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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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starrten mich an, als wären sie lidlos. Sein Gesicht war eisig, der Kiefer schief wie das Maul eines Barrakudas.
    »Du hast es wirklich nicht gewußt, stimmt’s?« sagte ich. »Sag das alles noch mal.«
    »Nein, es ist dein Problem. Werd’ selbst damit fertig, Bubba. Aber trotzdem, ich würd’ auf meinen Arsch aufpassen. Wenn sie nicht deinen Laden auffrißt, dann tun das die Typen da. Ich glaube nicht, daß du die Dinge noch unter Kontrolle hast.«
    »Willst du rausfinden, wie gut ich noch alles unter Kontrolle habe? Willst du sehen, wie ich dir die Nase gleich im Gesicht kaputtquetsche? Na komm, willst du das?«
    »Werde erwachsen.«
    »Nein, werd’ du erst mal erwachsen. Du kommst hier in mein Haus, du kommst hier raus in meine Firma, du erzählst vor meinen Freunden Scheißdreck über meine Familie, aber sonst machst du nichts, hältst dich aus allem bloß raus. Das ist so, wie wenn du anderen Leuten immer nur den Furz in die Nase steigen läßt.«
    »Du hättest schon längst zum Psychiater gehen sollen. Du redest verdammt geschwollen, Bubba.«
    Er ließ das Bier in der Flasche kreisen.
    »Ist das alles, was du auf Lager hast?« fragte er.
    »Du wirst das nie verstehen. Du hast einfach nicht das Zeug dazu.«
    »Schön, du hast gesagt, was du sagen wolltest. Wie wär’s, wenn du jetzt von hier abhaust?«
    »Dein Vater ist nicht mehr da und kann dir vor andern Leuten eine knallen oder dich mit der Hundeleine durchprügeln. Also hast du eine Frau wie Claudette geheiratet. Du läßt dich von ’ner Lesbe einwickeln. Sie nimmt deinen ganzen Laden auseinander, und du merkst noch nicht mal was.«
    Die Haut um seine Augen spannte sich, und die Augen selbst wirkten hart wie Murmeln.
    »Wir sehen uns«, sagte ich. »Bunker lieber ein bißchen Geld auf den Grand Caymans. Ich glaube, du wirst es dringend brauchen, wenn Claudette und die Typen hier mit dir fertig sind.«
    Ich ging über die Holzrampe auf den Parkplatz zu meinem Pickup. Seine Bierflasche fiel scheppernd auf den Anlegesteg, rollte über die Planken, und aus dem Flaschenhals quollen Schaumspiralen.
    »He, so kommst du mir nicht davon! Hörst du? So kommst du mir nicht einfach davon!« sagte er und stieß mit dem Finger nach meinem Gesicht.
    Ich ging weiter auf meinen Pickup zu. Der mit Austernschalen übersäte Parkplatz lag grellweiß und heiß in der Sonne. Er lief jetzt neben mir her, das Gesicht angespannt wie ein zu prall aufgeblasener Luftballon. Mit steif vorgestreckter Hand stieß er an meinen Arm.
    »He, hast du Wachs in den Ohren?« sagte er. »So redet keiner mit mir! Du pöbelst mich nicht vor meinen Freunden an und haust dann einfach ab.«
    Ich öffnete die Tür meines Lasters. Er packte mich an der Schulter und drehte mich zu sich herum. Seine schweißige Brust war von Adern überzogen.
    »Schlag zu, und ich buchte dich ein. Und hör endlich mit dem Schuljungenquatsch auf«, sagte ich.
    Ich schlug die Tür des Lasters zu und fuhr langsam über die Austernschalen vom Parkplatz. Mit seinem verzerrten Gesicht, das nun vom Seitenfenster verschwand, wirkte er wie ein Mann, dessen wütende Energien sich plötzlich in einen Satz Messer verwandelt hatten, die in seinem Innern wühlten.
    An diesem Nachmittag machte ich früh mit der Arbeit Schluß und schrieb Alafair für das Herbstsemester im Kindergarten der katholischen Schule in New Iberia ein. Dann nahm ich sie und Batist in meinem Kastenboot mit zum Krabbenfischen hinaus auf die offene See. Doch der eigentliche Grund, warum ich an diesem Tag in den Golf hinausfuhr, war ein anderer: Es war der 21. Todestag meines Vaters. Er war Kranführer auf einer Ölbohrinsel und gerade hoch oben auf seiner Affenschaukel bei der Arbeit, als die Mannschaft früher als erwartet auf Ölsand stieß. Der Saugkopf war nicht mit einer Überdrucksicherung versehen, und sobald der Bohrer die riesige Gasblase tief unter dem Meeresboden anstach, fing die ganze Bohranlage an zu beben, und plötzlich schossen unter tonnenweise Druck stehendes Salzwasser, Sand und öl aus dem Loch, und dann wurde das Bohrgestänge herausgeschleudert. Eisenstangen, Seitenschneider, Kettenstücke, eine Unzahl von Rohrenden schepperten und prasselten auf die Bohrinsel, Metall traf auf Metall, Funken sprühten und zündeten das Gasgemisch im Bohrloch. Überlebende erklärten später, die tobenden Flammen hätten ausgesehen, als habe jemand die Tür zur Hölle aufgetreten.
    Mein Vater hakte seinen Sicherheitsgurt in die Laufleine, die von der
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