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DS067 - Die Giftinsel

DS067 - Die Giftinsel

Titel: DS067 - Die Giftinsel
Autoren: Kenneth Robeson
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1.
     
    Am 4. September erschien in den U.S. amerikanischen Morgenzeitungen ein kurzer Artikel. Er lautete:
     
    BLANCO GRANDE, Hidalgo – Der Versuch einer Revolution gegen die derzeitige Regierung dieser mittelamerikanischen Republik wurde heute nach Aussage von Regierungsbeamten im Keim erstickt. Etwa ein Dutzend Personen wurden dabei getötet. Die Polizei fahndet nach den Revolutionären, die untergetaucht sind.
     
    In jener Nacht kletterte ein großer, sonnengebräunter junger Mann, Herb March mit Namen, von einem Baum herunter, in dessen Krone er den ganzen Tag gekauert hatte. Der Baum stand an der Avenue Prado, einer Küstenstraße jener Stadt, die die Hauptstadt und praktisch der einzige Seehafen von Hidalgo, der mittelamerikanischen Republik war, in welcher der Revolutionsversuch gescheitert war. Der Baum hatte eine sehr dichte Krone und war für’s erste ein ausgezeichnetes Versteck gewesen.
    Herb March verließ sein Versteck nur zögernd. Er sah sich lauernd um und hoffte, nicht etwa irgendwo einen uniformierten Hidalgoaner mit Gewehr zu entdecken. Im Geiste nahm er sich vor: keine Revolutionen mehr.
    Falls er erwischt wurde, war er sogar sicher, daß es für Herb March niemals mehr eine Revolution geben würde, sondern eine weiße Adobemauer mit ein paar frischen Einschußlöchern und einen knapp zwei Meter langen Erdhügel, den alsbald der Dschungel überwuchern würde.
    Und all das wegen lumpiger zweihundert Dollar die Woche. Dafür, daß er ein Flugzeug flog und ein paar kleinere Bomben werfen sollte, was für einen jungen Mann, der auf der Suche nach Abenteuern durch die Tropen trampte, wie leichtverdientes Geld ausgesehen hatte. Die einzige Bombe, die dann tatsächlich gefallen war, war von einem Regierungsflugzeug geworfen worden – auf die Maschine, die Herb hatte fliegen sollen. Nun wurde nach ihm gefahndet.
    Es war eine schöne Tropennacht, obwohl keine Sterne am Himmel standen. Die Nachtbrise war so heiß und feucht, als ob sie aus einem Teekessel kam. Eine schöne Nacht war es deshalb, weil es nicht regnete. Gewöhnlich regnete es nachts in Hidalgo.
    An den Piers entlang der Waterfront lagen Boote vertäut. Sie stellten ein gemischtes Sortiment von zur See fahrenden Wracks dar. Herb March hatte im Laufe des Tages mehrmals aus der Baumkrone zu ihnen hinübergespäht und sich gewundert, daß sie nicht schon dort an den Piers absoffen.
    Nur ein Schiff stellte eine Ausnahme dar. Es war ein Dreimast-Schoner mit einem Bug vom Klippertyp. Der Schoner wirkte sehr solide. Offenbar war er mit Leuten bemannt, die aussahen, als ob sie gelegentlich ein Bad nahmen. Wenn mehr Mahagoni und Messing an Deck zu sehen gewesen wäre, hätte man den Schoner sogar als Jacht bezeichnen können. Aber das Wunderbarste von allem: An seinem Heck war die Flagge der Vereinigten Staaten aufgezogen. Der Name des Schiffes war Patricia.
    »Schoner«, sagte Herb March zu sich, »du wirst gleich einen blinden Passagier bekommen.«
    Und dann war da das Mädchen, das Herb March vom Baum aus an Deck gesehen hatte. Ein großes schlankes Mädchen mit bemerkenswertem Bronzehaar. Sie schien der Kapitän des Schoners zu sein.
    Bronzehaariges Mädchen
, dachte Herb March,
ich hoffe, du bist so nett, wie du aussiehst
.
    Während er herumstrich, um einen Weg zu finden, an Bord des Schoners zu gelangen, begegnete er dem Hindu.
    Vor Überraschung wäre Herb March dem Hindu beinahe mit den Händen an den Hals gefahren; vor Überraschung darüber, den Hindu plötzlich an seiner Seite zu finden.
    »Äh – guten Abend«, sagte Herb March, schluckte zweimal und steckte seine großen Hände in die Taschen zurück.
    Der Hindu zeigte auf den Schoner.
    »Während des Schlafes habe ich eine Vision gehabt«, sagte der Hindu. »In dieser Vision sah ich das Schiff und das Auge des Bösen, das darauf ruhte. Es besteht kein Zweifel, daß es das Auge des Bösen war, denn ich sah es ganz deutlich. So wird die Ladung dieses Schiffes nichts als Tod und Elend sein.«
    Die Art von Englisch, die der Hindu sprach, war klar verständlich, aber die Bedeutung war das nicht.
    »Sagen Sie das nochmal«, murmelte Herb March.
    »Ich möchte Ihnen nur abraten, sich auf dem Schiff als blinder Passagier zu verstecken«, sagte der Hindu.
    »Woher wissen Sie – oh, Sie lesen wohl meine Gedanken oder etwas Ähnliches?«
    »Ja – ich lese Ihre Gedanken.«
    »Kommen Sie mir nicht mit solchem Krampf«, sagte Herb March. Er nahm die Hände wieder aus den Taschen und hatte
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