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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka
Autoren: McGill Gordon
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er ihr einen Schlag in die Magengrube versetzt. Dann waren
die Entschuldigungen und das Eingeständnis gekommen, daß er es
tatsächlich vergessen hatte; daß er aber nach Rom müsse, das sei nun
einmal nicht zu ändern. Das habe Vorrang, sogar vor dem fünfzigsten
Geburtstag. Er könne es sich einfach nicht leisten, eine Sitzung des
Führungsgremiums des Konsortiums zu versäumen, das müsse sie verstehen,
sonst würden womöglich wichtige Entscheidungen über seinen Kopf hinweg
getroffen werden, Sie hatte ihm geantwortet, sie verstehe ihn, und ihn
gebeten, sie wenigstens anzurufen. Sie schaute zum Telefon. Es war den
ganzen Tag über stumm geblieben.
    Â»Mutter?«
    Sie
blickte auf und sah Claudia im Türrahmen stehen. Sie sah schön aus, das
blonde Haar schimmerte wie in einer Shampoo-Reklame. Sie hatte braune
Augen wie ihr Vater und eine schlanke sportliche Figur; nur der
bekümmerte Gesichtsausdruck stand ihr nicht. Sie sollte lieber
glücklich sein mit dem jungen Mann, der oben auf sie wartet, dachte
Marianne.
    Â»Ist alles in Ordnung?« fragte Claudia.
    Â»Ja, es geht mir gut.«
    Claudia
schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid. Versuch doch, ihn anzurufen.
Oder hinterlaß ihm eine Nachricht im Hotel. Sag ihm, er ist verrückt,
seinen Geburtstag nicht hier mit dir zu verbringen.«
    Marianne
lächelte und deutete zur Decke. »Da oben wartet jemand auf dich.« Sie
schaute ihrer Tochter nach, als sie die Treppe hinaufging, und wünschte
ihr im stillen Glück; doch dann mußte sie wieder daran denken, daß dies
keine Frage von Glück oder Unglück war. Sie erhob sich und setzte ein
Lächeln auf, so wie man eine Maske aufsetzt. Sie hatte Gäste, um die
sie sich kümmern mußte. Sie mußte schauspielern, weil Thomas seinen
Geburtstag in Rom verbrachte.
    Sie
hatten sich zweimal geliebt; das erste Mal heftig und stürmisch, mit
fast brutaler Leidenschaft, dann ruhig und zärtlich. Danach hatten sie
geduscht, und jetzt war er dabei, sich anzuziehen, während sie mit
offenem Haar und in seidenem Bademantel auf der Terrasse stand, über
die Stadt Rom blickte und versuchte, sich damit abzufinden, daß er
abreisen mußte.
    Â»Mußt du heute abend zurück?« fragte sie, als er barfuß aus dem Schlafzimmer auf den Steinboden der Terrasse trat.
    Â»Leider ja«, antwortete Altenburg.
    Â»Bitte bleib doch!« bat sie ihn. »Leo ist nach Zürich gefahren. Wir brauchen ja nicht auszugehen zum Essen.«
    Â»Dein Mann zwingt mich dazu«, erwiderte Altenburg lächelnd, »wenn wir Dienstag starten sollen.«
    Seine
Sorgen kamen wieder. Nur für eine Stunde hatte er heute einmal nicht an
den bevorstehenden Start gedacht. Sie trat an die Hausbar, schenkte
zwei Cognacs ein und blickte über die Terrasse auf die Stadt, auf die
die letzten Strahlen der Abendsonne fielen. Waldegg hatte diese Wohnung
in erster Linie wegen des herrlichen Blicks gekauft.
    Altenburg
nahm das Glas und leerte es in einem Zug. Die Spannung kehrte wieder
zurück; und Giovanna wußte, daß zu seinen Sorgen auch noch
Schuldgefühle kamen. Sie schmiegte sich an ihn, um ihn ein wenig
aufzuheitern.
    Â»Ist es wirklich so gefährlich?« fragte sie.
    Â»Schwer
zu sagen«, erwiderte er. »Wir gehen doch ständig Risiken ein.« Er löste
sich von ihr und schaute sie an. »Warum in aller Welt hast du nur einen
Mann wie ihn geheiratet?«
    Die Frage war unfair, und das sagte sie ihm auch, aber er fuhr unbeirrt fort: »Und er hat wirklich keine Ahnung von uns beiden?«
    Â»Das
hast du doch selbst gesehen. Er bestand heute nachmittag doch geradezu
darauf, daß wir das PR-Programm zusammen ausarbeiten.«
    Er
nickte und starrte mit gerunzelter Stirn sein leeres Glas an, und
Giovanna konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu provozieren.
»Armer Thomas! Könnte es sein, daß du ein bißchen Angst vor ihm hast?«
    Er
schüttelte den Kopf, wie nicht anders erwartet; kein Liebhaber, ganz
gleich, wie weltmännisch oder aufgeklärt er auch sein mochte, würde so
etwas zugeben. Aber einen kleinen Fingerzeig gab er ihr doch, als er
nach einem kurzen Moment des Zögerns sagte: »Ich mag es bloß nicht, daß
er mich immer wie einen Angestellten behandelt.«
    Â»Das tut er mit jedem.«
    Altenburg nahm ihre Hand, küßte sie und sagte: »Aber dafür habe ich dich.«
    Sie
schmiegte sich
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