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0891 - Knochenklaue

0891 - Knochenklaue

Titel: 0891 - Knochenklaue
Autoren: Jason Dark
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Donata McBain atmete tief durch, ohne sich allerdings zu beruhigen. Sie wartete zunächst einmal ab und war froh, nicht mehr allzu weit vom Ausgang entfernt zu sein. Sie konnte das Gittertor bereits sehen; dahinter lagen wie Schatten die verschneiten Berge, an deren Fuß sich wie Schutz suchend ihr Heimatdorf schmiegte!
    Es war bitterkalt geworden. Der Frost fraß sich gnadenlos in den Boden. Er machte ihn steinhart.
    Wer jetzt noch jemanden beerdigen wollte, dessen Grab mußte mit schwerem Gerät ausgehoben werden.
    Das Kichern wiederholte sich nicht, und Donata McBain beruhigte sich allmählich. Oder hatte sie sich etwa getäuscht?
    Es hätte der Wind sein können, der sich an irgendwelchen Grabsteinen fing und eben dieses Geräusch erzeugte - wenn es windig gewesen wäre. Also doch ein Kichern, doch von wem stammte es? Von einem Tier?
    Von einer Katze vielleicht, die sich verlaufen hatte und unter der Kälte litt? Vieles denkbar, und alles mögliche redete sich Donata McBain ein, ohne es jedoch zu glauben. In ihrem Leben war nicht alles glattgegangen, aber sie fühlte sich mit ihren über fünfzig Jahren noch fit genug, um sich den Problemen der Welt zu stellen, auch wenn sie ihren Mann verloren hatte und wenig später die Tochter begraben mußte. Es waren schwere Schicksalsschläge gewesen, sie aber hatte sie mit Bravour überstanden und führte das Geschäft jetzt allein weiter, hin und wieder von einer Aushilfe unterstützt.
    Das neue Jahr hatte begonnen, und sie hatte endlich einmal die Gräber besuchen wollen. So tat sie es immer. Es gehörte einfach zu ihrem Leben, und wenn sie dann vor den Gräbern stand, hielt sie mit den Toten stumme Zwiesprache.
    Sie schaute sich um. Der Rundblick zeigte ihr, daß sich in ihrer Nähe nichts verändert hatte. Sie konnte auch keinen anderen Besucher entdecken. Donata befand sich allein auf dem Friedhof, was ihr wiederum nicht gefiel, deshalb wollte sie ihn auch so rasch wie möglich wieder verlassen.
    Die Frau stellte den Kragen ihres Mantels hoch. Der Wollstoff war gefüttert und wärmte angenehm.
    Die Hände steckten in Handschuhen und auf dem Kopf trug sie einen mützenartigen Hut mit Ohrenschützern, der die beißende Kälte ebenfalls abhielt.
    Dabei war es ein herrlicher Wintertag, wie man ihn sich nur wünschen konnte. Nach den Wintern der letzten Jahre, die keine waren hatte die Kälte wieder richtig zugeschlagen, und es tat der Natur auch gut, denn der Frost tötete viele Schädlinge.
    Kalt, herrlich kalt. Mit Schnee bis in die Täler, der auch liegenblieb. Für die Autofahrer war es weniger schön, über vereiste Straßen zu rutschen, aber damit hatte sie keine Probleme. Bei ihrem Job im Ort konnte sie prima auf einen Wagen verzichten.
    Es war ungewöhnlich, daß sich außer ihr niemand auf dem Friedhof aufhielt, so fand sie auch keine Bekannten für einen kurzen Plausch.
    Das Geschäft war noch geöffnet. Die Aushilfe stand darin, verkaufte Zeitschriften, Zigaretten, auch Lebensmittel, Schnaps und Bücher. Ein richtiger Kramladen, dem eine Spielzeugabteilung angeschlossen war.
    Es war ein schöner, gepflegter Friedhof, mit einem prächtigen Tor. Uralt schon, jemand hatte es mal gestiftet, irgendein Lord, der sich hatte ein Denkmal setzen wollen, und sein Denkmal stand noch.
    Während Donata ging, streifte sie mit den Blicken die zahlreichen Gräber in ihrer Nähe. Sie waren alle von einer dünnen Eisschicht überzogen. Das Eis hielt Grabsteine und Kreuze umfangen wie eine Haut.
    Das Kichern!
    Plötzlich war es wieder da und stoppte Donata McBain mitten im Schritt. Sie hielt für einen Moment den Atem an, sie konzentrierte sich darauf, sie schaute blitzartig zurück, ob sich jemand hinter ihr aufhielt, aber da war nichts.
    Das unheimliche Geräusch hing wie ein tödlicher Gruß in der kalten Luft.
    Hatte sich Donata vorhin erschreckt, so wurde ihr jetzt unheimlich zumute. Sie zählte nicht zu den ängstlichen Frauen, die bei jedem unbekannten Geräusch gleich wegliefen oder nach männlichem Beistand riefen, nun aber war ihr doch mulmig geworden.
    Da stimmte etwas nicht.
    Sie hatte mal gelesen, daß es immer wieder zwielichtige Gestalten gab, die sich auf Friedhöfen herumtrieben und nach Opfern Ausschau hielten.
    Auch bei dieser Kälte?
    Es wollte ihr einfach nicht in den Sinn, und sie preßte für einen Moment die kalten Lippen zusammen. Sie hörte ihr Herz laut schlagen. Die Furcht biß in Herz und Seele, aber es war niemand zu sehen, auch als sie sich
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