Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Turmkrone zum Bootsdach mit den Mannschaftsquartieren führte, und sprang ab. Doch der Turm kippte zur selben Seite, stürzte auf das Mannschaftsboot und riß meinen Vater und neunzehn andere Ölarbeiter mit sich hinunter in die Tiefe des Golfs.
    Sein Leichnam wurde nie gefunden, und manchmal tauche ich in meinen Träumen tief unter die Wellen, und dann sehe ich ihn, noch immer mit Schutzhelm, Overall und seinen Stiefeln mit Stahlkappen, wie er mir zugrinst, mit seiner großen Hand zuwinkt, um mir zu bedeuten, daß alles in Ordnung sei.
    Das war mein alter Herr. Hilfssheriffs konnten ihn einlochen, Rausschmeißer ihm in Kneipen Stühle auf dem Rücken zertrümmern, ein Bourrée- Spieler konnte mit seiner Frau durchbrennen, doch schon am nächsten Morgen tat er immer so, als wäre er heiter und fröhlich, und schüttelte das Mißgeschick vom Vortag ab wie etwas, das gar nicht der Erwähnung wert war.
    Ich ließ Alafair im Cockpit am Ruder sitzen, eine Astros-Baseballmütze auf dem Kopf, während Batist und ich die Netze einholten und die Eiskisten mit Krabben füllten. Dann fuhr ich einen Kreis von einer halben Meile, stellte den Motor ab und ließ das Boot über der Stelle treiben, wo der Bohrturm meines Vaters vor einundzwanzig Jahren in einer Sturzflut aus berstendem Eisen und zischendem Dampf untergegangen war.
    Jetzt herrschte Zwielicht, und das Wasser war schwarzgrün und mit Gischt überzogen, die in den Tälern zwischen den Wellen verschwand. Die Sonne war bereits untergegangen, und die roten und schwarzen Wolken am westlichen Horizont sahen aus, wie von einem Planeten aufgestiegen, der in den Tiefen des Wassers verbrannte. Ich öffnete die Kiste mit der Taucherausrüstung, nahm den Strauß gelber und roter Rosen heraus, die ich vor Stunden geschnitten hatte und warf sie in ein Wellental. Als die nächste Woge über sie rollte, lösten sich die Blüten und die lose zusammengehaltenen Stiele und trieben auseinander. Wieder flutete Wasser über sie hin und sie sanken unter die Oberfläche.
    »Er, dem hätte das gefallen«, sagte Batist. »Dein alter Herr hatte Blumen gern. Blumen und Frauen. Und Whiskey. He, Dave, du bist mir aber nich’ traurig? Dein alter Herr ist nie traurig gewesen.«
    »Kochen wir uns ein paar Krabben, und dann ab nach Hause«, sagte ich.
    Doch den ganzen Rückweg über war ich bedrückt. Das Zwielicht erlosch im Westen und ließ am Horizont nur einen grünen Schimmer zurück, und als der Mond aufging, nahm das Wasser eine bleierne Farbe an. War es die Erinnerung an den Tod meines Vaters, die mir zu schaffen machte, oder mein ständiger Hang zur Depression?
    Nein, etwas anderes hatte sich den ganzen Tag über in meinem Unterbewußtsein geregt, wie wenn eine Ratte ihre Barthaare durch ein schwarzes Erdloch wühlt. Ein guter Cop zieht Leute aus dem Verkehr; er bringt sie nicht um. Insofern hatte ich alles vermasselt und niemanden hinter Schloß und Riegel gebracht. Zum Ausgleich hatte ich Stacheldraht um den Kopf eines geistigen Krüppels wie Bubba Rocque gewickelt. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei.
    Am folgenden Morgen rief Minos mich im Büro an. »Haben Sie vom Sheriffbüro von Lafayette schon von Bubba gehört?« fragte er. »Nein.«
    »Ich dachte, man hält Sie auf dem laufenden.«
    »Was ist los, Minos?«
    »Er hat seine Frau gestern windelweich geprügelt. Gründlich. In einer Bar an der Pinhook Road. Wollen Sie hören, wie es sich abgespielt hat?«
    »Schießen Sie los.«
    »Gestern nachmittag haben sie draußen vor dem Winn Dixie in ihrem Auto Streit angefangen. Drei Stunden später schlürft sie in der Bar an der Pinhook mit ein paar Schmalzköppen aus New Orleans ihren Saft, als Mad Man Muntz in seinem Caddy auf den Parkplatz geschleudert kommt, durch die Tür reinplatzt und sie mit einem Schlag seiner flachen Hand ins Land der Träume schickt. Er hat sie zu Boden gehauen, in den Arsch getreten, sie dann hochgehoben und durch die Tür der Herrentoilette geschmissen. Einer der Schmalzköppe hat versucht, ihn aufzuhalten, und Bubba hat ihm fast die Schnauze abgerissen und sein Blut über die Wand verspritzt. Kein Scheiß. Der Barmann hat erklärt, Bubba hätte den Typ so hart geschlagen, daß er ihm den Kopf fast vom Genick gekippt hat.«
    »Das macht Ihnen einen Heidenspaß, Minos, was?«
    »Jedenfalls tausendmal besser, als diesen Wichsern zusehen zu müssen, wie sie ihre Zwanzigtausend-Dollar-Karossen an der Rennbahn abstellen.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Wieder zu Hause,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher