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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka
Autoren: McGill Gordon
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Sekunde war jetzt kostbar. Er hatte anhand
des Klanges sofort erkannt, woher der Alarm kam: Er kam aus K -7.
Gibbs hatte bereits die Halle durchquert und stürmte jetzt in den Gang,
über dem das große rote Verbotsschild hing. Swann holte rasch auf. Er
sauste an einer Gruppe von Technikern vorbei, die wie gehorsame Schafe
am Ende des Ganges standen und sich nicht einmal jetzt, beim Schrillen
der Alarmglocke trauten, den verbotenen Bereich zu betreten. Swann
jagte mit quietschenden Reifen hinter Gibbs her, fluchte laut, als der
Stuhl kurz ins Schlingern geriet und er sich das linke Knie schrammte,
brachte den Stuhl mit einem waghalsigen Manöver wieder unter Kontrolle
und holte Gibbs kurz vor der Tür ein. Gibbs riß den Hörer von der Gabel
und brüllte: »Mädler!« Aber der Hörer blieb stumm. Swann schnupperte.
Durch die Tür nahm er schwach den Geruch von Verbranntem wahr;
unwillkürlich mußte er an Sommer denken, an Schweinekoteletts, die auf
einem Holzkohlengrill brutzelten.
    Â»Mädler! Verdammt, machen Sie auf!« brüllte Gibbs. Er wandte sich zu Swann um. »Wie lautet die verdammte Kennziffer?«
    Â»Es
gibt keine verdammte Kennziffer. Das Projekt ist eingestellt!« Dann
schnippte er mit den Fingern. »Probier doch mal die letzte Codenummer,
die wir hatten. Die wird bestimmt nicht mehr geändert worden sein.«
    Â»Wie war sie doch gleich?«
    Â»Eins eins zwo, glaube ich.«
    Gibbs
tippte die Nummer ein, trat einen Schritt zurück und wartete. Langsam
ging die Tür auf. Sie schauten in Mädlers Gesicht; die Laserstrahlen
hatten seine Kehle durchbohrt. Rauch stieg von seinem leblosen Körper
auf. Er roch nach Sommer, nach Holzkohlengrill, nach brutzelnden
Koteletts. Swann fiel in Ohnmacht.

25
    Die
Beerdigung fand in München statt, im engsten Familienkreis. Deshalb
beschloß Goncourt, eine, wie er sich ausdrückte ›Gedenkfeier‹ im
Konferenzraum des Laborkomplexes abzuhalten â€“ selbstverständlich
unverbindlich, betonte er; lediglich ein Moment des gemeinsamen
Gedenkens an einen außergewöhnlichen jungen Mann. Auf seinem
Schreibtisch stand ein Foto von Mädler, schwarz eingerahmt und mit
einem kleinen schwarzen Trauerflor versehen. Daneben war ein kleines
Blumengebinde drapiert. Swann, der neben Altenburg und Gibbs in seinem
Rollstuhl saß, fand, daß es der geschmackloseste Blumenstrauß war, den
er je gesehen hatte.
    Â»Paul Mädler«, hub Goncourt
in weihevollem Predigerton an, »gehörte zu den Besten seiner Generation
und zu den Besten seines Berufes. Er war nicht nur bereit, der
Wissenschaft sein Leben zu weihen, sondern, wenn es sein mußte, auch
seinen Tod. Ich selbst bin tief erschüttert, und ich muß gestehen, daß
mir im Augenblick die Worte fehlen, um das auszudrücken, was mich
bewegt â€¦Â«
    Swann hatte das Gefühl, als müsse er
sich jeden Moment übergeben. Er schwenkte seinen Stuhl herum und
verließ den Raum; mit dem Aufzug fuhr er nach unten in die Halle. Meike
wartete auf ihn. Er fuhr an ihr vorbei, als wäre sie nicht da. Sie
mußte rennen, um mit ihm Schritt zu halten. Am Haus angekommen,
versuchte er, ihr die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Aber sie war zu
schnell und schlüpfte mit hinein. Im Wohnzimmer stellte sie ihn zur
Rede. »Was zum Teufel tust du wieder in diesem Ding?«
    Â»Das geht dich einen feuchten Kehricht an.«
    Â»Ah«,
rief sie mit einer Stimme, die voller Zorn und bitterem Hohn war.
»Doktor Christopher Swann, der neue Messias, der alle Schuld der Welt
auf sich nimmt!«
    Er starrte sie an, weiß vor Wut. Die
Armlehnen seines Stuhls hielt er so fest umklammert, daß die Knöchel
weiß hervortraten. »Ich war verantwortlich für Mädler«, stieß er
zornbebend hervor.
    Â»Aber du bist nicht verantwortlich
für seinen Tod!« schrie sie zurück. »Wie könntest du auch? Wußtest du,
was er vorhatte? Kannst du vielleicht Gedanken lesen? Aber vielleicht
bist du ja wirklich ein göttliches Wesen. Dann komm«, sie machte eine
winkende Handbewegung, »erhebe dich aus deinem Rollstuhl.«
    Â»Du
mieses, gemeines Stück!« spie er verächtlich. »Was weißt du denn schon?
Ich war es schließlich, der ihm den Floh mit dem verdammten Ding ins
Ohr gesetzt hat. Ich habe ihn erst richtig heiß darauf gemacht.«
    Â»Aber
er wußte, daß das Projekt eingestellt war! Er
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