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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka
Autoren: McGill Gordon
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über diese verdammten Sesselfurzer in Brüssel
und Rom herunterzuschlucken. Nun rächte sich sein Körper auf die Weise,
auf die sich jeder Körper rächt, wenn sein Besitzer unter Dauerstreß
steht: Er wurde krank. Er wandte sich vom Fenster ab und schaute de
Groot, der ruhig in seinem Sessel saß, mit herausforderndem Blick an.
»Hören Sie«, schnarrte er, »ich habe das G-5-Projekt allein finanziert,
solange ich konnte. Jetzt ist uns endlich der Durchbruch gelungen. Die
Computer der fünften Generation können gebaut werden. Aber meine Mittel
sind endgültig erschöpft. Sie sind im Finanzausschuß von E UREKA , und Sie sind mein Berater. Also, ich will eine ganz einfache, klare Antwort von Ihnen: Wann bekomme ich endlich mein Geld?«
    De
Groot lehnte sich in seinem Sessel vor. »Eigentlich dürfte ich es Ihnen
gar nicht sagen. Aber früher oder später werden Sie es ohnehin
erfahren.« Er legte eine Kunstpause ein, um die Wirkung seiner Worte zu
steigern. Dann räusperte er sich und fuhr mit bedächtiger Stimme fort:
»Die Japaner haben bei der neuen Computer-Generation schon vor einiger
Zeit den Durchbruch erzielt. Sie hielten es top-secret, genau wie wir.
Aber jetzt werden sie ihr Angebot auf den Tisch legen. Sie werden
liefern â€¦ und zwar wesentlich billiger, als Goncourt es je kann.«
    Â»Blödsinn!«
raunzte Goncourt. »Wenn die Japaner uns voraus gewesen wären, hätten
wir es sofort erfahren. Die Zeiten, in denen Regierungen noch ein
Monopol auf Geheimnisse hatten, sind lange vorbei, Gott sei Dank. Das
ist doch bloß wieder eins von diesen kleinen schmutzigen Manövern, das
sich diese Bürokraten in Brüssel und Rom ausgedacht haben.«
    Â»Montacute«,
sagte de Groot, indem er Goncourts Entgleisung geflissentlich überging,
»hat vorgeschlagen, daß Ihnen zumindest die Entwicklungskosten
zurückerstattet werden.«
    Goncourt lachte bitter. »Wenn
sie mir das Geld gegeben hätten, als sie vertraglich dazu verpflichtet
waren â€¦Â« Er zuckte mit den Achseln und schluckte den Rest des
Satzes herunter. Was er sagen wollte, hätte in de Groots Ohren nicht
gerade angenehm geklungen.
    De Groot wartete einen
Moment, bis er sah, daß Goncourt sich wieder beruhigt hatte; dann
räusperte er sich und sagte: »Ihr alter Angstgegner Waldegg hat die
gleichen Probleme.«
    Goncourt starrte ihn an. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Â»Er
steht allein da, Sie stehen allein da. Keine Zukunft. Aber zusammen?«
Er ließ das letzte Wort im Raum stehen und beobachtete, wie Goncourts
Gesichtsausdruck sich langsam veränderte: von anfänglicher Entrüstung
über den schieren Gedanken, eine Zusammenarbeit mit seinem Erzfeind
auch nur in Erwägung zu ziehen, bis zu allmählich erwachendem
Interesse. Er konnte fast hören, wie es in Goncourts Hirn arbeitete.
Nach einem langen Moment des Schweigens sagte Goncourt schließlich:
»Sie haben mit Waldegg gesprochen?«
    Â»Es ergab sich so.
Er wartet auf Ihren Anruf.« De Groot deutete auf das Telefon. Goncourt
drückte eine Taste auf seinem Sprechgerät, und kurze Zeit später hatte
er Waldegg an der Strippe. De Groot stand auf, aber Goncourt bedeutete
ihm mit einer Handbewegung, sich wieder zu setzen. Es gab nichts mehr
zu verheimlichen. Der Boden war bereitet.
    De Groot ging
ans Fenster und blickte hinaus auf die Dächer von Paris, während er
hörte, wie Goncourt sagte: »Sie und ich, Waldegg, wir sind die beiden
mächtigsten Männer in Europa. Sie und ich gemeinsam, wir könnten ein
Sperrfeuer legen, das E UREKA und jede Regierung
in Europa bis in ihre Grundfesten erzittern ließe. Dann würden uns
keine zaudernden Bürokraten mehr hinhalten und vertrösten. Gemeinsam
könnten wir jede Herausforderung annehmen â€“ und sie bestehen.«
    Einen
Moment Stille, dann: »Seite an Seite, genau. So ist's recht.« Eine
lange Pause, dann ein knappes »Gut!« Goncourt legte auf.
    De
Groot drehte sich um und schaute ihn an. Er stand an seinem
Schreibtisch und schaute mit verklärtem Blick in eine imaginäre Ferne.
Dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht, seine Hände ballten sich zu
Fäusten. So müssen die alten Eroberer ausgesehen haben, dachte de Groot.

Epilog
    Ein
Spruch aus seiner Kindheit kam Altenburg in den Sinn, während er dasaß
und ins Feuer starrte; ein Zitat von Charles Dickens, das
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