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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka
Autoren: McGill Gordon
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er einmal in
der Bibliothek seines Vaters gelesen und sich später oft daran erinnert
hatte: Es war die beste aller Zeiten und die schlimmste aller Zeiten. Was
seine Arbeit anging, so hatten sie den großen Durchbruch geschafft. Die
Zukunft lag vor ihnen wie eine große, weiße Landkarte, ein gewaltiges,
noch unerforschtes Terrain, das großen, erregenden Entdeckungen
entgegenharrte: Die beste aller Zeiten. Was
sein persönliches Leben betraf, so war die Zukunft ein düsterer
Alptraum. Er hatte die Frau, die er geliebt hatte, im Stich gelassen,
zu einer Zeit, als sie ihn am meisten gebraucht hätte. Er hatte kaum
ein Auge zugetan seit dem Tag, an dem sie fortgegangen war. Schon jetzt
trauerte er um sie; er malte sich aus, welche schrecklichen Schmerzen
sie jetzt erdulden mußte. Als ihm zum ersten Mal der Gedanke kam, daß
es ihm lieber wäre, er hätte
diese schreckliche, tückische Krankheit an ihrer Statt, wußte er, daß
er sie noch liebte. Denn wenn Liebe bedeutete, zu sterben, auf daß der
andere lebe, dann war das, was er für sie fühlte, nichts anderes als
Liebe in ihrer reinsten, tiefsten Form. Ja, er liebte sie, mehr als je
zuvor, mehr noch als sein eigenes Leben. Aber es war zu spät.
    Schmerzlich
wurde ihm die schreckliche Ironie bewußt: Während er Roboter mit
Gehirnen schuf, waren seine Kollegen aus der Medizin noch immer nicht
in der Lage, ein endgültiges Heilmittel gegen die selbstzerstörerische
Kraft der Natur zu finden.
    Es klingelte an der Tür. Er schaute auf seine Uhr. Wer konnte das sein, zu so später Stunde?
    Er
erhob sich aus seinem Sessel und schlurfte mit müden Schritten zur Tür.
Es war Marianne. Sie sah ihn lächelnd an und sagte: »Es ist ein weiter
Weg von München. Aber ich mußte zu dir kommen.«
    Er
umarmte sie zärtlich, ganz behutsam, um ihr nicht weh zu tun. Sie war
zu ihm zurückgekommen! Nur mühsam konnte er die Tränen zurückhalten.
    Â»Mir
ist klargeworden, daß es falsch war, fortzugehen«, sagte sie. »Ich habe
nie aufgehört, dich zu lieben. Wir haben fast unser ganzes Leben
gemeinsam verbracht, Thomas. Warum fortgehen, bevor der Tag gekommen
ist, da ich endgültig fortgehen muß?«
    Â»Jetzt bist du
bei mir, und du wirst nicht mehr fortgehen«, sagte er und führte sie
ins Wohnzimmer. Sie sah mager und zerbrechlich aus. Aber ihr Lächeln
war so wie früher, ein liebes, mädchenhaftes Lächeln.
    Â»Die
Zeit, die mir noch bleibt, möchte ich mit dir verbringen, allein mit
dir«, sagte sie. »Ich wollte allein sein, bis â€¦ bis es soweit ist.
Aber ich bin nicht so stark, wie ich dachte. Ich brauche dich, Thomas.
Ich werde dich brauchen, wenn â€¦ das Ende kommt.«
    Er
schüttelte den Kopf. »Es wird kein Ende geben. So grausam kann kein
Schicksal sein, daß es dich zu mir zurückkommen läßt, nur um dich mir
wieder wegzunehmen. Wir werden es gemeinsam besiegen.«
    Â»Ja«, sagte sie lächelnd. »Natürlich werden wir das.«
    Am
nächsten Morgen, sie schlief noch, machte er einen Spaziergang durch
den Bois de Boulogne. Tief in Gedanken versunken, beachtete er den
Zeitungsverkäufer, der mit lauter Stimme die Morgenausgabe anpries,
zunächst gar nicht. Er warf ihm lediglich einen desinteressierten Blick
zu. Da fiel ihm das Foto auf der Titelseite ins Auge. Er kaufte ein
Exemplar und setzte sich auf eine Bank. Das Bild nahm fast die gesamte
obere Hälfte der Titelseite ein. Es zeigte Goncourt und Waldegg, wie
sie sich die Hand gaben und in die Kamera strahlten. Darüber prangte in
breiten Lettern die Schlagzeile:
    Die Zukunft gehört uns.
    Es
war ein gemeinsames Statement. Er las langsam, Zeile für Zeile. Der
Reporter bezeichnete die Zusammenarbeit als einen
›deutsch-französischen Pakt‹ von unvorstellbarem Potential. Vom unteren
Teil der Seite lächelte ihm Giovanna entgegen. Der Artikel unter dem
einspaltigen Foto besagte, daß sie die Fusion zwischen den beiden
mächtigsten Industriellen Europas ›ungeheuer aufregend‹ fände, daß sie
ihre Agentur verkaufen und in dem neu entstandenen ›Superkonzern‹ die
Funktion einer ›Medienberaterin‹ übernehmen werde.
    Altenburg
legte die Zeitung auf die Bank und strich sie glatt. Der Wind erfaßte
sie und wehte sie davon. Er schaute ihr nach, als sie sich in ihre
einzelnen Blätter auflöste und in alle Richtungen
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