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Michel bringt die Welt in Ordnung

Michel bringt die Welt in Ordnung

Titel: Michel bringt die Welt in Ordnung
Autoren: Astrid Lindgren
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einmal ein anständiges Fenster in der Trissebude zu Stande bekommen hatte, sondern nur eine
     

     
    enge kleine Luke oben über der Tür! Michels Papa stierte böse auf die Luke, die allzu winzig war, und gab der Tür noch einige gewaltige Tritte. Und dann setzte er sich hin, um abzuwarten.
    Es gab nicht weniger als drei Sitzplätze in der Trissebude und auf einem davon ließ er sich nieder. Da saß er nun, knirschte mit den Zähnen und wartete blutrünstig darauf, dass endlich jemand kommen würde, jemand, der auch Geschäfte in der Trissebude verrichten musste.
    Und der kann einem Leid tun, denn den Ersten, der kommt, den bringe ich um, dachte er, und das war eigentlich ungerecht und nicht besonders nett von Michels Papa. Aber man muss ja auch verstehen, dass er wirklich wütend war.
    Über die Trissebude senkte sich die Dunkelheit. Michels Papa saß da und wartete und wartete – aber niemand kam. Er hörte den Regen aufs Dach trommeln, es war ein trostloses Geräusch. Er wurde wütender und wütender. Nein, sollte er hier einsam und im Dunkeln herumsitzen, während alle anderen da drinnen bei Licht und guter Laune zusammensaßen und auf seine Kosten schmausten! Nein, damit musste jetzt Schluss sein! Raus wollte er, raus! Und sei es durch die Luke!
    »Denn jetzt bin ich wütend«, sagte er laut und erhob sich von seinem Sitzplatz.
    In der Trissebude stand eine Kiste mit alten Zeitungen. Er stellte sie hochkant und stieg hinauf. Ja, das hier war hoch genug. So weit war alles gut, den kleinen Fensterrahmen nahm er ohne Schwierigkeiten heraus, steckte den Kopf aus der Luke und hielt Ausschau nach Hilfe.
    Hilfe war nicht zu sehen, stattdessen traf ihn ein Regenguss mit voller Kraft in den Nacken. Reichlich viel davon rann in seinen Hemdkragen, und das ist eine der unangenehmsten Stellen zum Auffangen von Regengüssen. Jetzt aber war Michels Papa durch nichts mehr zu bremsen. Selbst wenn sich die Sintflut über ihn ergießen sollte – er wollte raus!
     

     
    Mit großer Mühe zwängte er Arme und Schultern durch die Luke und dann arbeitete er sich Stück für Stück weiter.
    Wenn man nur richtig wütend ist, dann geht alles, dachte er. Aber genau da blieb er plötzlich stecken! Und zwar total! Er strengte sich so an, dass er blau im Gesicht wurde, er stieß mit den Füßen, schlenkerte wie wild mit den Armen und erreichte damit nur, dass die Kiste umfiel und er dann, ohne einen Halt für seine Füße, dahing und weder vorwärts noch rückwärts konnte – der arme Mann!
    Was macht nun ein Kirchenältester, der mit dem Vorderteil draußen im Regenschauer und mit dem Hinterteil innen im Lokus hängt? Schreit er um Hilfe? Nein, das tut er nicht! Nein, denn er kennt die Lönneberger. Er weiß genau, wenn das hier in der Gemeinde ruchbar wird, dann gibt es ein schallendes Gelächter, und das wird nicht aufhören, solange noch einer lebendig ist in Lönneberga und ganz Småland. Um Hilfe ruft er nicht!
    Michel, der zufrieden und froh zum Festessen zurückgekehrt war, tat inzwischen sein Bestes, um Klein-Ida zu unterhalten. Sie fand so eine Befragung langweilig, darum nahm er sie mit hinaus in den Flur und dort probierten sie Galoschen an. Die standen da in langen Reihen, große und kleine, und Ida kicherte begeistert, als Michel in den Galoschen des Pastors herumstelzte
     

     
    und »demzufolge« und »darüber hinaus« sagte, genau wie der Pastor. Aber schließlich lagen im ganzen Flur verstreut Galoschen herum und Michel, ordentlich wie er war, stapelte sie zu einem Haufen auf. Es wurde ein richtiger Berg, mitten im Flur.
    Dann fiel ihm plötzlich ein, dass er ja Knirpsschweinchen für den Abend einen Festschmaus versprochen hatte. Er machte einen Abstecher in die Küche, kratzte ein paar Reste in eine Schüssel zusammen und mit der Schüssel in der einen Hand und der Stalllaterne in der anderen zog er hinaus in Regen und Dunkelheit, um sein kleines Schwein aufzumuntern.
    Und da – oh, ich zittere, wenn ich daran denke! –, da erblickte er seinen Vater! Und sein Vater erblickte ihn!
     

     
    Oh, oh, oh, was doch manchmal alles geschehen kann!
    »Hol – sofort – Alfred!«, zischte sein Papa. »Und sag ihm, er soll ein Kilo Dynamit mitbringen, denn jetzt wird die Trissebude in die Luft gesprengt!«
    Michel lief und Alfred kam. Ohne Dynamit – das hatte Michels Papa wohl nicht im Ernst gemeint –, aber mit einer Säge. Ja, Michels Papa musste herausgesägt werden, anders ging es nicht.
    Und während Alfred
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