher auch ein Ende seiner Kälteversuche. Er bat Himmler um Erlaubnis, einen umfangreichen Reihenversuch im KZ Auschwitz durchzuführen, denn, so schrieb er, »Auschwitz ist für einen derartigen Reihenversuch besser geeignet als Dachau, da es dort kälter ist und durch die Größe des Geländes im Lager selbst weniger Aufsehen erregt wird. Die Versuchspersonen brüllen, wenn sie frieren.«
    Im Anschluss an die Kälteversuche machte Rascher Menschenversuche mit einem Präparat zur Blutstillung. Zu diesem Zweck ließ er Häftlinge durch Pistolenschüsse verwunden oder töten.
    Raschers Aufzeichnungen über diese Versuche kamen zufällig seinem Onkel zu Gesicht. Dieser stellte seinen Neffen entsetzt zur Rede. Es kam, wie dem knappen Bericht des Onkels zu entnehmen ist, zwischen beiden zu einer erregten Auseinandersetzung. Rascher versuchte anfangs, seine Experimente zu rechtfertigen. Als Arzt, so mag er dem Onkel erklärt haben, sei er Teil des nationalsozialistischen Systems, das jetzt einen heroischen Kampf um die Neuordnung
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