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Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)
Autoren: Norbert F. Pötzl
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Vorwort
    Gebannt schaute die Welt, schauten vor allem die 1,2 Milliarden Katholiken im März 2013 nach Rom: Wer wird nach dem als Sensation empfundenen Rücktritt des deutschen Papstes Benedikt XVI . neues Kirchenoberhaupt? Als dann, auch per Livestream in Online-Medien, über der Sixtinischen Kapelle des Vatikans weiße Rauchwölkchen anzeigten, dass ein neuer Papst gewählt war, wurde sofort kommentiert und analysiert, was von diesem Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires erwartet wird. Selbst auf eher kirchenferne Menschen übten die Ereignisse eine bewegende Faszination aus. Zwei Beiträge am Ende dieses Buches greifen denn auch diese aktuellen Vorgänge auf; sie resümieren das Pontifikat Joseph Ratzingers und porträtieren dessen Nachfolger.
    Wer sich für Rekorde begeistert, konnte schon immer über die Institution Vatikan staunen: Zwei Jahrtausende Tradition, ein Staatsgebiet von weniger als einem halben Quadratkilometer, auf dem sich kostbarste Kunstschätze und eine der ältesten Bibliotheken der Welt befinden – das sind nur ein paar der zahllosen Eigentümlichkeiten, die das Papsttum zu bieten hat. Geht es dann freilich um Roms Hauptanspruch, die hartnäckig verteidigte Lehrhoheit in christlichen Glaubensfragen, teilen sich rasch die Meinungen. Und blickt man darüber hinaus auf die weltliche Geschichte päpstlicher Macht, öffnet sich ein immenses Panorama, das von schier übermenschlicher Glorie bis hin zum Grauen von Intrige, Mord und Kriegsgewalt reicht.
    Wer waren, was sind die Päpste? Männlich, ledig und meist nicht mehr jung, so könnte die erste respektlos-äußerliche Typenskizze lauten. Als geistliche Oberhäupter eines Großteils der Christen genießen sie Verehrung; überdies sind sie weltliche Souveräne, wenn auch mit sprichwörtlich geringer Militärmacht. Doch wie präzise Würden und Titel auch immer benannt werden mögen, wie akribisch sich Rollen, Rechte und Rituale aufzählen lassen: Verständlich werden all die verwirrend vielfältigen Merkmale – samt der sie umgebenden ausgeklügelten Hierarchie – erst durch den Blick in die Geschichte.
    Aus der Funktion des römischen Bischofs zielstrebig an die Spitze der Kirche vorgerückt, wurden die Päpste als religiöse Führer zur festen politischen Größe; weder Reformation noch Revolutionen, weder Familienklüngel, Feldzüge, Finanzskandale noch zahllose theologische Zwistigkeiten konnten das oberste Hirtenamt je zum Erliegen bringen. Die heute von etlichen Beobachtern diagnostizierte Wiederkehr des Religiösen hat sich auch für den Vatikan überraschend positiv ausgewirkt: Was die römische Kurie und ihr feierlich gewähltes Oberhaupt der Welt mitteilen, wird bei aller fortdauernden Kritik bis weit in andere Konfessionen, ja weit über das Christentum hinaus mit Achtung gehört.
    Worauf stützt sich der älteste funktionierende Gottesstaat der Welt? Was half ihm zu überleben? Welche Zukunftsaussichten hat das Papsttum? Offiziöse Antworten darauf gibt gleich im vorderen Teil dieses Buches der wohl berufenste Kenner: Kardinal Walter Brandmüller, 84, gilt seit langem als Chefhistoriker des Vatikans. Für den frommen Gelehrten, der im Palazzo della Canonica direkt neben dem Petersdom wohnt, besteht kein Zweifel, dass der römische Primat »im genetischen Code des Christentums enthalten« ist.
    Viele innerhalb der zunehmend bunten christlichen Welt sehen das freilich anders. Kein Wunder, dass Friedrich Wilhelm Graf, einer der scharfsinnigsten protestantischen Kirchenhistoriker Deutschlands, gerade am Beispiel des Unfehlbarkeitsdogmas von 1870 die Tücken solcher Festlegungen und damit der päpstlichen Macht überhaupt zu demonstrieren weiß. Überzeitliche Autorität wahren und dennoch für aktuelle Nöte offen bleiben möchte Rom. So hat sich sein Weg durch die Epochen windungsreich und nur selten vorbildlich, dafür ungemein fesselnd gestaltet. Hohe Diplomatie und menschlich-allzumenschliche Begierden, kaltes Machtkalkül, Kompromissnot und Parteienhader, doch immer wieder auch raffinierte Schachzüge und glanzvolle mäzenatische Taten: Das Schicksal der Päpste bietet alles, was Weltgeschichte von jeher spannend gemacht hat.
    In möglichst vielen Aspekten versucht dieses Buch das dauerhaft aktuelle Phänomen zu zeigen. Am Schluss stellt sich unausweichlich die Frage, ob und wie das Papsttum die Kraft und die Zähigkeit in Ewigkeit bewahren kann. Der Romancier Martin Mosebach, der trotz seines katholischen Bekenntnisses durchaus
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