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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka
Autoren: McGill Gordon
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Helmlautsprecher an: »Peter!
Das ist kein Spiel!«
    Die Stimme duldete keinen
Widerspruch. Berger schluckte das Lächeln hinunter und zeigte der
Kamera den hochgereckten Daumen. Okay! Manchmal fand er, daß der
Operationsleiter sich selbst ein bißchen zu ernst nahm, aber er
verkniff sich eine Erwiderung. Jeder an seiner Stelle hätte das getan.
Altenburg war eine Autorität. Niemand im Team glaubte an einen Zufall,
daß E UREKA sich München als Sitz des
Kontrollzentrums ausgesucht hatte. Die anderen mußten aus allen Ecken
Europas anreisen, während Altenburg sein Büro direkt vor der Haustür
hatte. Nun gut, wenn er nicht wissen wollte, was der Astronaut zu dem
Bischof gesagt hatte, dann behielt Peter Berger es eben für sich.
    Â»Zweiunddreißig.«
    Â»Einunddreißig.«
    Â»Dreißig.« Hurlers Stimme klang unbeirrbar wie ein Metronom.
    Â»Neunundzwanzig.«
    Im selben Moment brüllte Altenburg: »Omega, abbrechen!«
    Gleichzeitig
schlugen die vier Männer auf die Gurtlöser auf der Brust und wanden
sich aus den Haltegurten. »Neunzehn Sekunden. Notausstieg â€¦
absprengen!« dröhnte Montgomerys Stimme aus den Kopfhörern. Noch bevor
die letzte Silbe verklungen war, hatten die Computer seinen Befehl
bereits ausgeführt, und mit lautem Knall flog die Kabinentür auf.
Berger war als erster draußen. Er stieß sich mit den Beinen voraus ab
und stieg auf den schmalen Laufgang der Einstiegsröhre. Blitzschnell
zog er sich an einer Querstange des Gerüsts hoch und rannte unter dem
ohrenbetäubenden Jaulen der Sirenen mit gefühllosen Beinen auf die
Laufplanke zu. Im Laufen zählte er die Sekunden: einundzwanzig,
zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, wie ein Fallschirmspringer vor dem
Öffnen des Schirms. Er zählte laut, als er â€“ sechzig Meter über
der Erde â€“ die Laufplanke erreichte und zum Notfallkabel rannte.
    Fünfundzwanzig,
sechsundzwanzig. Er wußte, daß ihm sieben Sekunden Zeit zum Erreichen
seines Ziels blieben, und immer noch spürte er die Beine nicht. Er nahm
nur das Pochen in den Schläfen und den Rauch wahr, der durch das
Haltegerüst hochstieg. Er erreichte das Notfallkabel, riß den Clip
seines Gurtes auf und klinkte ihn fest. Er wußte, daß er nicht lange
herumfingern durfte, denn Montgomery rannte nur einen Schritt hinter
ihm, und wenn er zu lange hantierte, würde der Kommandant gegen ihn
prallen, und es war ein verdammt langer Weg bis hinunter zum
Betonboden, ein Weg, den er lieber nicht im, freien Fall zurücklegen
wollte. Als er sich abstieß, spürte er den beruhigenden Ruck des Gurtes
und fühlte, wie das Kabel sich straffte, als er hinunterglitt durch die
kühle Morgenluft. Der Boden raste auf ihn zu: ground rush, so
nannten sie es bei der Fallschirmspringerausbildung, eine optische
Täuschung, die einem das Gefühl gab, in freiem Fall auf den Boden
zuzurasen; und als seine Stiefel den Boden berührten, spürte er, wie
ihm die Wucht des Aufpralls durch den Körper fuhr. Er stolperte, fing
sich wieder, hieb auf den Gurtschloßlöser und rannte wieder los, auf
den Ausgang zu. Die Beine wurden ihm schwer. Er keuchte:
Astronautenhelme waren nun einmal nicht zum Sprinten konstruiert. Im
nächsten Moment sah er die Bodencrew, die ihn anfeuerte; er taumelte
die letzten paar Meter und fiel hin, als er sie erreichte; er spürte,
wie jemand ihm den Helm löste, und als nächstes sah er das Gesicht von
Johannes Hurler, Olafs Sohn, der in seinem Flugoverall vor ihm stand
und ihn mit ausdrucksloser, ungerührter Miene ansah. Er gehörte zum
Reserveteam der Astronauten.
    Â»Zehn Sekunden«, sagte Johannes. »Drüber.«
    Berger, der immer noch schwer atmend in Hockstellung am Boden kauerte, grinste zu ihm hinauf. »Nicht schlecht, was?«
    Â»Nein«, widersprach Johannes mit einem Achselzucken. »Ich würde es besser machen.«
    Berger rappelte sich hoch und tippte dem jungen Mann auf die Brust. »Du hast keine Chance, Kleiner. Das ist mein Flug.«
    Dann
fiel sein Blick auf Montgomery. Der Kommandant blickte säuerlich drein,
und Berger wußte, daß Johannes recht hatte. Sie waren zu langsam. Zehn
Sekunden zu langsam. An einem schönen Morgen in München aus einem
Kabinensimulator auf einem Haltegerüst zu rennen war eine Sache; ein
echter Startabbruch in Kourou, wenn echter Treibstoff zu explodieren
drohte, war eine
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