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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Art, wie er geradewegs zum Grund abtauchte und nie die Wasserlinie durchbrach, es sei denn, wir hatten ihm den Drillingshaken fest am Maul gesetzt und konnten ihn dadurch zwingen, hochzukommen. Doch die gefleckte Forelle zog ab und spulte Angelleine von der Rolle, wand sich um Bug oder Heck und ging womöglich unter den Kiel, und selbst wenn man den Kescher unter sie bekam, versuchte sie noch, die Angelrute am Dollbord durchzubrechen.
    Wir packten Getränke und Wurst, Käse und mit Zwiebeln belegte Sandwiches in die Eiskiste, und gegen Mittag, wenn die Sonne senkrecht über uns stand, wir unseren Lunch gegessen hatten und das Salz im heißen Bug des Bootes krustig wurde, war die Eisschicht bedeckt mit Reihen silbriger Forellen, deren Kiemen rot klafften, deren Mäuler spitze Zähne entblößten und deren Augen wie schwarzes Glas waren.
    Es war Ende August, als wir nach New Iberia zurückfuhren, und dann war Robin eines Morgens verschwunden. Ich saß in Unterwäsche am Frühstückstisch und las den Brief, während sich der Hinterhof im Frühlicht von blau zu grau verfärbte. Sie hatte Kaffee auf dem Herd für mich warmgestellt und die Schale auf dem Tisch mit frischen Weintrauben und Erdbeeren gefüllt.
Ich habe das Taxi an der Straße halten lassen, damit ich Dich nicht aufwecke. Lebewohls und Entschuldigungen sind was für Rotarier und Hosenscheißer, stimmt’s? Ich liebe Dich, Babe. Es ist wichtig, daß Du das begreifst und mir glaubst. Du hast mich zur Umkehr gebracht und Dich um mich gekümmert, was kein anderer für mich getan hätte. Und ich meine – wirklich keiner. Um andere Menschen hast Du gelitten, und aus irgendeinem Grund fühlst Du Dich ihretwegen schuldig. Aber das ist nicht Liebe, Dave. Es ist was anderes, und richtig verstehen tu ich es nicht. Ich glaube, vielleicht liebst Du Annie immer noch. Ich schätze, so muß es sein und nicht anders. Aber ich denke, das mußt Du ganz allein herausfinden, und ich darf Dir dabei nicht im Weg sein.
    He, das ist keine große Affäre. Ich fang im Restaurant Deines Bruders an der Dolphine Street als Kassiererin an, und falls Du jemals eine heiße Braut aufreißen willst, weißt Du, wo Du hingehen mußt. Ich bin vom Alk und von den Pillen weg dank einem gutherzigen Kerl, den ich zufällig kenne. Macht sich gar nicht schlecht auf deinem Punktzettel.
    Alles Liebe von mir für Alafair
Nimm’s leicht, Streak Robin
    In jener letzten Augustwoche unternahm ich die merkwürdigsten Dinge. An einem dämmrigen Abend spazierte ich über den verwaisten Campus der Universität in Lafayette, wo ich in den fünfziger Jahren das College besucht hatte. Der rechteckige Platz war von Schatten erfüllt, die warme Brise blies sanft durch die schmalen Durchgänge, und aus den grünen Eichen tönten Vogellaute durch die sinkende Abenddämmerung. Ich saß in einem Nachtcafé am Güterbahnhof der Southern Pacific und hörte immer und immer wieder eine Jimmy-Clanton-Platte von 1957 aus der Jukebox, während im Schein brennender Fackeln stämmige, schweißglitzernde Bahnarbeiter draußen den Schienenstrang aufrissen und auf einem Nebengleis lange Reihen von Güterwaggons durch die Dunkelheit ratterten. Ich spielte Domino mit den alten Männern im Hinterzimmer von Tee Negs Poolsalon, kratzte Minié-Kugeln aus dem Erdwall des Drainagegrabens neben der Ruine der Zuckerpflanzervilla am Bayou und fuhr meinen Pickup über den Damm bis tief in die Marsch hinein, wo sich eine verlassene Ansammlung von Pfahlbauten noch immer grau und verrottet vom Weiden- und Zypressengehölz abhob. Vor vierzig Jahren waren mein Vater und ich am 4. Juli zu einem fais dodo hierher gekommen, und die Leute hatten ein Schwein in einem Erdloch gebraten, Wein aus Mason-Kannen getrunken und zu einer Akkordeonband auf einem Hausboot getanzt, bis die Sonne nur noch ein rotes Glühen am Horizont war und unsere Haut schwarz von Mückenschwärmen.
    Als ich durch die Frontscheibe des Pickup auf die grauen Baumwipfel starrte, auf die Hütten, deren Seitenwände an den Pfählen hingen, das Wasser schwarz und unbewegt im letzten Licht, hörte ich einen einsamen Ochsenfrosch quaken, und die überschwemmten Wälder erzitterten von allerlei Lauten. Drei Blaureiher segelten niedrig vor der tiefstehenden Sonne, und schweren Herzens erkannte ich, daß die Welt, in der ich aufgewachsen war, fast ganz untergegangen war und nie mehr zu neuem Leben erwachen würde.
    Und vielleicht gab es zwischen Bubba Roque und mir mehr Gemeinsamkeiten, als
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