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Jesus von Nazareth - Band II

Jesus von Nazareth - Band II

Titel: Jesus von Nazareth - Band II
Autoren: Benedikt XVI
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E ndlich kann ich den zweiten Teil meines Buches über Jesus von Nazareth der Öffentlichkeit vorlegen. Angesichts der zu erwartenden Vielstimmigkeit der Reaktionen auf den ersten Teil war es für mich eine wertvolle Ermutigung, dass große Meister der Exegese wie der inzwischen leider heimgegangene Martin Hengel, wie Peter Stuhlmacher und Franz Mußner mich nachdrücklich darin bestärkt haben, meinen Versuch fortzuführen und das begonnene Werk zu Ende zu bringen. Ohne sich mit allen Einzelheiten meines Buches zu identifizieren, hielten sie es vom Inhalt wie von der Methode her für einen wichtigen Beitrag, der zu seiner ganzen Gestalt kommen sollte.
    Eine Freude ist es für mich auch, dass das Buch inzwischen sozusagen einen ökumenischen Bruder bekommen hat in dem umfänglichen Werk
Jesus
(2008) des evangelischen Theologen Joachim Ringleben. Wer die beiden Bücher liest, wird einerseits den großen Unterschied der Denkformen und der prägenden theologischen Ansätze sehen, in denen sich die unterschiedliche konfessionelle Herkunft der beiden Autoren konkret ausdrückt. Aber zugleich erscheint die tiefe Einheit im wesentlichen Verständnis der Person Jesu und seiner Botschaft. In unterschiedlichen theologischen Ansätzen wirkt der gleiche Glaube, findet Begegnung mit demselben Herrn Jesus statt. Ich hoffe, dass beide Bücher in ihrer Unterschiedlichkeit und in ihrer wesentlichen Gemeinsamkeit ein ökumenisches Zeugnis sein können, das in dieser Stunde auf seine Weise dem grundlegenden gemeinsamen Auftrag der Christen dient.
    Dankbar nehme ich auch zur Kenntnis, dass die Diskussion über Methode und Hermeneutik der Exegese, über Exegese als historische und zugleich auch theologischeDisziplin trotz mancher Sperren neuen Schritten gegenüber an Lebhaftigkeit zunimmt. Besonders wichtig scheint mir das Buch
Bibelkritik und Auslegung der Heiligen Schrift
(2007) von Marius Reiser, das eine Reihe von vorher veröffentlichten Aufsätzen aufnimmt, zu einem Ganzen formt und wichtige Orientierungen für neue Wege der Exegese bietet, ohne das bleibend Bedeutende der historisch-kritischen Methode aufzugeben.
    Eines scheint mir klar: Die historisch-kritische Auslegung hat in 200   Jahren exegetischer Arbeit ihr Wesentliches gegeben. Wenn die wissenschaftliche Schriftauslegung sich nicht in immer neuen Hypothesen erschöpfen und theologisch belanglos werden soll, muss sie einen methodisch neuen Schritt tun und sich neu als theologische Disziplin erkennen, ohne auf ihren historischen Charakter zu verzichten. Sie muss lernen, dass die positivistische Hermeneutik, von der sie ausgeht, nicht Ausdruck der allein gültigen und endgültig zu sich selbst gekommenen Vernunft ist, sondern eine bestimmte und historisch bedingte Art von Vernünftigkeit darstellt, die der Korrektur und der Ergänzungen fähig und bedürftig ist. Sie muss erkennen, dass eine recht entfaltete Hermeneutik des Glaubens dem Text gemäß ist und sich mit einer ihrer Grenzen bewussten historischen Hermeneutik zu einem methodischen Ganzen verbinden kann.
    Natürlich ist diese Verbindung zweier ganz unterschiedlicher Weisen von Hermeneutik eine immer neu zu bewältigende Aufgabe. Aber sie ist möglich, und durch sie werden in einem neuen Kontext die großen Einsichten der Väter-Exegese wieder zur Wirkung kommen können, wie gerade das Buch von Reiser zeigt. Ich maße mir nicht an zu behaupten, in meinem Buch sei diese Verbindungzweier Hermeneutiken bereits fertig vollzogen. Aber ich hoffe doch, einen guten Schritt in diese Richtung getan zu haben. Im Grunde geht es darum, endlich die vom Zweiten Vatikanischen Konzil (in
Dei Verbum
12) für die Exegese formulierten methodischen Grundsätze aufzugreifen, was bisher leider kaum in Angriff genommen worden ist.
     
    Vielleicht ist es an dieser Stelle nützlich, noch einmal die bestimmende Intention meines Buches zu verdeutlichen.
    Es braucht wohl nicht eigens gesagt zu werden, dass ich kein „Leben Jesu“ schreiben wollte. Für die chronologischen und topographischen Fragen des Lebens Jesu liegen ausgezeichnete Werke vor; ich verweise besonders auf
Jesus von Nazareth. Botschaft und Geschichte
von Joachim Gnilka und auf das gründliche Werk
A Marginal Jew
von John P.   Meier (drei Bände, New York 1991, 1994, 2001).
    Ein katholischer Theologe hat mein Buch zusammen mit Romano Guardinis Meisterwerk
Der Herr
als „Christologie von oben“ eingestuft, nicht ohne vor deren Gefahren zu warnen. Nun, eine Christologie zu
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