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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
Autoren: Kathryn Fox
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1
    Geblendet vom Blitzlichtgewitter, schritt Geoffrey Willard durch das Tor. Schlagartig setzte der Ansturm ein.
    »Zu mir her«, rief jemand.
    »Nein, hier rüber«, schrie ein anderer.
    »Geoff! Wie fühlt man sich als freier Mann?«
    Ein Mikrofon schnellte nach vorn und traf ihn am Kinn. Der Schlag brachte ihn ins Taumeln.
    »Halten Sie sich für rehabilitiert?«
    Kameras klickten.
    »He, schau mal hier rüber! Zeig uns die blauen Glupscherchen.«
    »Sunny, hierher!«
    Instinktiv hielt Geoffrey sich die Hand vor die Augen, jene Augen, derentwegen seine Mithäftlinge ihn Sundance genannt hatten, in Anspielung auf Robert Redford, aber bevor der alt und faltig wurde, natürlich. Mit dem Zeigefinger tippte er sich an den frisch rasierten Schädel, machte einen halben Schritt rückwärts und wünschte, er könne zurück in die Sicherheit des Gefängnisses entfliehen.
    Die Blitzlichter zerrissen die Dämmerung. Er wusste nicht, wohin er sich wenden sollte, und verbarg das Gesicht hinter dem Rucksack. Ein Faustschlag traf ihn in die Seite. Unter Schmerzen wich er aus, und jemand rempelte ihn von der anderen Seite an.
    Mit dem Schlagstock machte der Gefängniswärter aus der Verwaltung eine schmale Gasse für ihn frei.
    »Jetzt beruhigt euch mal. Lasst den Jungen in Frieden.«
    »Genau, so wie er’s mit Eileen Randall gemacht hat, oder wie?«
    Geoff spannte die beachtlichen Schultern an und ballte die Fäuste.
    »Immer mit der Ruhe«, warnte der Beamte. »Wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt wird.«
    Wieder setzte das Sperrfeuer der Kameras ein, und eine Frau sprang ihn an und hängte sich an seine Hosentasche, so dass sie ihn fast ausgezogen hätte. Er konnte nicht einmal ihr Gesicht erkennen, nur die dunklen, glänzenden Haare. Er beschirmte die Augen vor einem Scheinwerfer, der ihnen mitten im Weg stand, und stammelte: »Schafft diese Leute doch weg.«
    »Jetzt übernehmen wir«, dröhnte eine tiefe Stimme. »Der Wagen wartet.« Geoffrey sah zwei Männer im Anzug, die die Meute zurückhielten. Sie sahen wie Bullen aus.
    »Ich hab nichts getan«, sagte er.
    »Das ist zu deinem Schutz«, knurrte die tiefe Stimme. Der Mann klang sogar noch wütender als die anderen.
    Plötzlich bekam Geoffrey einen Schlag in den Rücken, er stolperte und landete mit einem dumpfen Geräusch auf beiden Knien. Ein Stiefel bohrte sich in seinen rechten Schenkel. Der zerfetzte Rucksack landete knapp außerhalb seiner Reichweite.
    Körper und Beine umdrängten ihn. Er bekam kaum Luft.
    »Wiedereinführung der Todesstrafe!«, kreischte eine Frau, und Jubel brandete auf.
    Hände zerrten ihn hoch und stießen ihn zu einer wei ßen Limousine. Von innen ging die Tür auf, und mit einem schweißfeuchten Druck auf den Hinterkopf wurde Geoffrey auf die Rückbank gepresst. Dann wurde ihm der Rucksack mit den persönlichen Habseligkeiten gereicht. Die Tür knallte zu, und er fühlte sich sicher – wie ein Goldfisch in seinem Glas. Aber nicht sicher genug, um sein Gesicht zu zeigen.
    »Bleib unten, du Drecksau«, knurrte der Hüne neben ihm zwischen zusammengebissenen Zähnen und gab ihm einen blitzschnellen Schlag auf den rechten Ohrring. »Und setz das auf.«
    Eine schwarze Kappe schlug ihm ins Gesicht.
    Die vorderen Türen wurden zugeworfen, und der Wagen fuhr aufheulend davon, bevor auch nur einer der Insassen den Sicherheitsgurt anlegen konnte.
    »Wir werden dich jetzt in ein sicheres Haus schaffen«, erläuterte der Ohrschläger.
    »Bringen Sie mich zu meiner Mum?« Das Ohr brannte, aber gehorsam setzte Geoff die Baseballkappe auf.
    »Die Pressefuzzis haben rausgekriegt, wo dein liebes Mütterchen wohnt, und das ganze Kaff aufgehetzt. Wie’s aussieht, will dich da keiner haben.«
    »Ist meine Mum okay?«
    »Ach Gott, unser Muttersöhnchen macht sich Sorgen«, sagte der Fahrer spöttisch.
    Geoffrey zupfte an der Hose, die ihm der Sozialarbeiter für den ersten Tag in Freiheit gegeben hatte. Sie war ihm viel zu weit um Hüfte und Schenkel. »Hören Sie auf, sich über mich lustig zu machen! Hören Sie auf damit!« Er hielt sich die Ohren zu und summte vor sich hin.
    Der Anzugträger auf dem Beifahrersitz wandte sich mit hochrotem Kopf zu ihm um. »Hör zu, du Arschloch, du bist jetzt sofort still!« Seine Nasenflügel weiteten sich, und die schmale Oberlippe verschwand. »Wenn’s nach mir ginge, hätte diese Meute dich zerfleischt. Also, du kleines Stück Scheiße: Sei still!«
    Geoffrey nahm die Hände nicht von den Ohren, aber er hörte
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