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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka
Autoren: McGill Gordon
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getanzt wurde.
    In
München war alles perfekt vorbereitet. Das Essen stand auf der
Anrichte, die Gäste waren da, ihre Freunde, ein paar seiner Kollegen.
Der Geburtstagskuchen in Form einer Raumfähre stand, geschmückt mit
fünfzig Kerzen, in der Mitte des Tisches, und alle hatten ihn gebührend
bestaunt und bewundert, besonders die Kinder. Altenburgs Frau trug ihr
neues Kleid, das braun-schwarze, das er so liebte. Ihre Tochter sah
wunderschön aus.
    Das einzige, was fehlte, war der Ehrengast.
    Es
klingelte. Marianne Altenburg entschuldigte sich bei ihren Gästen und
ging in die Diele. Hinter sich hörte sie jemanden zu einem der Kinder
sagen, daß es Unglück brächte, wenn jemand anderes als das
Geburtstagskind die Kerzen ausbliese.
    Unglück.
    Mit
Glück oder Unglück hat das nichts zu tun, dachte sie, als sie die Tür
öffnete und beiseite trat, um Peter Berger hereinzulassen.
    Â»Störe
ich euch beim Essen?« fragte Peter, über ihre Schulter hinwegspähend.
Sie schüttelte den Kopf. Sie wußte, daß er nicht wegen des Essens
gekommen war.
    Â»Wir haben noch nicht angefangen. Komm rein! Claudia ist hier.«
    Sein
Lächeln wurde noch breiter, und er trat ein. Marianne mochte Peter. Er
war ein fröhlicher junger Mann mit einem offenen, energischen Gesicht,
ein kräftiger junger Bursche mit einem charmanten Lächeln, ein Typ, auf
den junge Frauen nur so flogen. Als Claudia ihn erblickte, kam sie
erfreut auf ihn zugelaufen, und sie fielen sich in die Arme. Marianne
wandte den Blick ab und versuchte, nicht daran zu denken, an wen die
zwei sie erinnerten. Aber es fiel ihr schwer, in diesem Moment nicht an
jenes junge Paar zu denken, das einmal ebenso verliebt gewesen war,
damals vor dreißig Jahren, als alles noch so einfach war und man das
Recht hatte, naiv zu sein.
    Â»Vaters Geburtstagsfeier«, erklärte Claudia. »Nur hat er sie leider vergessen.«
    Â»Das ist nicht nett von dir, Claudia!« tadelte Marianne. »Er konnte Rom nicht absagen.«
    Rom,
dachte sie. Rom, immer wieder Rom. Sie wandte sich um und ging zurück
zum Eßzimmer. Kurz vor der Tür überlegte sie es sich anders und betrat
Thomas' Arbeitszimmer, das gleich nebenan lag. Hinter sich hörte sie,
wie Peter ihrer Tochter gerade eröffnete, daß er das Okay für den Start
habe, daß er nach Kourou fliegen werde und sich bei Doktor Altenburg
bedanken wolle; aber wenn der nicht da sei â€¦
    Sie
lehnte sich gegen die Wand und hörte mit halbem Ohr zu; sie spürte die
Sorge, die in der Stimme ihrer Tochter mitschwang, als sie ihn fragte,
wieviel Zeit ihm noch bis zum Abflug blieb.
    Sechs Stunden.
    Das
war so gut wie gar nichts für zwei junge Verliebte. Als nächstes hörte
Marianne, daß Claudia ihn bat, mit hinauf auf ihr Zimmer zu gehen, und
sofort war ihr klar, warum das Mädchen mit ihm reden wollte. Sie wußte
es instinktiv. Claudia würde ihn bitten, die Raumfahrerei aufzugeben,
und Marianne wußte, daß es zwecklos war.
    Sie setzte
sich auf Thomas' Sofa und sah sich zufällig in dem Spiegel, der an der
gegenüberliegenden Wand hing. Sie hatte viel Mühe darauf verwendet,
sich für diese Feier zurechtzumachen, aber sie sah immer noch müde und
abgespannt, ja abgehärmt aus, wenn sie ehrlich war, abgehärmt und
dünn â€“ zu dünn. Thomas war jetzt fünfzig, und sie konnte sich
nicht erinnern, wann er ihr zum letzten Mal gesagt hatte, sie sei
schön. Früher einmal hatte das gestimmt, und er hatte es ihr ständig
gesagt, aber das Problem mit Thomas war, daß er zu ehrlich zum Lügen
war.
    Sie hatte am Morgen allen Mut zusammennehmen
müssen, um ihn anzurufen, da sie wußte, wie sehr er es haßte, wenn er
bei der Arbeit gestört wurde. Als er von zu Hause weggegangen war,
hatte sie noch geschlafen. Sein Geburtstagsgeschenk lag nach wie vor
eingepackt unter dem Bett. Sie hatte vorgehabt, ihn damit zu
überraschen, aber er war gegangen, ohne eine Nachricht für sie zu
hinterlassen, und ihr war nichts anderes übriggeblieben, als ihn im
Raumfahrtzentrum anzurufen und ihn daran zu erinnern, daß er heute
Geburtstag hatte.
    Eigentlich konnte er ihn doch gar
nicht vergessen haben, oder? Wer vergißt schon seinen fünfzigsten
Geburtstag? Sie hatte versucht, am Telefon fröhlich zu klingen, als er
ihr eröffnet hatte, er müsse nach Rom. Gefühlt hatte sie sich dabei,
als hätte
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