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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat
Autoren: Hans Pfeiffer
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Versuchspersonen die Gedächtnisstörungen nach. Aber an den Versuch selbst konnten sich die Opfer nicht mehr erinnern.
    Rascher führte eine große Anzahl dieser »Sinkversuche« durch. Sie sollten einem Fallschirmabsprung aus großer Höhe in der Dauer von 25 Minuten entsprechen. Rascher stellte dabei fest, dass entgegen der bisher herrschenden Meinung ein Absprung aus dieser Höhe überlebt werden könne.
    Nun beschloss Rascher, die Dauer des Absinkens über eine halbe Stunde hinaus auszudehnen. Die ersten zwei Versuche endeten tödlich. Nach einer halben Stunde Aufenthalt in einer simulierten Höhe von 10 500 Metern hörte die Atmung auf, es kam bald zum Herzstillstand.
    Die dritte Versuchsvariante faszinierte Rascher so, dass er sich einen SS-Lagerarzt als Zuschauer holte. Rascher berichtete Himmler darüber: »Es handelte sich um einen Dauerversuch ohne Sauerstoff in 12km Höhe bei einem 37jährigen Juden in gutem Allgemeinzustand. Bei 5 Minuten traten Krämpfe auf, zwischen 6 und 10 Minuten wurde die Atmung schneller, Versuchsperson bewusstlos, von 11 bis 30 Minuten verlangsamte sich die Atmung bis 3 Atemzüge pro Minute, um dann ganz aufzuhören. Zwischendurch trat stärkste Zyanose auf, außerdem Schaum vor dem Mund. Etwa eine halbe Stunde nach Aufhören der Atmung Beginn der Sektion.«
    Rascher bedachte Himmler auch mit dem Sektionsbericht. Für diese und weitere Obduktionen hatte er sich etwas besonders Monströses ausgedacht. Er wollte feststellen, wie lange das Herz noch tätig war, wenn die Atmung aufgehört hatte. Der Häftling Neff musste Rascher das EKG-Gerät in die Totenkammer bringen. Rascher schnitt die Brusthöhle auf und Schloss das Gerät an das noch schlagende Herz an. Rascher stach das Skalpell in den prall gefüllten Herzbeutel. Eine gelbliche Flüssigkeit spritzte heraus. Der rechte Vorhof des Herzens begann daraufhin wieder kräftig zu arbeiten. Nach 20 Minuten stach Rascher in den rechten Vorhof. Eine Viertelstunde lang sickerte Blut hervor. Das Herz schlug noch immer. Eine Stunde, nachdem die Atmung aufgehört hatte, durchtrennte Rascher völlig das Rückenmark und nahm das Gehirn heraus. Der Herzschlag dauerte nach kurzer Unterbrechung an und hörte nach 8 Minuten ganz auf.
    Im Sektionsbericht an Himmler hieß es dann weiter: »Im Hirn fand sich ein schweres subarachnoidales Hirnödem. In den Hirnpartien findet sich reichlich Luft. Außerhalb finden sich in den Herz- und Lebergefäßen massenhaft Luftembolien ... Meines Wissens ist der letztgeschilderte Fall der erste beobachtete dieser Art beim Menschen überhaupt. Die Versuche werden weitergeführt und ausgebaut.«
    Himmler war von diesem Bericht sehr beeindruckt. Er forderte Rascher auf festzustellen, »ob es nicht möglich ist, bei diesem langen Arbeiten des Herzens derartige Menschen wieder ins Leben zurückzurufen.« Sollte das gelingen, so wiederholte er, sei die Versuchsperson zu lebenslänglichem KZ zu begnadigen.
    Himmlers Brief hatte Rascher in Hochstimmung versetzt. Er antwortete ihm: »Ihr produktives Interesse an diesen Forschungen beeinflusst die Arbeitskraft und Einfallsfreudigkeit außerordentlich.«
    Nicht so sehr sah dagegen Raschers zeitweiliger Mitarbeiter Dr. Romberg durch solche Versuche seine Arbeitskraft positiv beeinflusst. Dieser zivile Flugzeugingenieur, der das EKGGerät bediente, sah zum ersten Mal mit an, dass Rascher zielgerichtet einen Menschen in der Unterdruckkammer tötete, indem er eine Höhe von 21 000 Metern simulierte. Romberg schaute angewidert, aber tatenlos dem Versuch zu. Zwar machte er danach Rascher Vorhaltungen und meldete den Vorfall auch an Dr. Ruff weiter. Aber natürlich geschah nichts, und Romberg selbst hatte wohl auch nicht erwartet, dass sich Rascher an weiteren tödlichen Versuchen hindern ließ. Romberg erlebte danach noch mehrere Todesfälle, sagte sich aber zur Selbstberuhigung, Rascher, ein Arzt, könne weder moralisch noch juristisch ein Mörder sein.
    Raschers Macht als Günstling Himmlers war unantastbar geworden. Das wurde jedem klar, als Himmler am 1. Mai 1942 Rascher mit seinem Besuch beehrte.
    Stolz führte Rascher seinen Mäzen zur Unterdruckkammer und ließ ihn einen Höhenversuch von Anfang bis Ende beobachten. Himmler fand den Versuch anscheinend sehr belastend, denn er schickte für die überlebenden Versuchspersonen Bohnenkaffee und Kognak. Doch die sahen nichts davon, daran tat sich das Wachpersonal gütlich. Himmler soll über diese Korruption empört gewesen
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