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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka
Autoren: McGill Gordon
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überhaupt nicht richtig auf das Stück konzentrieren.
Jedenfalls bin ich dann gleich heute morgen in die Bibliothek gegangen
und hab' mir ein medizinisches Wörterbuch rausgesucht und â€¦Â«
    Â»Claudia!«
    Sie zögerte einen Moment. »Es ist Krebs.«
    Â»Nein«, flüsterte Altenburg.
    Â»Ich
bin dann zu ihrem Arzt gegangen, Dr. Donat. Er sagte, er dürfe mir
eigentlich keine Auskunft geben, aber da ich es ja nun ohnehin schon
wüßte â€¦ Er sagte, es wäre Brustkrebs, und er hätte schon stark
meta… meta… wie heißt das doch gleich â€¦Â«
    Â»Metastasiert.«
    Â»Genau.
Und sie hätte nicht mehr lange zu leben. Da wurde mir auf einmal alles
klar: zum Beispiel neulich, als wir zusammen einkaufen waren und sie
plötzlich so komisch schaut und die Einkaufstüte fallen läßt â€¦
oder ein anderes Mal, als ich zu ihr gesagt habe: ›Du wirst ja immer
schlanker‹. Da hat sie plötzlich so seltsam gelächelt und gesagt: ›Na
ja, ein bißchen vielleicht‹; und die ganzen anderen Sachen, die sie in
der letzten Zeit manchmal gesagt hat â€¦ auf einmal reimte sich das
alles zusammen und â€¦Â«
    Ihre Worte gingen in einem Schluchzen unter.
    Â»Claudia!«
    Aber es war nicht sie, die antwortete. Eine tiefe Stimme meldete sich.
    Â»Peter?«
    Â»Kannst du kommen?«
    Â»Natürlich. Ich fliege morgen mit der ersten Maschine.«
    Peter
holte ihn am Flughafen ab. Es war das erste Mal, daß Altenburg ihn ohne
ein Lächeln oder ein spitzbübisches Grinsen im Gesicht sah.
    Â»Weiß sie, daß ich komme?« fragte Altenburg, als sie losfuhren.
    Â»Ja. Sie hat sich sehr gefreut. Es geht ihr auch etwas besser.«
    Â»Ich kann es noch immer nicht fassen.«
    Â»Ich auch nicht. Claudia konnte leider nicht mit zum Flugzeug kommen. Sie muß sich schonen. Ist ja bald soweit.«
    Â»Was? Schon?« sagte Altenburg. »Mein Gott, wie schnell die Zeit vergeht. Dann werden Marianne und ich ja bald Großeltern sein!«
    Â»Du â€¦Â«
verbesserte ihn Peter â€“ und biß sich sofort auf die Zunge, als ihm
seine Pietätlosigkeit bewußt wurde. Den Rest der Fahrt verbrachten sie
schweigend.
    Vor dem Haus angekommen, sprang Altenburg
aus dem Auto und rannte fast zur Tür. Es war wieder sein Haus. Er würde
nicht vor der Tür stehen und klingeln wie ein Fremder. Er war wieder
dort, wo er hingehörte. Er würde geradewegs hineingehen und sie
beschützen. Sie war seine Frau, noch immer, auch wenn sie geschieden
waren. Der andere Mann war nicht mehr als ein Fehltritt gewesen. Er
schloß die Tür auf und stürzte durch die Diele ins Wohnzimmer.
»Marianne!«
    Keine Antwort.
    Â»Marianne?«
    Er
runzelte die Stirn. Wo mochte sie stecken? Sie wußte doch, daß er kam.
Hatte Peter nicht gesagt: »Sie hat sich sehr gefreut?« Sein Blick fiel
auf einen Briefumschlag, der auf dem Tisch lag. Er ging zum Tisch und
hob ihn auf. Seine Name stand darauf. Es war Mariannes Handschrift.
Hastig riß er den Umschlag auf, entfaltete den Brief und las.
    Â»Liebster
Thomas, als ich gestern von Claudia erfuhr, daß Du kommen würdest, habe
ich mich unendlich gefreut auf unser Wiedersehen. Alle Erinnerungen an
unsere gemeinsame Zeit wurden wieder wach und kamen zurück. Dann
schaute ich in den Spiegel und dachte: Nein, kein Wiedersehen. Ich will
nicht, daß Du zu mir zurückkommst, nur weil ich krank bin. Ich will,
daß Du mich so in Erinnerung behältst wie beim letzten Mal, am
Hochzeitstag von Claudia. Verzeih mir meine Eitelkeit, Liebster. Ich
werde jetzt gehen, Thomas, und nicht zurückkommen. Bitte, stell keine
Nachforschungen an. Mach es uns beiden nicht noch schwerer. Ich habe
nie aufgehört, Dich zu lieben. Leb wohl, Du mein einzig geliebter Mann,
leb wohl â€¦ Deine Marianne«
    Altenburg
stand lange Zeit wie erstarrt da. Dann legte er den Brief mit einer
mechanischen Bewegung auf den Tisch und ging langsam zu dem kleinen
Schränkchen, auf dem ihr Hochzeitsfoto stand. Er nahm es herunter und
betrachtete es. Und Thomas Altenburg weinte â€¦
    Goncourt
fühlte sich elend. Die Untersuchung bei seinem Arzt hatte ein
beginnendes Magengeschwür zutage gefördert. Das überraschte ihn nicht.
Das verdammte Ding war das konsequente Resultat der Frustrationen, die
er in der letzten Zeit erlebt hatte. Monatelang hatte er vergeblich
versucht, seinen Ärger
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