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0531 - Die Flammenhexe

0531 - Die Flammenhexe

Titel: 0531 - Die Flammenhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Britt Malcolm fühlte den Ruf. Er ereilte sie im Traum, wie es immer war. Sie sah die Flammen, die entstanden und sich ausbreiteten, bis sie ihre gesamte Welt ausfüllten, und sie sah ein Sigill. Es war anders als die bisherigen Sigille, unter denen sie gerufen worden war. Aber sie hatte sich an die Veränderungen bereits gewöhnt. Sie wußte längst, daß sie es nicht mehr mit dem einstigen Fürsten der Finsternis zu tun hatte, daß es im letzten Jahrzehnt mehrere Wechsel gegeben hatte. Warum, wußte sie nicht. Es interessierte sie auch nicht sonderlich.
    Ihr war nur daran gelegen, daß der Pakt bestehen blieb. Daß sie die ewige Jugend behielt, die der Fürst der Finsternis ihr damals gewährt hatte. Dazu gehörte, daß sie sich unverzüglich meldete, wenn der Fürst sie rief. Denn dann wollte er, daß sie wieder einen Auftrag für ihn erledigte. Dazu war sie verpflichtet. Eine Weigerung wäre ein Vertragsbruch.
    Also erhob sie sich, kaum daß der flammende Ruf sie weckte. Sie sah zur Seite; ihre katzengrünen Augen durchdrangen die Dunkelheit im Schlafzimmer, als sei es heller Tag. Sie sah den älteren Mann neben sich. Er sah nicht besonders gut aus, aber wenigstens schnarchte er nicht, und er war reich. Er hatte ihr das Porsche-Cabrio geschenkt, das war doch schon einmal etwas! Natürlich ging es ihm nur darum, daß er die Gunst eines bildhübschen jungen Mädchens genießen konnte - woher sollte er ahnen, daß Britt Malcolm mittlerweile stark auf die 80 zuging? Oder gar, daß sie, da ihr Aussehen bei weitem nicht ihrem wirklichen Alter entsprach, bereits ein halbes Dutzend Male ihre Identität gewechselt hatte? Immerhin war ihm klar, daß er nicht der einzige Mann war, der um ihre Gunst buhlte. Sie brauchte bloß über die Straße zu gehen, und die Männer pfiffen ihr nach. Sicher würde einer kommen, der ihn als alten Knacker beiseiteschubste, und er konnte auch nicht kontrollieren, ob nicht in der Zeit, in der er selbst nicht zu Britt kommen konnte, andere Männer in ihrem Bett lagen. Er hatte versucht, das herauszufinden, indem er einen Detektiv auf Britt ansetzte - etwas, wofür er sich selbst später abgrundtief schlecht vorkam. Aber der Detektiv war nicht einmal dazu gekommen, einen Bericht abzuliefern. Er war vor Britts Haus von einem Auto niedergefahren worden.
    Danach hatte John W. McRae keinen weiteren derartigen Auftrag mehr erteilt…
    Sie wußte davon, denn sie hatte seine Gedanken gelesen - eine ihrer leichtesten Übungen.
    Er war ein starker Raucher, wenigstens 50 Zigaretten und ein paar Zigarillos am Tag, und jedesmal, wenn er sein Feuerzeug benutzte und die Flamme aufsprang, vermochte Britt Malcolm die Macht des Feuers zu benutzen, um herauszufinden, woran er dachte, und auch in seinem Unterbewußtsein nach Erinnerungen zu forschen. Auch wenn eine Kerze brannte, während sie zusammen waren - worauf sie häufig Wert legte…
    Weil er eben befürchtete, eines Tages von einem anderen Mann ausgestochen zu werden, tat er alles, um ihr zu gefallen und sie möglichst an sich zu binden - und sie nutzte das weidlich aus.
    Sie nahm, was sie von ihm bekommen konnte; er erfüllte ihr jeden Wunsch.
    Wie immer, wie bei jedem, den sie sich nicht nur zum Spaß anlachte, sondern, damit er sie versorgte und ihr luxuriöses Leben garantierte…
    Lautlos erhob sie sich aus dem Bett und verließ das Zimmer. Er erwachte nicht; das war gut.
    Er war von den vorhergehenden Stunden sehr erschöpft und in sehr tiefen Schlaf gesunken; so brauchte sie ihn nicht zu hypnotisieren. Was in den nächsten Minuten geschehen würde, ging Mr. John W. McRae nichts an.
    Nackt, wie sie war, stieg sie in den Keller hinunter und betrat jenen sorgsam geschützten Raum, in welchem sie mit dem Fürsten der Finsternis zu sprechen pflegte, wenn jener nach ihr rief - oder auch, wenn sie selbst seiner unmittelbaren Unterstützung bedurfte; selten genug war dies der Fall gewesen, und jedesmal hatte er für seine Hilfe auch einen Preis verlangt. Ein Blutopfer und ihre Hingabe…
    Sie setzte die Dochte der Kerzen in Brand, indem sie kurz mit den Fingern darüber strich. Etwas, das sie sich in Gegenwart anderer Menschen nicht erlauben durfte, wenn sie sich nicht als Hexe verraten wollte. Dabei waren Zündhölzer und Feuerzeuge eine so furchtbar umständliche Sache, wenn es doch einfacher ging…
    Im Kerzenschein prüfte sie, ob noch alles in Ordnung war. Der Zauberkreis, die Kreidezeichen.
    Heute brauchte sie kein Opfer zu bringen; sie war es, die
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